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Viertes Capitel. Die Mosaiken,
enthalten ausreichende Proben, welche man durch solche hei Presuhn, Pom-
peji. die neuesten Ausgrabungen u. s. w. ergänzen kann. Aus solchen Proben
sieht man, wie der Anfang damit gemacht wird, dass man in den rothgefärbten
Stucco mit weißen Steinchen einfache Linien und mathematische Figuren ein-
legt (Zahn 96), dass man sodann den ganzen Grund mit weißen Steinchen be-
deckt, in welche man mit dergleichen schwarzen zunächst gradlinige (96 unten),
sodann auch Figuren in krummen Linien einfügt, oder wie man, das Verhält -
niss umkehrend, den schwarzen Grund mit weißen Figuren ziert (96 links);
dass ferner die Muster, die fast wie Stick- oder Pläkelmuster erscheinen, immer
reicher und mannigfaltiger werden, ohne dass man andere Farben als weiß
und schwarz verwendet (96), dass ganz allmählich andere Farben zugezogen
werden wie z. P>. hei Zahn 56 in allerbescheidenster Weise ein helles Blau-
grau, bis endlich nach Aufnahme der Vielfarbigkeit die allerreichsten Muster
in sechs, sieben und noch mehren Farben, von denen Zahn 79 und 99 noch
keineswegs die vollendetsten bringt, in einer fast unzählbaren Menge kleiner
Steine, ähnlich den zahllosen Stichen einer Stickerei, dargestellt werden.
Die Anwendung des Mosaiks zur Darstellung verschiedener Gegenstände,
die Mosaikmalerei, welche der eigentlichen Malerei möglichst nahe zu kom-
men strebt, tritt nachweislich zuerst in der Zeit des wachsenden Luxus unter
den Nachfolgern Alexanders auf. Da die erste und wenn auch nicht aus-
schließlich, so doch besonders zu billigende Anwendung die zu Fußböden ist,
so begreift sich der etwas wunderliche Gegenstand des ältesten Mosaiks, von
dem Erwähnung geschieht, von Sosos von Pergamon. Dies Mosaik stellte
nämlich nach Plinius (36, 184) »Speisereste und was sonst ausgekehrt zu werden
pflegt, als sei es auf dem Fußboden liegen geblieben, mit kleinen, mannigfach
gefärbten Würfelchen nachgebildet« dar, daneben freilich auch ein Gefäß mit
trinkenden und sich sonnenden Tauben, welches in mehren Nachahmungen,
darunter diejenige aus der Villa Pladrians im capitolinischen Museum die be-
rühmteste ist, auf uns gekommen und in vielen modernen Kunstwerken,
Broschen und dergl. nachgebildet ist. Aber schon um die Mitte oder gegen
das Ende des 3. Jahrhunderts werden uns große Figurendarstellungen in Mosaik
genannt; so war in den Fußböden eines kolossalen Prachtschiffes Hierons II.
von Syrakus, an denen 300 Arbeiter ein Jahr lang arbeiteten, der ganze Mythus
von Troia in Mosaiken dargestellt. In der römischen Kaiserzeit kam die
Mosaikmalerei immer mehr in Aufnahme und wurde in allen Provinzen geübt,
so dass auch wir noch außer in Italien in entfernten Theilen des Weltreiches, in
Frankreich, England, den Rhein- und Donauländern (Köln, Weingarten,
Nennig, Trier, Salzburg) nicht weniger wie in Afrika (Constantine) zum Theil
nicht unbedeutende Mosaikgemälde aufgefunden haben. Auch begnügte sich
die Prachtliehe und der Luxus nicht mehr mit Mosaikfußböden, sondern über-
trug diese Technik auf Gemälde an Wänden, so in Pompeji z. B. in der Casa
di Apolline und, was jedenfalls eine Geschmacklosigkeit ist, an Pfeilern und
Säulen, wie wir dergleichen in Pompeji ebenfalls schon kennen gelernt
haben.
Als Material dieser Malereien erscheinen Würfel oder genauer gesprochen
Stifte von farbigem Thon, von Stein, Marmor, später von kostbaren Steinarten,
Viertes Capitel. Die Mosaiken,
enthalten ausreichende Proben, welche man durch solche hei Presuhn, Pom-
peji. die neuesten Ausgrabungen u. s. w. ergänzen kann. Aus solchen Proben
sieht man, wie der Anfang damit gemacht wird, dass man in den rothgefärbten
Stucco mit weißen Steinchen einfache Linien und mathematische Figuren ein-
legt (Zahn 96), dass man sodann den ganzen Grund mit weißen Steinchen be-
deckt, in welche man mit dergleichen schwarzen zunächst gradlinige (96 unten),
sodann auch Figuren in krummen Linien einfügt, oder wie man, das Verhält -
niss umkehrend, den schwarzen Grund mit weißen Figuren ziert (96 links);
dass ferner die Muster, die fast wie Stick- oder Pläkelmuster erscheinen, immer
reicher und mannigfaltiger werden, ohne dass man andere Farben als weiß
und schwarz verwendet (96), dass ganz allmählich andere Farben zugezogen
werden wie z. P>. hei Zahn 56 in allerbescheidenster Weise ein helles Blau-
grau, bis endlich nach Aufnahme der Vielfarbigkeit die allerreichsten Muster
in sechs, sieben und noch mehren Farben, von denen Zahn 79 und 99 noch
keineswegs die vollendetsten bringt, in einer fast unzählbaren Menge kleiner
Steine, ähnlich den zahllosen Stichen einer Stickerei, dargestellt werden.
Die Anwendung des Mosaiks zur Darstellung verschiedener Gegenstände,
die Mosaikmalerei, welche der eigentlichen Malerei möglichst nahe zu kom-
men strebt, tritt nachweislich zuerst in der Zeit des wachsenden Luxus unter
den Nachfolgern Alexanders auf. Da die erste und wenn auch nicht aus-
schließlich, so doch besonders zu billigende Anwendung die zu Fußböden ist,
so begreift sich der etwas wunderliche Gegenstand des ältesten Mosaiks, von
dem Erwähnung geschieht, von Sosos von Pergamon. Dies Mosaik stellte
nämlich nach Plinius (36, 184) »Speisereste und was sonst ausgekehrt zu werden
pflegt, als sei es auf dem Fußboden liegen geblieben, mit kleinen, mannigfach
gefärbten Würfelchen nachgebildet« dar, daneben freilich auch ein Gefäß mit
trinkenden und sich sonnenden Tauben, welches in mehren Nachahmungen,
darunter diejenige aus der Villa Pladrians im capitolinischen Museum die be-
rühmteste ist, auf uns gekommen und in vielen modernen Kunstwerken,
Broschen und dergl. nachgebildet ist. Aber schon um die Mitte oder gegen
das Ende des 3. Jahrhunderts werden uns große Figurendarstellungen in Mosaik
genannt; so war in den Fußböden eines kolossalen Prachtschiffes Hierons II.
von Syrakus, an denen 300 Arbeiter ein Jahr lang arbeiteten, der ganze Mythus
von Troia in Mosaiken dargestellt. In der römischen Kaiserzeit kam die
Mosaikmalerei immer mehr in Aufnahme und wurde in allen Provinzen geübt,
so dass auch wir noch außer in Italien in entfernten Theilen des Weltreiches, in
Frankreich, England, den Rhein- und Donauländern (Köln, Weingarten,
Nennig, Trier, Salzburg) nicht weniger wie in Afrika (Constantine) zum Theil
nicht unbedeutende Mosaikgemälde aufgefunden haben. Auch begnügte sich
die Prachtliehe und der Luxus nicht mehr mit Mosaikfußböden, sondern über-
trug diese Technik auf Gemälde an Wänden, so in Pompeji z. B. in der Casa
di Apolline und, was jedenfalls eine Geschmacklosigkeit ist, an Pfeilern und
Säulen, wie wir dergleichen in Pompeji ebenfalls schon kennen gelernt
haben.
Als Material dieser Malereien erscheinen Würfel oder genauer gesprochen
Stifte von farbigem Thon, von Stein, Marmor, später von kostbaren Steinarten,