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Viertes Capitel.

Der in Fig. 174 gegebene Plan zweier großen, in den Jaliren 1828 und
1829 ausgegrabenen, unter den Namen Casa del centauro und Casa dei
D ioscuri [di Castore e Polluce) oder del questore bekannten großen
Häuser an der Mercurstraße 'VI, 9, 3—7 ; No. 38 und 39 im Plan), zeigt uns
ein Doppelbeispiel des so häufigen Vorganges der Vereinigung rnehrer älteren
Häuser zu einem großen. Man hat hier nicht, wie beim Hause des Pausa und
in anderen noch zu besprechenden Fällen, das Alte vollständig oder fast voll-
ständig weggeräumt, um von Grund auf in größeren Verhältnissen neu zu
bauen, andererseits aber auch sich nicht begnügt, die älteren Häuser einfach
in Verbindung zu setzen, wie im Hause des Siricus, sondern man hat sie so
viel wie möglich benutzt, aber auch, so weit es nöthig war, gründlich um-
gebaut, aus welchem Verfahren sich eine gewisse Unregelmäßigkeit des Grund-
risses mit Nothwendigkeit ergeben musste. Über die Benutzung der Theile
solcher großen Häuser lässt sich etwas Allgemeines nicht sagen. War das eine
der so verbundenen Häuser ein kleines, schmuckloses neben einem großem und
reichern, so ist es ganz natürlich, dass man das kleinere als Sclavenwohnung,
zu Haushaltungs- und Arbeitsräumen, zur Unterbringung von Gästen u. s. w.
benutzte und die größeren und schöneren Räume dem Verkehr der Gesellschaft
und ähnlichen Zwecken vorbehielt. Pläufig mochten auch verwandte Familien
sich ein solches großes Haus theilen, oder die verschiedenen Theile mochten
zu verschiedenen Jahreszeiten vorzugsweise benutzt werden.

(No. 20.) Die Casa del centauro. VI, 9, 3—5, A. B auf dem Plan Fig. 174
ist vermuthlich schon in vorrömischer Zeit durch Vereinigung dreier Häuser
entstanden; Avir schließen dies daraus, dass die namentlich in 3, 32 und an dem

Fig. 174. Plan der Casa del centauro und der Casa dei Dioscuri. (Norden links.)

Garten 29 erhaltene Decoration ersten Stils im Wesentlichen die jetzige Gestalt
des Hauses voraussetzt138). Wir betrachten zuerst die Abtheilung A. 1 Ostium,
mit Thür gleich an der Straße, vor der Mitte durch eine Stufe zwischen zwei
Pfosten unterbrochen ; zu seinen Seiten zwei Zimmer 2, 3 mit Fenstern nach der
Straße, die aber so hoch angebracht sind, dass sie sich recht deutlich als bloße
 
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