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Breternitz, Patrick; Universität zu Köln [Mitarb.]
Quellen und Forschungen zum Recht im Mittelalter (Band 12): Königtum und Recht nach dem Dynastiewechsel: das Königskapitular Pippins des Jüngeren — Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.74404#0032
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1.3 Datierungsfragen

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findet.110 Daraus haben Mordek und Glatthaar geschlossen, dass in Ver bereits
früher eine Synode stattgefunden haben muss.111 Unter der Prämisse, dass Pip-
pin zum Zeitpunkt dieser Synode schon König war, datiert Glatthaar die Capi-
tula Vernensia in die Zeit zwischen dem Dynastiewechsel und den Capitula de
censibus ecclesiarum.112 Die Kenntnis und die Datierung dieser ansonsten nicht
bezeugten Versammlung in Ver beruhen also allein auf dem ersten Kapitel der
Capitula de censibus ecclesiarum, deren Echtheit umstritten ist. Deshalb wird
nach der Beurteilung von deren Authentizität noch einmal auf die Capitula
Vernensia zurückzukommen sein. Auf diese Versammlung in Ver bezieht
Glatthaar noch zwei weitere Rückverweise unter den Konzilsbeschlüssen von
Ver 755. Kapitel 20 und 21 von Ver verweisen auf eine ille alius synodus, bei der
Glatthaar mit Perels davon ausgeht, dass sie ebenfalls in Ver stattgefunden habe,
weil kein Ort genannt sei.113
1.3.2 Die sogenannten Capitula de censibus ecclesiarum
Den Capitula de censibus ecclesiarum kommt eine zentrale Bedeutung für
Glatthaars Datierungsvorschläge des Königskapitulars zu. Das erste Kapitel
regelt, dass diejenigen, die auf Befehl des Königs Kirchengut erhalten haben, den
entsprechenden Eigentümern den census oder den Zehnten und Neunten voll-
ständig entrichten, wie es in Ver angeordnet worden sei. Wer dieser Verpflich-
tung nicht nachkomme, solle die Güter verlieren. Das zweite Kapitel ordnet an,
dass diejenigen, die Dörfer oder Kirchen innehaben, den census oder das Wachs
an das Bistum abführen. Ansonsten drohe die Zahlung des Königsbanns.
Die beiden Kapitel sind allein bei Benedictus Levita, einer Sammlung echter
und gefälschter Kapitularien aus der Mitte des 9. Jahrhunderts als Kapitel 13 und
14 des ersten Buches überliefert114:
[De his, qui res ecclesiasticas verbo domni reges tenent.]
(1) Ut illi homines, qui res ecclesiasticas per verbum domni regis tenent, sic
ordinatum est, ut illas ecclesias, unde sunt, vel illas domus episcopii vel
monasterii, cuius esse noscuntur, iuxta quod de ipsis rebus tenent, emendare
debeant, et illos census vel illas decimas ac nonas ibidem dare pleniter debeant,
sicut eis ad Vernum ordinavimus. Et qui hoc non fecerit, ipsas res perdat.
[Ut presbiteri, qui vicos vel ecclesias tenent, ceram vel alios census ad matrem
civitatis ecclesiam persolvant, sicut consuetudo fuit.]

110 Vgl. Glatthaar, Bonifatius, S. 338.

111 Vgl. Mordek, Kapitularien, S. 12; Glatthaar, Bonifatius, S. 338.

112 Vgl. Glatthaar, Bonifatius, S. 355.

113 Vgl. Glatthaar, Bonifatius, S. 340.

114 Der Text inklusive der Rubriken, die wohl auf jeden Fall auf Benedictus zurückgehen, folgt
Glatthaar, Bonifatius, S. 337. Vgl. auch die digitale Vorabedition von Gerhard Schmitz http://
www.benedictus.mgh.de/edition/aktuell/libl.pdf.
 
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