120
4. Münzen
Rene Klein stellte 1998 die These auf, dass es sich bei der Münzreform Pip-
pins mit der Relation zwischen Pfund und Solidus von 1 zu 22 um einen Kom-
promiss zwischen zwei nebeneinander existierenden Münzsystemen mit den
Relationen 1 zu 20 im Norden und 1 zu 24 im Süden des Frankenreichs handele.
Klein bietet somit auch eine Erklärung für die ungewöhnliche Relation 1 zu 22,110
die er als arithmetisches Mittel deutet. Doch seine Prämissen über das mero-
wingische Münzwesen können, wie gezeigt wurde, nicht bewiesen werden.111
Auch wenn Kleins Theorie im Detail nicht nachweisbar ist, liegt der Grundge-
danke nicht fern, dass es Pippin bei der Münzreform auch metrologisch be-
trachtet vor allem um Vereinheitlichung ging. Auch wenn bezüglich des mero-
wingischen Silberdenars große Unsicherheit über sein intendiertes Gewicht be-
steht, sind doch bei den friesischen Sceattas Gewichtsunterschiede zwischen den
Serien erkennbar. Durch das Ende einer eigenständigen Münzprägung bei den
Friesen und durch die Münzreform Pippins entstand ein einheitliches Münz-
system. Doch muss stets bedacht werden, dass nur das Durchschnittsgewicht der
Münzen einheitlich war. Aufgrund der al pondo-Prägung war das reale Gewicht
der ausgeprägten Denare weiterhin uneinheitlich.112 Daher darf die Wirkung
dieser Vereinheitlichung auf das Wirtschaftsleben auch nicht zu hoch bewertet
werden. Ebenso fraglich ist, ob Pippin hier eine gezielte Förderung des Handels
unterstellt werden darf. Dies gilt vor allem im Hinblick auf die von manchen
postulierte Kompatibilität des pippinischen Silberdenars mit dem arabischen
Dirham.113
Möglicherweise eingetretene wirtschaftliche Folgen können aber auch nicht
intendiert oder zumindest von sekundärem Interesse gewesen sein. Denn, wie
gezeigt werden wird, ist das Hauptziel der Münzreform die Verbreitung der
neuen Münztypen mit Hinweis auf Pippins Königtum, für das eine Vereinheit-
lichung auch von großer Bedeutung war.
bei einer solchen von Kluge vorgeschlagenen indirekten Erhöhung der Ausgleichszahlungen auf
jeden Fall zu den Verlierern zählen würden.
110 22 enthält mit 11 eine ungewöhnlich hohe Primzahl. Das gleichmäßige Teilen in 11 Teile ist
deutlich schwerer als in 3 (beispielsweise bei 24 =2*2*2*3) oder 5 (beispielweise bei 25 = 5 * 5).
111 In eine ähnliche Richtung gehen Grierson — Blackburn, Early Middle Ages, S. 204, die das Ziel der
Münzreform darin sehen, die leichteren merowingischen Denare abzulösen.
112 Über die Breite der Streuung bei der al pondo-Prägung lassen sich für die Zeit Pippins keine
gesicherten Aussagen treffen, da die meisten Emissionen nur in einem Exemplar oder einigen
wenigen bekannt sind, so dass keine statistisch belastbaren Aussagen möglich sind, und zwar
unabhängig von den Problemen, die auftreten, wenn aus dem heutigen Gewicht auf das Gewicht
bei der Prägung geschlossen werden soll.
113 Vgl. beispielsweise Bolin, Mohammed; S. 14f. Klein, Münzreform, S. 227. Sarah, L'avenement,
S. 190 betont hingegen, dass anhand des Durchschnittsgewichts gefundener Denare und Dir-
hams metrologisch keine direkte Verbindung in Bezug auf das Gewicht zwischen beiden
Münzsystemen gefunden werde könne.
4. Münzen
Rene Klein stellte 1998 die These auf, dass es sich bei der Münzreform Pip-
pins mit der Relation zwischen Pfund und Solidus von 1 zu 22 um einen Kom-
promiss zwischen zwei nebeneinander existierenden Münzsystemen mit den
Relationen 1 zu 20 im Norden und 1 zu 24 im Süden des Frankenreichs handele.
Klein bietet somit auch eine Erklärung für die ungewöhnliche Relation 1 zu 22,110
die er als arithmetisches Mittel deutet. Doch seine Prämissen über das mero-
wingische Münzwesen können, wie gezeigt wurde, nicht bewiesen werden.111
Auch wenn Kleins Theorie im Detail nicht nachweisbar ist, liegt der Grundge-
danke nicht fern, dass es Pippin bei der Münzreform auch metrologisch be-
trachtet vor allem um Vereinheitlichung ging. Auch wenn bezüglich des mero-
wingischen Silberdenars große Unsicherheit über sein intendiertes Gewicht be-
steht, sind doch bei den friesischen Sceattas Gewichtsunterschiede zwischen den
Serien erkennbar. Durch das Ende einer eigenständigen Münzprägung bei den
Friesen und durch die Münzreform Pippins entstand ein einheitliches Münz-
system. Doch muss stets bedacht werden, dass nur das Durchschnittsgewicht der
Münzen einheitlich war. Aufgrund der al pondo-Prägung war das reale Gewicht
der ausgeprägten Denare weiterhin uneinheitlich.112 Daher darf die Wirkung
dieser Vereinheitlichung auf das Wirtschaftsleben auch nicht zu hoch bewertet
werden. Ebenso fraglich ist, ob Pippin hier eine gezielte Förderung des Handels
unterstellt werden darf. Dies gilt vor allem im Hinblick auf die von manchen
postulierte Kompatibilität des pippinischen Silberdenars mit dem arabischen
Dirham.113
Möglicherweise eingetretene wirtschaftliche Folgen können aber auch nicht
intendiert oder zumindest von sekundärem Interesse gewesen sein. Denn, wie
gezeigt werden wird, ist das Hauptziel der Münzreform die Verbreitung der
neuen Münztypen mit Hinweis auf Pippins Königtum, für das eine Vereinheit-
lichung auch von großer Bedeutung war.
bei einer solchen von Kluge vorgeschlagenen indirekten Erhöhung der Ausgleichszahlungen auf
jeden Fall zu den Verlierern zählen würden.
110 22 enthält mit 11 eine ungewöhnlich hohe Primzahl. Das gleichmäßige Teilen in 11 Teile ist
deutlich schwerer als in 3 (beispielsweise bei 24 =2*2*2*3) oder 5 (beispielweise bei 25 = 5 * 5).
111 In eine ähnliche Richtung gehen Grierson — Blackburn, Early Middle Ages, S. 204, die das Ziel der
Münzreform darin sehen, die leichteren merowingischen Denare abzulösen.
112 Über die Breite der Streuung bei der al pondo-Prägung lassen sich für die Zeit Pippins keine
gesicherten Aussagen treffen, da die meisten Emissionen nur in einem Exemplar oder einigen
wenigen bekannt sind, so dass keine statistisch belastbaren Aussagen möglich sind, und zwar
unabhängig von den Problemen, die auftreten, wenn aus dem heutigen Gewicht auf das Gewicht
bei der Prägung geschlossen werden soll.
113 Vgl. beispielsweise Bolin, Mohammed; S. 14f. Klein, Münzreform, S. 227. Sarah, L'avenement,
S. 190 betont hingegen, dass anhand des Durchschnittsgewichts gefundener Denare und Dir-
hams metrologisch keine direkte Verbindung in Bezug auf das Gewicht zwischen beiden
Münzsystemen gefunden werde könne.