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Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Editor]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Editor]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 24.1902

DOI issue:
Nr. 1-2
DOI article:
Spiegelberg, Wilhelm: Varia
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.12429#0041

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VARIA

Niemand leugnet heutzutage, dass die Sprache des alten ^Egyptens ebenso ihre
Mundarten besass wie ihre Tochter das Koptische. Dass wir das heute nur noch ahnen
kônnen, liegt daran, dass die Mundart vor allem in der Vokalisation zu Tage trat,
welche in der hieroglyphischen Schrift verschwindet. Wir mûssen also vom Kopti-
schen ausgehen, wo wir clie Mundarten unterscheiden kônnen, nur so kônnen wir m. E.
die Transcriptionen von Nichtâgyptern in ihrem Vokalismus verstehen.

Wenden wir uns zunâchst den Transcriptionen des Gottesnamens Amon zu. Das
Koptische &«ora zeigt uns deutlich, dass wir hier eine Nominalbildung vor uns haben
mit dem Bildungsvokal nach dem zweiten Konsonanten, also eine Bildung wie totot
aus tw6t. In 3m6n ist der Hùlfsvokal ë der Doppelkonsonanz vor k zu à geworden und
der Bildungsvokal u ist in den spâteren Transcriptionen (seit Herodot)1 durch ô ersetzt
worden.

In der âlteren keilschriftlichen Wieclergabe lautet der Gottesname Amànu, in der
jùngeren Amànu und Amùnu, wobei ich auf Grund der âgyptischen Lautgesetze
accentuiert habe. Wir haben also 3 Bildungsvokale, clie sich in folgendem Schéma
darstellen :

a. Keilschrift

Alt (babytonisch) a
Jûnger (assyrisch) û

b. Griechisch
Alt û
Jùnger 5

c. Koptisch
û

Ich glaube nicht, das sich daraus eine lautphysiologische Vokalfolge ergiebt, die
auch chronologisch stand hait.

Ich glaube vielmehr, dass Avir nur auf dialektalem Wege zu einer Lôsung der
Schwierigkeiten gelangen kônnen. Wirwissen jetzt, dass sich innerhalb verschiedener
uns noch bekannter Dialecte'2 der Wechsel von a : 5 : û findet.

So tritt im Fajumischen gelegentlich fur w (ô) ein ^ (â) ein, was sich noch in
griechischen Transcriptionen3 wie ®&% (fur eûz) oder uajaO^ (f. nauw0tç) nachweisen
làsst''. Andrerseits ist bekannt, dass im Achmimischen oft ein û dem ô der anderen
Dialekte entspricht5.

Bei dieeem Befande scheint es mir ara nàchsten zu liegen, die schwankende
Wiedergabe des Bildungsvokals des Gottesnamens einfach auf die Verschiedenartig-
keit desselben in den verschiedenen Dialekten zurûckzufùhren. Der Babylonier, welcher

1. S. Sethe, Verbum, I, § 44, 5.

2. Ich brauche kaum darau zu erinnern, dass nur ein geringer Bruchteil der gewiss zahlreichen Dialecte
des alten iEgyptens auf uns gekommeu ist.

3. Stern, Kopt. Grain., § 13, 47.

4. S. Spiegelberg, Demolische Studien, I, S. 24% und Recueil, XXIV. Die griechische Wiedergabe des
Namens Thot. (Im Druck.)

5. Stern, in À. Z., 1886, S. 130.
 
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