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Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Editor]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Editor]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 24.1902

DOI issue:
Nr. 3-4
DOI article:
Spiegelberg, Wilhelm: Eine Künstlerinschrift des Neuen Reiches
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.12429#0198

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186

EINE KÙNSTLERINSCHRIFT DES NEUEN REICHES

ÙBERSETZUNG

a) « .....er war kein Maler-Lehrling (Geselle) (oder « Schablonenzeichner » ).

Sein Herz leitete ihn selbst, kein Vorgesetzter gab ihm die Anleitung. Erwar ein Maler,
geschickt mit seinen Fingern, verstândigen Herzens fur jede Arbeit. Ihn holte (berief)
der (Hohe)-priester der Nechbet Stiw, lira sein Grab mît Darstellungen zu schmûcken1
(o. à.) im Jahre 3 des Kônigs Ramses IX. »

b) « Môge Nechbet, die weisse von Necfinï, die flûgelausbreitende2 (?), clie
Herrin von Fcg3, un cl Hathor, clie Fur s tin der Necropolis, ein kônigliches Opfer geben4
dem Ka des Priesters, Schreibers des Gottesbuches, Priesters der M'S-t, Opfer-
schreibers (?) im Hause des Chnum und der Nbw-t Mrj-R\ des Verstorbenen. Er hat
dièse Zeichnungen mit seinen Fingern selbst gemacht, [als]3 er kam, um clas Grab des
verstorbenen Hohenpriesters der Nechbet St',w auszuschmûcken.

Siehe was den verstorbenen Schreiber des Gottesbuches Mrj-Ft anlangt, so war
er kein Maler-Lehrling (oder Schablonenzeichner). Sein Herz leitete ihn6 selbst, kein
Vorgesetzter gab ihm die Anleitung. Er war ein kluger Zeichner, geschickt mit seinen
Fingern, verstândigen Herzens in allem ».

Die beiden Inschriften stimmen in den wesentlicheh Punkten zum Teil wôrtlich
ùberein, so dass man den Anfang von a unsehwer nach b ergânzen wird. Danach war
Meri-Re'1, als Kùnstler im Kultus des Tempels von Esne8 thàtig und von dem
Hohenpriester Stow nach dem benachbarten El Kab berufen worclen, um die Relief-
schmùckung des hohenpriesterlichen Grabes auszufûhren. Dièse Arbeit fùhrte Meri-Re*
selbststândig nach eigenen Entwûrfen durch. Die Wendungen, welche dièse Angabe
enthalten, sind daclurch von besonderem Interesse, weil sie ûber die Stellung und

1. Zu mtnte, vgl. Brugsch, Wb., VI, S. 579 fï. Das Verbum heisst vielleicht allgemein « darstellen » in
Zeichnung oder Relief. Dass ein Verbum « zeiclmen, malen und modellieren » bedeutet, wird niemanden ver-
wundern, der daran denkt. dass die âgypiische Kunst zwischen Malerei und Relief keinen wesentlichen
Unterschied kennt (Erman, Àgypteti, S. 530). Zu den a. O. geaebenen Beispielen fùge ich Darkspy, Ostraca,

T. VI, 25.029, wo ein Schreiber oder Maler von Thot sagt _ _ _ j] , VSr ? ~c

iv i ^=^5 u i m i c o @

« mein Auge sieht dicb, mein Einger malt (zeichnet) dich». Beachte auch das Determiuauv in b.

2. Nach Griffiths Deuiung Paheri, S. 27.

3. S. Brugsch, Dict. géogr.. S. ;43.

4. Den problematischen Wert dieser Ùbersetzung der immer noch nicht sicher erklârten Formel brauche
ich wohl kaum zu betonen.

5. Ergànze etwa hlï.

6. —h— steht fur yj> wie hàufig in Inschriften am Ausgang den neuen Reiches. Vgl. À.Z., 1896, S. 21.

7. Er ist wohl mit, dem Maler identisch, der sich nach Bœdeker (1902), S. 315, mit der Palette in der Hand
in dem Grabe hat darstellen la-sen.

8. Zu der Verbindung der Gôtter Chnum, Nbw-t und Me siehe Brugsch, Mythologie, S. 506.
 
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