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Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Editor]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Editor]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 35.1913

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Nr. 3-4
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Spiegelberg, Wilhelm: Zwei Kaufverträge aus der Zeit des Königs Harmachis: (Papyrus Carnarvon I und II)
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https://doi.org/10.11588/diglit.12746#0165
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ZWEI KAUFVERTRÀGE AUS DER ZEIT DES KÔNIGS HARMACHIS , , 151

Diebeiden Pap. Carnarvon, wie ich sie kurz nach ihrem Entdecker genannt habe,
sind schon durch ihre Datierung bemerkenswert. Denn sie stammen aus der Regierung
eines jener einheimischen Konige, die eine Zeit lang einen Teil Obenïgyptens beherr-
scht haben1. Aus allgemeinen Erwâgungen liât man ihre Herrschaft in die Zeit des
Ptolemaios Epiphanes (205-181 v. Chr.) gesetzt. Dièse neuen Urkunden geben uns jetzt
wenn auch keine ganz genaue Datierung so doch eine sichere Datierungsgrundlage.
Sie sind nàmlich von demselben Notar « Petamenophis, dem Sohne des Petemestus,
dem Aktenschreiber von Pois in dem Nordbezirk2 » unterzeichnet wie der Revue
êgyptologique, III, S. 2, mitgeteilte Pap. British Muséum 10392 vom 12. Jahre des
Ptolemaios Philopator (211/10 v. Chr.), von demselben Notar, der auch eine ebendort
verôffentlichte aus dem 15. Jahre desselben Herrschers (208/7 v. Chr.) datierte Ur-
kunde unterschrieben hat. Uberdies kehren einige Zeugennamen der erstgenannten
Urkunde (siehe Seite 155, Anm. 2) in den Pap. Carnarvon wieder. Damit erhalt .die
zuerst von Revillout vertretene zeitliche Ansetzung in der Hauptsache eine schone
Bestiitigung. Man wird sich aber doch fragen dùrfen, ob man nicht mit dem ersten
der beiden Herrscher Harmachis in die Regierungszeit des Philopator zurûckgehen
darf. Dabei verdient hervorgehoben zu werden, dass nach Seite 8 und 44 des Ausgra-
bungsberichtes zusammen mit den beiden Pap. Carnarvon Kupfermùnzen des Ptole-
maios III und IV gefunden worden sind.

Aus der Regierungszeit des hier genannten Kônigs Harmachis sind noch 3 weitere
Urkunden bekannt, und zwar aus dem 3.3, 5.'' und 6.5 Jahre seiner Regierung. Dazu
kommen jetzt die Pap. Carnarvon mit dem Jahre 4 und ein Brief auf einer Kalkstein-
platte aus dem Jahre 1°. Es ist mir sehr wahrscheinlich, dass Harmachis wie sein
Nachfolger Anchmachis âthiopische Herrscher waren, die vorùbergehend in der The-
bais festen Fuss fassten. Zu den Thatsachen, auf die Krall7 dièse Ansicht stùtzte,
môchte ich noch das Epitheton dieser Konige fûgen « geliebt von Isis, geliebt von
Amonrasonter, dem grossen Gotte », d. h. von 2 Gôttern, welche zu den Hauptgôttern
Athiopiens gehôrten. Der thebanische Gott Amon hat die Àthiopen immer wiecler
zu der ehemaligen Hauptstadt des âgyptischen Reiches hingezogen, wo die Wiege des
Kultus und der Kultur Àthiopiens stand. So ist es begreiflich, dass sich das Ziel âthio-
pischer Invasionen vornehmlich auf Theben richtete, und dass dort auch ein âthiopi-
scher Herrscher mit seinen thebanischen Traditionen, die sich gewiss in allerhand
frommen Stiftungen fur den thebanischen Amonstempel ausserten, mit ofîenen Armen
empfangen wurde. Wer weiss, ob nicht die ganze âgyptische Herrlichkeit dieser âthio-
pischen Herrscher darin bestand, dass der Tempel des Amon mit seinem Tempelgut

1. Siehe jetzt Walter Otto bei Pauly-Wissowa, Realencyelop., unter Harmachis, wo freilich mit Unrecht
von 3 einheimischen Kônigen gesprochea wird. Denn Harmachis ist mit « Hr... » identisch.

2. Siehe dazu No. VIII des folgenden Kommentars.

3. Demot. Pap. Berlin 3145. — Die bisherige Lesung 4 ist, wie namentlich der Vergleich mit unserem Pa-
pyrus lehrt, aufzugeben.

4. Demot. Pap. Berlin 3142.

5. Revue êgyptologique, I, 121.

6. Cairo 38258, von Legrain in Karnak gefunden, und À. Z., L (1912-1913), verôfïentlicht,

7. Stuclien zur Geschiehte des alten Àgypten, II, S. 43 fï.
 
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