Reichenau: Oberzell und der Damm über
den Gnadensee aus 200 m gegen NNO., dahinter der Bodanrücken mit den Drumlinhügeln
GEOLOGIE UND VORGESCHICHTE
DIREKTOR DR. W. SCHMIDLE/KONSTANZ
Auch die Geologie ist eine
geschichtliche Wissenschaft, doch erzählt
sie nicht die Schicksale der Menschen und
ihrer Einrichtungen, sondern untersucht die Ver-
änderungen, welche Berge und Täler, Festländer
und M eere und mit ihnen die gesamte Tier-
und Pflanzenwelt im Laufe der Jahrmillionen
erlitten. Ihre Urkunden hat nicht der Mensch
geschrieben; die Natur selbst grub sie in den Erd-
boden, in Felsen und Höhen ein, wo sie der
Mensch nach langem und heißem Bemühen wenig-
stens teilweise zu entziffern gelernt hat.
Welches sind nun diese Urkunden, und was er-
zählen sie über die Schicksale unserer Insel?
Durchwandern wir sie in ihrer ganzen Länge vom
vogelartigen Kopfe im Osten, der die Schopflen
trägt, bis zu den drei Hörnern, die sie westwärts
den Hegauvulkanen entgegenstreckt, so treffen
wir nur Gesteine der Eiszeit. Soweit ihr Boden
über das Wasser ragt und in noch größerer Tiefe
besteht er nur aus Schottern und Lehmen, die der
Reichenau und Umgebung:
Punktiert = glaziale Kiese, mit Kreuzen versehen = Grundmoräne,
schwarz = Drumhnhügel. Die Tiefenlinien des Untersees in 10m Ab-
stand sind gestrichelt, in 5 m punktiert. Die schraffierte Linie am Ufer
des Bodanrückens bedeutet eine alte Strandlinie, der Pfahlbau nördlich
Oberzell ist als gestricheltes Rechteck gezeichnet.
Rheingletscher einst aus den Alpen brachte, oder
aus Torf, der durch nacheiszeitlichen Pflanzen-
wuchs entstanden ist. Die Insel ist also geologisch
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