Albert, Peter P.; Beyerle, Konrad [Hrsg.]: Die Kultur der Abtei Reichenau: Erinnerungsschrift zur zwölfhundertsten Wiederkehr des Gründungsjahres des Inselklosters 724-1924 (1. Halbband) (München: Verlag der Muenchner Drucke, 1925)

Radolfzell von Osten nach einem alten Stahlstich

DIE MARKTGRÜNDUNGEN DER REICHENAUER ABTE
UND DIE ENTSTEHUNG DER GEMEINDE REICHENAU

PROFESSOR DR. KONRAD
ER MACHTBEREICH DER GRUND-
Herrschaft hatte seinen Schwerpunkt in den
Leistungen und Lasten der Hintersassen. Da
waren die Leute an die Scholle gebunden und
unterlagen Beschränkungen in bezug auf Ver-
mögenserwerb, auf Eheschließung und Erbrecht.
Der Rechtszwang war das Ursprüngliche in die-
sem Rechtskreis des Hofrechts und seiner pri-
vaten Gerichtsbarkeit. Wo im Laufe der Zeit
auch hier Abmilderungen eintraten, handelt tes
sich um Durchbrechungen der alten Norm, um
jüngere Zugeständnisse an die soziale Ent-
wicklung.
Es gab aber auch eine Welt der rechtlichen Frei-
heit und Freizügigkeit von hause aus, in der sich

BEYERLE / MÜNCHEN
die Interessen der Großen mit dem Freiheits-
streben der Klemen berührten, die Welt des Bür-
gertums. Aus Märkten sind die deutschen Städte
erwachsen. Die Märkte aber waren nach dem
Vorbild der alten Handelsplätze an Rhein und
Donau Horte des öffentlichen Rechts und der
persönlichen Freiheit von Anbeginn. Ihr Rechts-
kreis zielte auf Entfesselung, nicht auf Bindung
der wirtschaftlichen und sozialen Kräfte. Er war
auf Rechtsvergünstigungen aufgebaut, aus denen
Gewerbe, Handel und Verkehr erblühten.
Doch wechselten die Mittel und Formen dieses
öffentlichen Rechts der Märkte und Städte. Wir
können drei Stufen unterscheiden. Eine erste
Phase suchte das Ziel mit den überkommenen


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