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Maximilian Pfeiffer
Em Dynast des Landes gab Grund und Boden
für das zu erbauende Gotteshaus und sicherte
seinen Bestand. Die klösterliche Einrichtung schuf
der dazu berufene Gottesmann. Man mag dem
weltlichen Herrn den Namen des Stifters geben,
der geistliche Schöpfer bleibt der Gründer.
Nachdem Pirmmius 724 mit seinen Mönchen die
Reichenau besiedelt hatte, dort bis 727 den Abt-
stab geführt, setzte er das Werk, als apostolischer
Wandersmann den Orden St. Benedikts zu ver-
breiten, im Elsaß und in der Pfalz fort. In Horn-
bach steckte er den Wanderstab in die Erde,
baute das Haus, das ihm die letzte Heimat wer-
den sollte. Seme Lebensbeschreibung erzählt,
daß hier, wie in der Reichenau, em vornehmer
Mann, dort Smtlaz, em edler Alemanne, hier
Wanharius, Warnharius, Warnherius, Werner,
em Graf aus vornehmem fränkischen Geschlecht,
ihn gerufen habe.
Die Frühzeit der Hornbacher Stiftung liegt frei-
lich ganz im Dunkel. Der Urkundenschatz des
Pirmmmsklosters ist um die Mitte des 16. Jahr-
hunderts nach verschiedenen Orten auseinander-
getragen worden. Die Summe der Traditionen
birgt der Codex Danckarti im Reichsarchiv in
München, em Chartular, das im Jahre 1410 der
Abt Johann Dankart zusammenstellen ließ.2)
Aus dieser Urkundensammlung Dankarts hat A.
Neubauer 1904 ,Die Regesten des ehemaligen Be-
nediktinerklosters Hornbach* gegeben (Mitt, des
Hist.Ver. d. Pfalz 27., 1904), dabei aber auch das
sonst zerstreute geschichtlicheMaterial verzeichnet.
An der Schwelle der Hornbacher Traditionen
steht eine Urkunde, die in der pfälzischen Lite-
ratur als Testament des Grafen Warnharius be-
zeichnet wird. Sie stellt nicht den letzten Willen
dieses fränkischen Großen dar, sondern nur die
Beurkundung einer Schenkung. Sie besagt, daß
Wanharius, vormals Graf, ein edler
Mann, dem B i s c h o f P i r m i n i u s s e i n e n
Ort G amundias im Bliesgau, gelegen
zwischen den Flüßchen Trobalba und Suobalba,
also Trualb und Sualb, heute Schwalb, mit allem
Zubehör übergeben habe und den Ort
unter den Schutz des Majordomus
Karl und seiner Nachfolger stelle.
Die Urkunde ist datiert vom 31. Juli ,des 20. Re-
gierungsjahres König Theuderichs zur Zeit der
Hausmeierschaft Karls*. Sie ist einzig erhalten
in einer aus dem Ende des 9. Jahrhunderts stam-
menden Kopie, die sich im Besitze des Hoch-
stiftes Würzburg befand, von dort in das Reichs-
archiv in München kam und 1830 von Hormayr
in einer Rede über die Monumenta Boica abge-
druckt worden ist. Man hat frühzeitig erkannt, daß
in dieser Gestalt das Diplom eine Fälschung sein
müsse. König Theuderich hat regiert von 720
bis 737; sein 20. Regierungsjahr ist also unmög-
lich. Man glaubte in der Annahme, daß em ge-
schichtlicher Untergrund im Inhalt vorhanden sei,
der Sache dadurch beizukommen, daß man die
von späterer Hand mit anderer Tinte zugesetzte
Zahl 20 (XX) in 15 (XV) verbessern müsse,
wodurch das Jahr 734 als Jahr der Schenkung
und somit als Gründungsjahr von Hornbach sich
ergeben würde.
Eine zweite Urkunde, die sich mit der Gründung
von Hornbach beschäftigt, liegt vor aus 1072
Januar 1. Lorsch. König Heinrich IV. bestätigt
der Abtei Hornbach die von Kaiser Karl d. Gr.
verliehene Immunität. In die Urkunde Hein-
richs IV. ist ein Karl zugeschriebenes Original
ohne Jahresangabe übernommen. Dieses Trans-
sumt gehört aber nicht Karl d. Gr. zu, sondern
offensichtlich Karl Martell. Es ist auf eine
Flüchtigkeit der kaiserlichen Kanzlei zurückzu-
führen, daß der Aussteller, dessen Name im Text
nicht erwähnt ist, mit Kaiser Karl zusammen-
geworfen wurde. Diese Urkunde, die ebenfalls als
Fälschung angesprochen wurde, scheint gewisse
geschichtliche Unterlagen zu enthalten, wenn sie
auch in ihrer Fassung eines der üblichen klöster-
Maximilian Pfeiffer
Em Dynast des Landes gab Grund und Boden
für das zu erbauende Gotteshaus und sicherte
seinen Bestand. Die klösterliche Einrichtung schuf
der dazu berufene Gottesmann. Man mag dem
weltlichen Herrn den Namen des Stifters geben,
der geistliche Schöpfer bleibt der Gründer.
Nachdem Pirmmius 724 mit seinen Mönchen die
Reichenau besiedelt hatte, dort bis 727 den Abt-
stab geführt, setzte er das Werk, als apostolischer
Wandersmann den Orden St. Benedikts zu ver-
breiten, im Elsaß und in der Pfalz fort. In Horn-
bach steckte er den Wanderstab in die Erde,
baute das Haus, das ihm die letzte Heimat wer-
den sollte. Seme Lebensbeschreibung erzählt,
daß hier, wie in der Reichenau, em vornehmer
Mann, dort Smtlaz, em edler Alemanne, hier
Wanharius, Warnharius, Warnherius, Werner,
em Graf aus vornehmem fränkischen Geschlecht,
ihn gerufen habe.
Die Frühzeit der Hornbacher Stiftung liegt frei-
lich ganz im Dunkel. Der Urkundenschatz des
Pirmmmsklosters ist um die Mitte des 16. Jahr-
hunderts nach verschiedenen Orten auseinander-
getragen worden. Die Summe der Traditionen
birgt der Codex Danckarti im Reichsarchiv in
München, em Chartular, das im Jahre 1410 der
Abt Johann Dankart zusammenstellen ließ.2)
Aus dieser Urkundensammlung Dankarts hat A.
Neubauer 1904 ,Die Regesten des ehemaligen Be-
nediktinerklosters Hornbach* gegeben (Mitt, des
Hist.Ver. d. Pfalz 27., 1904), dabei aber auch das
sonst zerstreute geschichtlicheMaterial verzeichnet.
An der Schwelle der Hornbacher Traditionen
steht eine Urkunde, die in der pfälzischen Lite-
ratur als Testament des Grafen Warnharius be-
zeichnet wird. Sie stellt nicht den letzten Willen
dieses fränkischen Großen dar, sondern nur die
Beurkundung einer Schenkung. Sie besagt, daß
Wanharius, vormals Graf, ein edler
Mann, dem B i s c h o f P i r m i n i u s s e i n e n
Ort G amundias im Bliesgau, gelegen
zwischen den Flüßchen Trobalba und Suobalba,
also Trualb und Sualb, heute Schwalb, mit allem
Zubehör übergeben habe und den Ort
unter den Schutz des Majordomus
Karl und seiner Nachfolger stelle.
Die Urkunde ist datiert vom 31. Juli ,des 20. Re-
gierungsjahres König Theuderichs zur Zeit der
Hausmeierschaft Karls*. Sie ist einzig erhalten
in einer aus dem Ende des 9. Jahrhunderts stam-
menden Kopie, die sich im Besitze des Hoch-
stiftes Würzburg befand, von dort in das Reichs-
archiv in München kam und 1830 von Hormayr
in einer Rede über die Monumenta Boica abge-
druckt worden ist. Man hat frühzeitig erkannt, daß
in dieser Gestalt das Diplom eine Fälschung sein
müsse. König Theuderich hat regiert von 720
bis 737; sein 20. Regierungsjahr ist also unmög-
lich. Man glaubte in der Annahme, daß em ge-
schichtlicher Untergrund im Inhalt vorhanden sei,
der Sache dadurch beizukommen, daß man die
von späterer Hand mit anderer Tinte zugesetzte
Zahl 20 (XX) in 15 (XV) verbessern müsse,
wodurch das Jahr 734 als Jahr der Schenkung
und somit als Gründungsjahr von Hornbach sich
ergeben würde.
Eine zweite Urkunde, die sich mit der Gründung
von Hornbach beschäftigt, liegt vor aus 1072
Januar 1. Lorsch. König Heinrich IV. bestätigt
der Abtei Hornbach die von Kaiser Karl d. Gr.
verliehene Immunität. In die Urkunde Hein-
richs IV. ist ein Karl zugeschriebenes Original
ohne Jahresangabe übernommen. Dieses Trans-
sumt gehört aber nicht Karl d. Gr. zu, sondern
offensichtlich Karl Martell. Es ist auf eine
Flüchtigkeit der kaiserlichen Kanzlei zurückzu-
führen, daß der Aussteller, dessen Name im Text
nicht erwähnt ist, mit Kaiser Karl zusammen-
geworfen wurde. Diese Urkunde, die ebenfalls als
Fälschung angesprochen wurde, scheint gewisse
geschichtliche Unterlagen zu enthalten, wenn sie
auch in ihrer Fassung eines der üblichen klöster-