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Reuter-Rautenberg, Anne
Mittelalterliche Brunnen in Deutschland — Bamberg: Rodenbusch, 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.61382#0227
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- 22o

IV, Wasserleitungsbau und

Brunnenwesen

Im allgemeinen bediente man sich im Mittelalter, um zutage-
tretende Quellen derart zu fassen, daß ihr Wasser entfernt
liegenden Brunnen zugefiihrt -werden konnte, größerer Sammel-
behälter, in die das 'Wasser von einer oder mehreren Quellen
zusammenfließt. In ihnen wurde das Wasser gespeichert und
dann auf die Wasserleitungen verteilt. - Ein solcher Behäl-
ter wird Brunnenstube, -kammer oder auch zuellschacht, Quell-
fassung genannt. Er ist abgeschlossen, um Frost, Sonnenbe-
strahlung und Verunreinigungen, vor allem Regenwasser und
Überflutung durch Hochwasser abzuhalten. Ein Zugang für Rei-
181)
nigungs- und Reparaturzwecke ist vorhanden
Eine romanische Brunnenstube kleineren Umfan~es hat sich in
Kloster Prüfening bei Regensburg erhal ten. (269) . Sie soll
unter Abt Erbo I. (1121-1163) entstanden sein. Das quadrati-
sche Brunnenhaus ist aus Quadern erbaut und mit einem Sattel-
dach bedeckt. An seiner mit einem Rundbogen verzierten Nord-
wand führt eine rundbogige Tür in das Innere. - Das Wasser
strömte hier aus dem hinter dem Kloster aufsteilenden Gelände
zusammen und verteilte sich dann auf steinerne Wasserrinnen,
die in die einzelnen Klostergebäude führten (vgl.auch die rö-
mische Brunnenstube bei Kallmuth in der Eifel, S. 2Öf. ) .
Im Mittelalter war die Technik des Wasserleitungsbaues viel-
fach noch sehr unvollkommen. Die Brunnenstuben lieferten das
Wasser nur im laufenden Erguß ohne ein Steigvermögen in die
Leitungen, die noch keinen inneren Druck aushielten. Die Lei-
tungen wurden daher im Gefälle angelegt, d.h. der natürliche
Austritt des Grundwassers, bezw. der künstliche Einstich in
dieses lagen höher als der Auslauf. So konnte man unter Aus-
nutzung des Gefälledruckes das Wasser in die Brunnen leiten.
 
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