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Reuter-Rautenberg, Anne
Mittelalterliche Brunnen in Deutschland — Bamberg: Rodenbusch, 1965

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https://doi.org/10.11588/diglit.61382#0286
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- 279 -

Gar tenbrunnen

Das Wasser als Quelle, Bachlauf oder Brunnen gehörte in
der Vorstellung des mittelalterlichen Menschen in jede
Landschaft und in jeden Garten^^\ Es hat dies vieler-
lei Gründe. Da das Wasser seit altersher eine wichtige
Rolle in der Kultur der Völker, besonders des Südens und
Ostens, spielt, erhielt es viele Bedeutungen, wurde Trä-
ger vieler Symbole und sinnbildlicher Beziehungen.
Wir finden den Brunnen in zahlreichen mittelalterlichen
Gartenbeschreibungen erwähnt. Walter von der Vogelweide
dichtete "do der summer kommen waz und die bluomen durch
das gras wunnelichen drungen, alda die vögele sungen, do
kam ich gegangen durch einer anger langen, da ein luter
brunne spranc ; vor dem walde waz sin gang, da die nahte-
gale sang. Bi dem brunnen stuont ein buom . ." 345).
Aus dem späten Mittelalter kennen wir auch Darstellungen
von Gartenbrunnen, die entweder in den Illustrationen zu
den Romanen, Liedern und Gedichten der Zeit vorkommen, aber
auch in gesonderten Gartendarstellungen, die wir unter dem
Namen "Liebesgärten" kennen, geschildert werden.
Es sind vor allem Angergärten, einfache Grasgärten, die mit
Vorliebe wiedergegeben werden. In ihnen spielt sich das ge-
sellschaftliche Leben der Jugend ab bei Spiel, Gesang und
Tanz, beim Tafeln und im zärtlichen Beieinander der Paare.
Es mag sein, daß man die Plätze für eine derartige Garten-
anlage nach dem Vorhandensein eines Baches oder einer Quel-
le aussuchte, denn sie sind in den Gärten stets zu finden.
Das Wasser war seiner erfrischenden Kühle wegen, an der man
sich labte und auch die Getränke kühlte, wichtig. Sicher
wird man auch Freude an dem sich ewig erneuernden Spiel des
Wassers gehabt haben.
 
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