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Muzeum Narodowe <Breslau> [Hrsg.]; Muzeum Śla̜skie <Breslau> [Hrsg.]
Roczniki Sztuki Śląskiej — 16.1997

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Miscellanea
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Wrabec, Hanna: Park w Bukowcu: rozwój, analiza i geneza ideowa
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https://doi.org/10.11588/diglit.13593#0158

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Hanna Wrabec

des 18. Jahrhunderts zu einem gemutlichen Landhaus im klassizisti-
schen Stil modernisiert. Aus dieser Zeit stammen die grofiziigig
angelegten Vorwerksgebaude (Brauerei, Wirtschaftsgebaude, Scheune,
dreifliigeliger Stall), die wahrscheinlich nach Entwurfen von Karl
Gottfried Geissler gebaut wurden. Aus dem uberlieferten Briefwechsel
folgt, dalś die Arbeiten an der Parkanlage spStestens urn die Mitte der
90er Jahre des 18. Jahrhunderts begannen und im Jahre 1804
abgeschlossen wurden. Wahrscheinlich fuhrte man sie gleichzeitig
zu den Bauarbeiten am Vorwerk, doch bereits nach der Moderni-
sierung der Residenz. Zunachst wurde das Gewassersystem gestaltet.
Dies betrifft vor allem den sudlichen Teil der Residenz, wo neue
Teiche angelegt wurden, die sich von dem Landhaus bis zum Dorf
Kostrzyca hinzogen. Die Teiche an der nórdlichen Seite des Schlosses
und der Hauptstrafśe des Dorfes wurden nur teilweise modifiziert,
denn es waren naturliche Talgewiisser. Mit Hilfe eines Wasser-
grabensystems wurden sie mit den sudlichen Teichanlagen, dem Flulś
Jedlica und dem durch das Dorf flielsenden Bach verbunden. Die
Bauten des Parks wurden in den Grenzen des Landguts und an den
umgebenden Htigeln, hauptsachlich in dem nórdlichen Teil der An-
lage, errichtet. Die Parkbauten wurden mit Wegen und Pfaden
miteinander verbunden, sie fuhrten die Teichufer und Deiche entlang,
an Feldern und Wiesen vorbei, zu besonders attraktiven Fernblick-
platzen, die in der Komposition der Parkanlage eine wichtige Rolle
spielten. Die meisten Wege, besonders im sudlichen Teil des Parks,
wurden beim Ausbau des Gewassersystems angelegt. Einige be-
standen schon friiher, es waren Waldpfade und Anfahrtswege zu den
Feldern. Der ursprungliche Baumbestand (Eichen und Buchen) wurde
um neue Gattungen der Nadel- und Laubbaume bereichert. Baume
fafsten die Parkbauten ein, umrandeten die neuen Teichanlagen. Wege,
kleine Walder und Haine trennten die Felder und Weiden; einsame
Baume auf den weiten Wiesen sorgten fur Reichtum und Tiefe der
Perspektive.

Fur die Parkanlage in Buchwald war der harmonische Einklang
der neuen Elemente und der naturlichen Formen der Gebirgsland-
schaft bezeichnend. In die Anlage wurde die Dorfarchitektur mit einer
katholischen und einer protestantischen Kirche eingegliedert. Die
unscharfen Grenzen der Anlage lielśen die umgebende Landschaft in
die Blickperspektive einbeziehen; mit der zunehmenden Entfernung
vom Zentrum der Anlage schwand allmahlich die Ingerenz in die
naturliche Landschaft, so dafs die Schópfungen des Menschen mit
der Natur verschmolzen.

Die in die Landschaft komponierten Gartenbauten reprasentieren
verschiedene Epochen und Stile. Vieles spricht dafur, dals sie
Entwicklungsstufen der Kultur darstellen sollten. Im Einklang mit der
Natur spiegelten sie die romantische Weltauffassung wider, die den
Menschen und die Natur ais eine unzertrennliche Einheit sehen liefS.
Das vielschichtige symbolische Programm der Bauten scheint auch
die Entwicklung der Werte bis zum endgultigen Sieg des Glaubens

iiber Zeit und Materie darstellen zu wollen. In den Vertiefungen des
Tals, am Fuls der Hugel, wurde die Hóhle - der erste Wohnsitz des
Menschen eingerichtet; eine Mooshutte - das erste primitive Haus
und zugleich erstes Glied in der Geschichte der Baukunst; ein
Druidenkreis und ein Heiliger Haiti - erste Kultstatten. Etwas hóher,
unter dem Gipfel des Hugels Ober dem Vorwerk, erbaute man den
Tempel - das Symbol der griechischen Antike, die ais hóchstes Ideał
der Schónheit und Vernunft angesehen wurde. An den ritterlichen
Ethos und die Zeit des Mittelalters knijpft der neugotische Wachtturm
an, der auf einem Gipfel am sudlichen Rand des Buchwalder Kessels
errichtet wurde. Der Wachtturm befand sich iiber dem "rómischen
Amphitheater" und symbolisierte den Triumph der Goten Ober das
heidnische Rómische Imperium, aber auch er wurde teilweise ais
Ruinę gestaltet. Die auf einem nahen Hugel gebaute neugotische
Abtei konnte den Sieg der Kirche uber das Heidentum darstellen
(der Druidenkreis und der Heilige Hain lagen tiefer), doch gleichzeitig,
inspiriert von der protestantischen Doktrin, konnte die Abteiruinc
den Sieg der Zeit Ober die Macht der nichtreformierten Kirche zum
Ausdruck bringen. Den endgultigen Sieg Ober Leben und Tod erringt
der Glauben: Ein Kreuz ais Zeichen des Glaubens erhebt sich Ober
den symbolischen Friedhof, der auf einem Hugel Ober Buchwald
errichtet wurde.

Der Begrunder des Ideenprogramms der Parkanlage in Buchwald
war bestimmt sein Besitzer, Graf Friedrich Wilhelm von Reden. Einen
grofSen Einfluls auf die Entwicklung seiner humanistischen und natur-
wissenschaftlichen Interessen Obte das Studium in Góttingen sowie
Freundschaften mit hevorragenden Personlichkeiten seiner Zeit aus.
Zu ihnen gehorten wichtigen Reformer des preulsischen Staates wie
Feldmarschall August Neithardt von Gneisenau und Minister Heinrich
Friedrich von Stein. Besonders wichtig scheint die Bekanntschaft mit
Goethe. In seinem 1808 erschienenen Roman Die Wahlverwand-
schaften fanden sich Ansichten Ober Gartenkunst, die auch Reden
vertrat: Die Kunst vermochte es, kahle Gebirgslandschaften zu mildern
und sie in romantische Parklandschaften zu verwandeln. Offen bleibt
die Frage nach dem Beitrag Geisslers. Der Architekt kann, neben
den Entwurfen einiger friiher Parkbauten, auch an dem Hauplprojekt
der Anlage beteiligt gewesen sein, wie im Fali der „wilden Prome-
nadę" von Langhans in Brieg. Die Beteiligung des Gartners Walter
mufste schon zu Beginn der Arbeiten bedeutend sein, denn das
Gartnerhaus wurde ais erstes Gebiiude im Park errichtet (vor 1797)-
Sicher ist, dafi sowohl Walter ais auch sein Sohn Johannes Karl
(1842 erwahnt) den Park pflegten. Offen bleibt, ob ihre Tatigkeit
nur der Pflanzenpflege galt. Der von Grundmann zitierte Brief-
wechsel laKt vermuten, daS der Gartner Walter auch ais Mitschat-
fender beim Planen tiitig war. Das Ideenprogramm hat aber mit
Sicherheit Reden konzipiert.

Ubersetzt von Ewa Jagodzińska
 
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