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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1872

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Januar (No. 1 - 12)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33306#0013

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'-rvl. Heidelberg.
Dienstag, 9. Januar 1872. 6. _Sechster Jahrgang.


Am1s-Werkündigungs6kaLt für den WezirK
Badische Hopsen)

Erickunt wöchentlich drei Mal: Dienstag. Donnerstag und Samstag, mit der Sonniags-Beilage „Pfälzer Unterhaltungs-Blatt". — Alle Postanstalten und Boteji, nehme«
Bestellungen an. — P r e i s vierteliädrlich 45 kr. I n s e r a te die dreigespaltene Petilzeue oder deren Raum 3 Ir. L o la la «zeigen 2 lrl
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Zur Hagesgeschichte.
Berlin, 3. Januar. Der Justizminister
Levnhardt reist wahrscheinlich auf ärztlichen
Null, zur Erholung in ein südliches Klima.
Der General-Lieutenant Stostl, erhält in Folge
seiner neuen Stellung den Titel „Chef der
Admiralität." Mehrere Blätter bringen de
bis jetzt unverbürgte Nachricht, daß Graf Stol-
berg beabsichtigt, da» Präsidium des Herren-
hauses niederzulegen. Der französische Bot-
schafter Gontant-Birou ist heute Abends bereits
hier eingetroffen.
Nur Volkszählung. Breslau 207,901
(1867: 171P26), Metz 51,107 (einschließlich
etwa 11,000 Man» Militär). Krefeld 56.942,
Itzehoe 15,299. Kolberg 13.367, Hanau 20,440,
Marburg 9065, Quedlinburg 16.396, Wands-
beck 1104, Apolda 10,431, Freibnrg 21.786,
Zittau 17,615, Bamberg 25,741, Trier 22,002,
Hörde 28,250.
Brüssel, 5. Januar. Einer Meldung
aus Namur zufolge, ist ein Strike der Arbeiter-
in den Fabriken von Selaigne und Verzein
ausgedrochen. Zur Aufrechthaltung der Ord-
nung ist ein Bataillon abgcsandt. In Char-
leroi sollen gleichfalls Arbeitseinstellungen be-
vorstehen.
Paris, 4. Januar. Die (monarchische)
Union der Pariser Presse hat die Waffen ge-
streckt. An der Spitze der Blätter, aus der sie
gebildet ist, lesen wir folgende „Kapitulation:"
Die Mehrheit der Mitglieder der Union hat
erklärt, daß die Kandidatur Vautrains nicht
dazu geeignet sei, alle Gruppen der Partei der
Dünung zu vereinigen. Ohne darauf zu ver-
zichten. zhr Werk in der Zulunft fortznsetzen,
hat die Union beschlossen, jedem ihrer Mitglie-
der in Betreff der Wahl am 7. Januar seine

vollkommene Freiheit des Handelns zu lasse».
Der imperialisttsche Gaulois, der susionistische
Figaro und der Constitutionnel, welcher seine
bonapartistlsche Sympathie ebenfalls kaum veo-
birgt, erklären heule schon, daß Vantrain nicht
mehr werth als B. Hugo, es folglich der Sach-
lage entsprechend sei, sich zu enthalten, der
elftere hinzufügend: „WE fordern mithin un-
sere Freunde M, sich zu enthalten; das Still-
schweigen einer bedeutenden Anzahl von Stim-
men wird die größte und edelste Prolestation
sein gegen eine politische Lage, welche, das Land
im Innern zu Grunde richtet nnü im Auslande
um seine Achtung bringt."
Die Kommission für Heeresreorganisation
berieth gestern wieder über die Dauer der Dienst-
zeit. In einer früheren Berathnng war die
Dauer des aktiven Dienstes auf 5 Jahre fest-
gesetzt worden. Gestern setzte man den Dienst
in der Reserve aus 4 Jahre (für die Seeleute
aus 2 Jahre) fest. Soviel für die „aktive
Armee." Die „Territorialarmee" hält sodann
die aus der Reserve Austretenden weitere 5
Jahre fest.
Gambetta ist wieder in Marseille ange-
kommen; der Präfekt hat die öffentlichen Ver-
sammlungen untersagt, so daß Gambetta sich
verhindert steht, die angekündigte große Rede
zu halten. Es scheint, daß in Folge dessen
eine gewisse Aufregung in Marseille herrscht.
Die gränzenlose Leichtfertigkeit der. Fran-
zosen wird namentlich im Taumel der Festtags-
freuhe und des herannahenden Karnevals den
Korrespondenten der engl schen Blätter beinahe
unverständlich und im höchsten Grade wider-
wärtig. Namentlich der Korrespondent der Ti-
mes spricht sich in diesem Sinne aus. Bei
Gelegenheit der Razzi gegen Bilder, Photogra-
phien und Karrikalnren, welche der Ruhe ge-

fährlich sein könnten, bemerkt derselbe Berichter-
statter, man möge doch auch die Spottbilder
auf die Deutschen unterdrücken, welche ist ihrem
krampfhaften Bestreben, de» Ueberwiuder lä-
cherlich zu machen, den Ueberivundenen iM höch-
sten Grade lächerlich erscheinen lassen.
London, 2. Januar. Nunmehr ist auch
die Aufhebung der britischen Gesandtschaft in
München erfolgt. Der bisherige Geschäftsträ-
ger in Stuttgart, Morrier, ist zum Geschäfts-
träger in München ernannt worden, und auf
den von ihm erledigten Posten rückt G. G.
Petre, bisheriger Botschaftssekretär in Berlin,
vor.
London, 4. Januar. Von den ver-
schiedenen Planen zur Erleichterung des Verkehrs
zwischen England und dem Festland erscheint
der einer großen Dampffähre die meiste Aus-
sicht auf baldige Ausführung zu haben. Heute
Morgen haben die Urheber des betreffenden
Planes mit den intereffirenden englischen Bahn-
Verwaltungen zu einer Konferenz zusammen.

Neueste Hopfen-Nnchrichlen.
Hsckcnheim, 2. Januar. Im Hopfen-
geschäfte ist keine Aendernng zu berichten, es
jst sehz ruhig, wird aber dabei laagsau, zu
nachstehenden Pressen gekauft. Geringere Qua-
litäten in letzter Zeit etwas vernachlässigt, hin-
gegen für bessere Waare anhaltend Frage.
Die, Vorräthe in Baden sehr znsammen-
geschniolzen und feine Hopfen sehr rar.
Preise sind: Ordin. Mittel fl. 100—110.
Gut Mittel fl. 110-120.
Prima fl. 120—130.
Hochprima fl. 130—140.
(H- I.)

Die Zweiundstebenzigcr Jahre
früherer Jahrhunderte.
Es gaö jü allen Zeiten ein Denischland,
aber nicht ein demscheZ Reich, es finden sich
bald deutsche Volksstümrne, gpxr nicht so bald
ein deutsches Volk im politischen Sinne des
Wortes.
Ztl der festen stattlichen Gestaltung gaben
die Franken den Anlaß- Nachdem dieser deut-
sche Volkvstamm von Osten nach Westen vor-
gedrnnge» war und das alte Gallien sich un-
terworfen hatte, wandte er sich von seinem
neugegründeten Frankenreiche ans wieder rück-,
ürürts vo,, Westen nach Osten und eroberte
unter den Merowingern und de» Pipiniden
Alemannien und Bayern bis zur Enns, Thü-
ringen dis zur Unstrut. Das nordwestliche
bewohnten damals die Sachsen,
c , ^ geographisch in Westfalen, Engem,
Ostfalen und Transelbingern schieden und die
Landstriche vo„ den Flüssen Sieg, Ruhr und.
Lippe bis zur Elbe und darüber hinaus bis
zur Eider bewohnten.

Kaum war Karl der Große Alleinherr-
scher des Ftmnkenreiches, so begann er i. I.
772 den von seinem Vater ererbten Krieg gegen
die Sachsen, um in ihnen den letzten freien und
heidnischen deutschen Vvlksstamm zu bezwingen
und Köuigsherrschaft und Christenthum auf
immer in Deutschland zu sichern. Der Krieg
dauerte etwas lange, mit vielen znin Theil lan-
gen Unterbrechungen von 772 bis 804; denn
die Sachsen waren, wie Giescbrecht sagt, „ein
großes, kampflustiges und streitbares Volk in
ungebrochener Naturkraft, voll wilden Freiheits-
trotzes und barbarischer Verschlagenheit," Sie
kämpften heldenmüthig für ihre Freiheit und
ihrsn Glauben, wurden aber zuletzt unterworfen
und dem Frankenrciche eingefügt.
In diesen Kriegen waren unsere Vorfah-
ren, die Allemannen, beständig unter den Fah-
nen Karls des Großen, und als dieser zuletzt
Tausende von Sachseg aus dem Lande führen
ließ und das geräumte Gebiet dem benachbarten
Wendenstamm der Obodriten (in Mecklenburg),
seinen Bundesgenossen, übergab, so war es

vornehmlich Memannien, in besieg Gebiet er
die Besiegten ansiedeltc.
Die Namen verschiedener Ortschaften in
Württemberg Und am Mittelrhetn, wie Groß-
sachsenheim , Kleinsachsenheim, Sachsenhansen,
Großsachsen, Kleinsachsen, Lützelsachsen, mögen
in dieser Tha'sache ihre Erklärung finden.
Ein Herzogihum Alemannien, von welchem
das heutige Württemberg einen Theil bilvete,
gab es damals nicht mehr; die Pipiniden.sind
Karolinger fanden es für ihre Herrschaft zweck-
mäßiger , die Herzogswürde abzuschaffen sind
das Land durch Kammerboten und Grafen re-
gieren und verwalten zu lassen. Die Herzoge
erschiene,! ihnen , als kleine Könige voll partiku-
laristischer Souveräniläts.lnst, daher sie überall,
wo 'sie konnten, sie verdrängten.
Deutschland war daprals auf dem stesten
Weg zur Einheit; aber es zeigten sich bei der
Schwäche späterer Kaiser bald viele Hinder-
nisse. .
Im Jahre 87st äst Deutschland, soniit auch
Alemannien nicht Mehr an das Frankenreich
geknüpft. Das Weltreich Karls des Großen
 
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