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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1872

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März (No. 26 - 39)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33306#0117

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Samstag, 9. März 1872.

Fo. 29.

Kchwchiigcr



Sechster Jahrgang.

oihenblM.

Kmls-Werkündigungsötatt für den Bezirk Schwetzingen.
Badische Hlipsenzcitung.

Srlchr.nl »Lchentlich drei Wal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, mit der SonntagS-Beilage .Pfälzer Unterhaltungs-Blatt'. - Alle Postanstalten und Boten nehme«
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trag des Kaiser! Ober-Postdirectors Herrn Vahl
genehmigt' daß Seitens der Kaiserlichen Postan-
stalten des diesseitigen Bezirks auch ein- und
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Bezahlung des diesen Zeiträume» entsprechenden
Theil- des Erlabpreises angenommen werden.
Wir laden deßhalb zum Abonnement für
den Monat März hiermit freundlichst ein.
Die Expedition.

* *
*

Schwetzingen, 9 März.
Die erste badische Kammer hat sich ent-
schieden für den Fortbestand des Handelsmini-
steriums ausgesprochen und da man auch von
anderer Seite vielfach für die Beibehaltung die-
ses Restarts agitirt. so läßt sich hoffen, daß in
dieser Hinsicht keine Aendernng eintreten wird.
Dem badischen Landtage stehen wieder
stürmische Verhandlungen bevor. Der Angriff
ist diesmal von Seiten der nationalen Partei
zu erwarten.
Der „Rh. Ztg." wird von Berlin geschrie-
ben , daß der körperliche Zustand deS Kaisers
durchaus unbefriedigend und Bcsorgniß erregend
^ und daß man sich auf alle Eventualitäten
kur; ober lang gefaßt mache. — Kein
Wunder; Der hohe Herr hat ja in seinen
alten Tagen noch ein an Stürmen und Stra-
pazen so reiche Leben durchgekostet, daß sein
Körper von Stahl und Eisen sein müßte, wenn
kr nicht endlich unterliegen sollte.
Im Preußisch^ Herrenhause wird gegen-
wärtig das Schulaufsichtsgesetz debattirt. — Die
Regierung setzt alle Kräfte daran, daß dessen
Annahme wie Abgeordnetenhaus erfolge.
Die Korruption und Fäulniß, von der die
Gesellschaft in Frankreich angefressen ist. tritt
mehr und mehr grell zu Tage. Heute ist es
ein Präfekt des Kaiserreichs, der wegen Unter-
schlagung öffentlicher Gelder im Ballanzuae vor
den Geschworenen erscheint und ein republikani-
scher Munster, der den Herrn Präfekten aus
purer Freundschaft weißzuwaschen sucht.
die Begriffe von Ehre und Recht sind so
gesunken, daß der Präfekt freigesvrochen wird,
trotz erwiesener Veruntreuung: Eme hübsche
Aufmunterung für andere Schutte!
Die Zahl der französischen Kronanwärter
hat sich um Einen vermehrt. Ein Graf äs lg.
ösrrrs aus Breda macht sich anheischig- durch
Dokumente nachzuweisen, daß er der rechtmäßige
Erbe Ludwig XVII. ist.
Im englischen Unterhaus- wird eine Re-
duktion der Armee beabsichtigt. Der Kriegs-
Minister stemmt sich dagegen, die Debatten wur-
den hierauf vertagt.
Ueber dem Haupte des Präsidenten Grant

zieh! sich ein Ungewitter zusammen. — Die
deulsch-amerikapische und republikanische Presse
sitzt gegenwärtig über den Waffenschacher des
Präsidenten mit Frankreich zu Gericht und cs
herrscht nur Ein Schrei der Entrüstung
über diesen schmachvollen Handel. — Nament-
lich sind die Deutschen aufs Aeußerste empört,
daß man den Franzosen die Mittel zur Fort-
setzung des Kriegs gegen ihre Landsleute lieferte
und schwerlich wird Grant bei der nächsten
Präsidentenwahl zum andern Male zu amlircu
haben.


Berlin, 4. Mäxz. In Abgeordneien-
kreisen will man wissen, daß die Dotationen
in 4 Kategorien zerfallen. Danach erhielten
300,000 Thaler: Prinz Friedrich Karl, der
Feldmarschall Graf Moltke,. der Kriegsministcr
Graf Roou und der General v. Manteuffel;
200,000 Thaler: Staatsminister Delbrück, Ge-
neral v. Werder u. Ä:; 150,000 Thlr. wür-
den zur Vertheilung dem Könige von Bayern
überwiesen l 100,000 Thlr. würden erhallen
die Generale v. Stosch, v. Fransecky, b. Kirch-
bach, v. Kamaecke u- s. f. Es heißt auch, die
Erben des kürzlich verstorbenen Gen. v. Hinder-
sin würden in dieser Kategorie bedacht. Im
Ganzen würden 22 Dotationen vertheilt.
— 4. März. Das Herrenhaus war in
seiner heutigen Sitzung weit zahlreicher besetzt,
als je bisher; es waren 120 bis 130 Mitglie-
der anwesend. Unter den neu Eingetretenen
befand sich auch der Bürgermeister Becker, der
nach dem Schluffe der Sitzung Vom Fürsten
Bismarck freundlich begrüßt wurde. Von allen
Seiten werden die größten Anstrengungen ge-
macht, für die am Mittwoch stattfindende Be-
rathung des Schulaufsichtsgesetzes Stimmen
heranzuziehen, und daher kommt cs, daß sich
bis heute bereits über 50 neue Mitglieder beim
Bureau des Hauses gemeldet haben. Man
rechnet, daß in der Mittwochsitzung etwa 200
Mitglieder anwesend sein werden, eine Zahl,
die das Herrenhaus bisher noch nicht erreicht hat.
— 6. März. Abg.-Haus. Der Handels-
Minister bringt ein zweites Ejsenbahngesetz ein,
bctr. 1) den Uebergang der Taunusbahn von
der hessischen Ludwigsbahn an Preußen für
5.010.000 fl.. 2) den Bau einer Bahn durch
den Harz und das Innerste-Thal aufwärts bis
Goslar. 3) den Bau eineI neuen Geleises auf
der Strecke Hannover-Bremen. Der Bau eines
zweiten Geleises auf der Ostbahn soll nicht
über Schneidemühl-Bromberg-Dirschau. sondern
über Schneidemühl - Könitz - Dirschau geführt
werden. In fortgesetzter Berathung des Be-
amtenpensionsgesetzes wird der von der Kom-
mission beantragte H. 34 (bezüglich der Beam-
! ten der »eu erworbenen Landcstheile) abgelehnt

und die Fassung der Regierungsvorlage ange-
nommen. Die übrigen ZZ., sowie das ganze
Gesetz werden fast einstimmig angenommen.
Das 7. Stück des Reichsgesetzblatts enthält
die Verordnung, betreffend die Einberufung des
Bundesrathes (aus 13. März), vom 1. März
1872 ; das Gesetz wegen Einführung des Reichs-
gesetzes, betr. Beschränkungen des Grundeigen-
ihums in der Umgebung von Festungen vom
21. Dez. 1861 in Elsaß-Lothringen, vom 21.
Febr. 1872 ; die Bekanntmachung, bctr. die
Erweiterung der Festungen Metz u. Straßburg,
vom 26. Febr. 1872 ; die Bekanntmachung betr.,
die Ernennung eines Bevollmächtigten zum
Bundesrathe (Präs. Friedberg an Stelle des
Kultusminister Falk,) vom 8. Februar 1872 ;
Ernennungen zu Consuln rc. Der Reichsanzei-
ger veröffentlicht folgende Kabinetsordre vom
27. Februar 1872-, betr. die Verleihung der
KriegSdenkmünzN süv'-.die Jahre 1870 u. 1871.
Aus Ihren Vortrag will Ich die Kriegsdenk-
münze für Kombattanten am statutenmäßigen
Bande auch allen den Offizieren, Aerzten und
Mannschaften der Marine verleihen, welche I)
auf einem Meiner Schiffe oder Fahrzeuge in
dem Kriege von 1870 und 71 zu dem Zwecke,
um den Feind aufzusuchen, in See gegangen
sind, 2) sich auf solchen Schiffen oder Fahrzeu-
gen befunden haben, die im dienstlichen Auf-
träge ausgelaufen und in den unmittelbaren
Machtbereich der französischen Flotte gelangt
sind. Berlin, 27. Febr. 1872. Wilhelm,
v. Stosch.
— 6. März. Herrenhaus. 192 Mit-
glieder anwesend. Nachdem die neu eingetretenen
Mitglieder beeidigt sind, folgt Berathung des
Schulaufsichts-Gesetzes. Gegen die Kommissions-
vorlage sind 15, dafür 8 Redner eingeschrieben.
Nachdem Wedell, Galen gegen, Münster, Man-
teuffel für das Gesetz gesprochen, erklärt der
Kultusminister: Es sei der dringende Wunsch
der Regierung, daß das Gesetz in der Fassung
des Abgeordnetenhauses, mit welcher die Regie-
rung einverstanden sei, angenommen werde. Die
Vorlage sei nur eine Ausführung des Verfas-
snngsartikels 23, verletze keineswegs die Rechte
der Kirche, der Berfassungsarlikel 24 bleibe un-
berührt. Was man von konfessionsloser Schule
sage, sei eine unerwiesene Behauptung. Es
handle sich nicht um die Trennung der Schule
von der Kirche, sondern um. die Abgrenzung
der Rechte des Staats und der Kirche gegenüber
der Schule. Der Minister betont die große
Anzahl der für das Gesetz, namentlich von
Geistlichen, eingegangenen Petitionen.
Wie», 5. März. Unterrichteterseits wird
die Nachricht, die öst. Regierung habe dem Papste
ein Asyl angeboten, als vollkommen unbegründet
bezeichnet und hinzugefügt, in hiesigen amilichen
Kreisen sei von der angeblichen Absicht des
Papstes, Rom zu verlasse», nichts bekannt.
 
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