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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1872

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April (No. 40 - 51)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33306#0181

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Dienstag, 16. April 187!

8o. 4L.

Sechster Jahrgang.


chmhiiM WocheMstt.

Zmts-MerküttdiglttrgsölaLL für den Bezirk Schwetzingen.
Da d i l ch e H spfcn; ei 1 un g.

«r^cheim »dch-ntlich drei Mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, mit der SonniagS-Beilag- „Psälzer Unterhaltungs-Blatt". - Aste Postanstalt-,i und Bote« nehme,
Bestellungen an. — Preis Viert-Mhrirch 45 kr. I n j e r a l e die dreige,'pattem Petirzette oder deren Raum 8 lr. Lokalanzeig - n 2 kr.
Anzeigen nehmen alle rssp. Annoncen-Expeditionen entgegen.

Hagesgeschichle.
Mannheim, 13. April. Der Ulster-
lritt Johann Jako by's in di- Reihen
der Sozialdemokraten dürfte für die .Haltung
der „Neuen Badischen Landeszeitung" voraus-
sich von großer Bedeutung sein. Ihr Redakteur
gehört zu der im Redakrionsbureau der „Zu-
kunft" erzogenen Schaar von Kreihcsisfauatltern,
Welche in Jakoby ihren Propheten, in feiner
„starren Konsequenz" ihren alleinseligmachenden
Glauben erblicken. Um gleichfalls „konsequent"
»u sein, MU8 also der Redakteur nunmehr offen
in das Arbeiterlager übergeben, dem er durch
Vermittlung Eichelsdörfer's schon bisher dem
Herzen „ach angehörts. Unsere Mannheimer
Demokraten der Mehrzahl nach sind dagegen
bei Leibe keine Sozialdemokraten, die mit ihrer
n alcriellen Lage unzufrieden zu sein hätten und
einen Umsturz der Dinge von Grund aus her-
detsehntcn. Sie sind- nur eui oischen eigensin-
nig und können es Preußen nicht verzeihen.
daß Preußen Alles, was sie erstrebt, im großen
Ganzen allein fer.ig gebracht hat. Aber —
beeten (.-heilen)- Gott bewahre! Es sind eben
°^ch' u5> mit Alban Stolz zu reden, „Mast,
biirger, die sich auf ihre Feuerfesten sehen", sie
Wünschen dem Arbeiterstande alles Gute und
Liede, thun aber nicht mehr für ihn, ais die
anderen Parteien auch. Sollte deshalb durch
den gehorsamen Schüler der Versuch gemacht
werden, die „N. B. L.-Z." in das Lager des
Meisters. des Arbeiters ohne schwielige Hand,
M führen, so wird sicher unsere städtische De-
mokratie Dem einen Riegel vorschieben und zur
Geltung bringen, daß Mannheim vorzugsweise
die Stadt der Besitzenden ist. — Die Bürgcr-
ausschuß-Sitzung war etwas bewegt und stur-
misch. Das^„Mannh. Jonrn." klagt, daß von
der linken Seite s» einer dem Rathhaussaalc
ungewohnten Weise durch höhnisches Lachen,
Oho's und andere Rufe, namentlich Schtnßrufe
bei der Schiüdedalte der Würde der Verhand-
lung Eintrag geschehen sei. Nach dein jüngsten
Spektakel im Unlerhause, nach dm Szenen in
gesetzgebenden Versammlung zu Versailles
sollte man derartiges nicht zu streng nehmen.
Zudem nutzt Es nichts, darüber Borwürse zu
machen; es gilt verlorenen Plätze j,n Rath-
haussaale durch sachlichen Kampf wieder zu er-
ringen; auf ein bischen Spektakel mehr kömmt
^abei nicht an! K. Zig
^ Aus der Pfalz, 12. April- Die „Mi;,
'post" macht darauf aufmerksam, daß von etwa
k600 Schulstellen der Pfalz gegenwärtig etwa
18V — fast 1/, nicht besetzt sind, und daß im
Herbst nur 45 pfälzische Seminaristen entlassen
werden. — Man wird sich also gern oder un-
gern doch endlich entschließen müssen, die Lehrer
entsprechend besser zu stellen. wenn der Volks-
llnterricht nicht eines Tages stillstehen soll
Aus Stratzburg geht der „Spener.
Ztg." über den Königen Festungsbau nachste-

hende Mittheilnng zu: Die Stadt soll mit
einem Gürtel von 18 Fons umgehen werden,
die in einer durchschnittlichen Entfernung von
einer Meile van der Enceinte der Sladl ange-
legt werden. Zunächst w.ld der Ban van nur
5 Forts im Nordosten in Angriff genommen
und ist die Ausführung mehreren Konsortien
von Maurermeistern übertragen worden. Der
Bau Vieser 5 Forts muß den 1. April 1875
vollständig beendet sein. Die Baupläne sind
den Unternehmern nur in den Hanp!pr:nzipien
cingehänüigt worden und bleibt ihnen die An-
fertigung der spezielleren Zeichnungen überlassen,
was für die Unternehmer ln Betreff des ihnen
zu Gebote stehenden Materials von großem
Werihe ist. Die Konsortien beginnen jetz! da-
mit, neben den ihnen für den Bau angewiese-
nen Stellen eine Anzahl leichter Wohnhäuser,
darunter auch Gastwirthschaften, fsir Kolonien
zu. errichten. um je ,800 bis 1000 Arbeiter
arrsnehmen zu können. Erst nach der Vollen-
dung dieser 5 Forts wird mit den Bau der
übrigen 13 begonnen und dann erst, wenn diese
sämmtlich vollendet sind, deren Küsten beiläufig
aus 30 bis 40 M llionen Thaler geschätzt wer-
den, erfolgt der Abbruch der gegenwärtigen Be-
festigungen.
Fttlda, 12. April. Die Herren Bischöfe
haben uns, nachdem sie vier Besprechungen ab-
gehalten, gestern Abend wieder verlassen. Es
ist übrigens noch nicht ganz gewiß, ob das Er-
gebniß ihrer Beschlüsse dem gläubigen Volk
durch einen Hirtenbrief oder in Form einer
Denkschrift znr Kenntmß gebracht werden wird.
Bezüglich des SchnlaufsichtS-GesctzeS sollen sehr
vorsichtige kluge Anschauungen in der Konferenz
za Tage getreten sein. Mrn will sich dasselbe
„gefallen lassen". Mit der Ausarbeitung des
Ergebnisses der Konferenz bezüglich der bürger-
lichen Fslgm der Exkommunikation sollen die
Bischöfe von Ermelanü, Breslau und Köln be-
traut und es soll als zweckmäßig befunden wor-
den sein, daß fortan regelmäßige Konferenzen
und zwar in Fulda abgehalten werden. Für
die Armen der Stadt haben die Hochwürdigsten
ein namhaftes Geschenk hinterlegt.
München, 13. April. Vorgestern kamen
unter Begleitung von 15 Mann Sachsen 12
Waggons Kiiegsbente, bestehend in Chassepot-
Patronen, von Belfort hier an.
— Zu den angeblichen Heirathsprojecten
des bayr. Königs veröffentlicht der „Corr. v.
u. f. D." das nachfolgende, anscheinend offi-
ciöse Dementi: Alle Gerüchte, die neuerlich über
eine angebliche Verlobung unseres Königs mit
einer preußischen Prinzessin verbreitet wurden,
sind aus der Luft ge.griffen. Mau ist in den
hiesigen höheren Kreisen hö hst (verstimmt und
peinlich berührt durch solche wiederholte tactlose
Insinuationen.
München, 1l. April. Durch königl.
Reskript vom 11. April ist die Dauer des Land-

tages bis znm 24. April inclusive verlängert
worden.
Berlin, 11. April. Wie verlautet, ist
Ss. Maj. der Kaiser und König gestern von
einem Unglücksfall betroffen worden. Höchstder-
selve erlut eine Fußverstanchung, als er ans
dem Wagen stieg, um der Gemahlin des briti-
schen Bolschnfters, Lady Russell, einen Besuch
abzustatien. Glücklicherweise soll die Verstau-
chung nur leichter Art sein. Im Laufe des
heurigen Vormittags nahm Se. Maj. die Vor-
träge des Kciegsministers Grafen v. Raon und
des Generaladjutanten v. Trcslow entgegen.
London, 11. April. Das Geschwore-
nengericht verurtheiite O'Comwr wegen Ein-
ichüchlernngsversuchs gegen die Königin zu 20
Peitschenhieben und einem Jahre schwerer Zucht-
hausstrafe.
Metz, 12. April. Auch bei uns wird
kräftig Hand angelegt, um die Mosel vollstän-
dig schiffbar zu machen. Der franz. Plan der
Mosel-Kanalisirnng. der dis jetzt erst bis Ars
aüsgeführt ist, wird auch bis Dledenhofen bei»
behalten. Hiebei bekommt Metz einen Hafen,
der durch einen Abzweig von einem Nebenarme
der Mosel in die Nähe des Bahnhofes verlegt
wird. Dieser Kanal, der südlich in den Rhein-
Marne-Kanal mündet, wird zur Belebung des
Verkehrs, sowohl nach Altdeutschlaud wie Frank-
reich wesentlich beitragen, und namentlich den
großen Hüllen in Ars und Hayange den deut-
schen Markt erleichtern.
Versailles, 10. Avril. Die Aufhebung
der Pässe für den Verkehr zwischen England
und Frankreich ist beschlossen. Diese Maßregel
wird sofort eingeführt werden. Man wird
künftig nur nach dem Namen der Reisenden
fragen.
Paris, 12. April. Die „Emanzipation
von Toulouse" theilt folgende Einzelheiten über
den Tod von Raoul Riganlt mit: „Nach seiner
Verhaftung wollten ihn die Soldaten zwingen,
„Bive Versailles!" zu rufen. Er antwortete
mit einer verächtlichen Bewegung und rief :
„Nieder mit den Mördern! Es leoe die Com-
mune!" Ein Schuß füllt, und er stürzt todt
zu Boden. Der Korporal hatte ihm das Ge-
hirn mit dem Revolver zerschmettert, welchen er
von ihm erhalten hatte. Es ist fast überflüs-
sig. hinzüznsügen. daß die Soldaten über die
Leiche herfielen und sie beraubten. Seine Uhr,
seine Geldtasche, die 700 bis 800 Fr. in Gold
enthielt, seine Stiefelchen, seine Strümpie wur-
den die Beute dieser Soldaten. Nach beendeter
Arbeit ließen sie die Leiche mit bloßen Füßen
und herausgekehrten Taschen neben der Laterne,
welche die Ecke der Rne Gay-Luffac und der
Rue Roher Collard erleuchtet, liegen. Die
Leiche blieb dort bis zum nächsten Tage 11
Uhr Morgens. So starb der im Alter von
24 Jahren getödtete Raoul Riganlt, Mitglied
der Commune von Paris."
 
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