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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1872

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Januar (No. 1 - 12)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33306#0030

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stem Maßslabe einznstelle«. die ganze Eisenbahn-
züge über Heu Kanal tragen und am entgegen-
gesetzten Ufer wieder muss Heleise stellen soll.,
— Zwischen London und Äew-Iork soll ein
dirccler Kachel gelegt Wörden. ,
D>e G-setzgebung des Staates New-Iork
hat eine Coinaiission beauftragt, die Angelegen-
heiten der Ene-Eisenbahn zu untersuchen uud
die Verwaltung, die sich die kolossalen Betrüge-
reien zu Schulden kommen ließ, abzusetze».
Hr. v. Leffep bietet den Suezkanal de» Mach-
te» zum Ankauf an; die italienische Regierung
wäre zu dessen Erwerbung sehr geneigt, allein
es fehlt ihr an Finanzen hiezu, wie sie ganz
ehrlich gesteht.
Ein gewisser Charles Dupont, der im
Frühjahr 1870 in Konstanz das „Journal deS
Fämilles" herausgad, red'girt jetzt in Paris
eine neue „Französische Correspondenz". Darin
wird u. A. versichert, dag in Paris die Stim-
mung gegen die Deutschen eine viel mildere
geworden sei. Nicht weniger als 20,000 deutsche
Familien seien nach Paris zurückgekehrl und
könnten ohne Unannehmlichkeiten ihre» Geschäf-
ten nachgeheu.
Schwetzingen, 17. Januar. Der
"Mannh. Anzg ", der es sich bekanntlich nicht
gerne nehmen läßt, alle Regierungsakte in hä-
mischer Weise zu bekrittln, bringt in seiner
Sonnlagsnnnmcr wieder einmal eine „Enthül-
lung". Es handelt sich seiner Angabe nach
um nichts Geringeres als den Uebergang des
Betriebs der badischen Eisenbahnen in Privat-
hände ! Allerdings gibt der „Mannh Anzeiger"
selbst zu, daß damit de» Verkehrsiuteressen noch
besser gedient wäre, als wenn der Staat das
Eisenbahnwesen selbst leitet, aber, — uud
das eben tftgt dem Anzeiger so schwer im Ma-
gen — aber diese Privathände könnten „ n a-
1 i o n a >l i b e r a l e Hände" sein und das
wäre schrecklich, wenn ein so demokratisches
Sitzfleisch künftighin sich auf nationalliberale
Bänke dritter oder Polster zweiter Classe nieder-
lassen müßte, wenn an einem ächt demokratischen
Hutrande, oder in einer ditlo Westentasche oder
aber in einem demokratischen Portemonnaie

ein nationalliberal gesinntes Eisenbahnbillet
Platz nehmen würde! Wenn es so weit kom-
men sollte, meint der Mannh. Anzg. , „dann
wird er auf dem Plane zu finde,, sein " In-
zwischen aber, fitzen wir hinzu, sieht er sich be-
müßigt, in Ermangelung eigentlicher Angriffs-
objekle, seine Streiche in die Luft zu führen!
Lächerlich, wie ein solch demokratisches Blatt
seine Parteiwnth immer und überall durchbre-
chen läßt!
Berlin, 14. Jan. Als muthmaßlicher
Nachfolger des vreuß. Kultusminister v. Müh-
ler wird in Berliner Blättern am häufigsten
der geh. Oberjustizrath Falk genannt. Der
NaMe ist ein vielve,sprechender, indem Falk
bisher der hauptsächliche Mitarbeiter des Ju-
suzministers Leonharüt an dessen wichtigen Re-
formarbeiten war.
Das neue Zwanzig-Markstück nimmt sich
sehr stattlich aus. Es ist seinem Werth ent-
sprechend (6^,3 Tblr.) größer und stärker als
der Louis'oor oder Friedrichs'dor. Es zeigt
auf der Vorderseite den Kopf des deutschen
Kaisers mit der Umschrift: Wilhelm, deutscher
Kaiser und König von Preußen. Unter dem
Bilde ste t als Bezeichnung der Münzstätte
Berlin. Die Rückseite trägt in der Milte das
Reichswappen, als Umschrift die Worte: Deut-
sches Reich.
Wie der „B.- u. B.-Fr." mittheilt, sind
für den jährlich mit 19 Lhlr. baar pensionir-
ten Lehrer Süützler in Aurkillen bei Inster-
burg 2500 Thaler znsammengebracht worden.
Darunter sind Beitrüge aus Moskau u. Amerika.
Nachrichten aus Mexiko melden von
Niederlagen, welche der aufständische Genwal
Dmz in zwei bedeutenden Gefechten erlitten.

Aus Stadl und Land.
Schwetzingen, 17. Jan. Gestern
Abend, mit Einbruch der Nacht, kündeten Glo-
ckengeläuts und Böllerschüsse den Vorabend zur
Erinnerungsfeier an die Schlacht von Belfort
an; Leben und Bewegung herrschte auf den

Straßen, während die Jugend schaarenweise
dahinzog und mit Hellen, durchdringenden Stim-
men die „Wacht am Rhein" ertönen ließ. Und
heute Prangt unser freundliches SEchen im
Fahnenschmücke und wieder tönten lue Glocken
und luden zum Besuche des Gotteshauses rin.
wo heute Hunderte und abermals Hunderte
Gott ihren Dank dafür brachten, daß er Las
Vaterland vor Jahresfrist vor einem feindliches
Einfalle, der uns so ernstlich bedrohte, gnädig
bewahrt hat. Werfen wir kj„en Blick auf jene
verhäng,Ußvollen Tage zurück, so finden wir
unsere Krieger damals vor dem Felsenneste
Belfort. das sie zu Falle bringe,, sollten. Zum
Entsätze Velforts naht aber Bourbaki an d-r
Spitze einer überlegenen Armee, die zugleich die
Bestimmung hatte, an der schweizerischen GrcM.
vorbeizudringen und in jenem südwestliche»
Winkel Deutschlands, das schöne „Markgräfler-
land" einzusalleN, um so Veränderung der gan-
zen Kriegslage herbeizuführen. Doch General
v. Werder verlegt den Franzosen den Weg
und zwingt sie, trotz ihrer nummerische,, Ueber-
legenheit in de,, dreitägige» hechen Kämpfen
vom 15., 16- und 17. Januar zur Aufgabe
ihres Planes. Manteuffel, der sie schließlich
in der Seite zu fasten droht, läßt ihnen oben-
drein keine andere Wahl alz den Uebertritt auf
das schweizerische Gebiet, den sie, um einem
nutzlosen Verzwciflungskampfe auszuweichen, voll-
ziehen!
Ernst, der Sache angemessen, war heute
die Feier dieses Tages; kein profaues „Zweck-
esten" hat sie entweiht!
!_». !> >> >> > > » 1 > u.,t, I > . , !W »»MM»
Erwiderung auf das „Eingesandt."
Der Schluß des aus unbekannter Absicht
herrührcnden und in Nr. 6 dieses Blattes aus-
genommene „Eingesandt" beruht ans einer
Erfindung, und muß ich dahin berichtigen, daß
es mir unmöglich wäre, ein beliebiges größeres
Quantum zu verschenken, indem ich vorher schon
einen andern Zweck ins Auge gefaßt hatte.
Otto Schwarz.

bayrischer Prinz, der Bischof von Münster, die
Fürsten von Hannover, von Mecklenburg, von
Boiern, von Braunschweig wurden für das
französische Interesse gewonnen und sagten theils
ihre thätige Hülfe, theils ihre Neutralität zu.
Der erste Minister des Kaisers Leopold fl.,
Fürst von Lobkowitz, war von Frankreich be-
stochen. Württemberg, wo damals Herzog Eber-
hard III. regierte, sollte von Köln und Baiern
für Frankreich gewonnen werde». Der Herzog
entschied sich für Neutralität, suchte aber wegen
der Nähe der Kriegsgefahr die Mitglieder des
schwäbischen Kreises, den Markgrafen von Ba-
den, den Bischof von Constanz und die anderen
Herren Und Abgeordneten zur Aufstellung einer
stärkeren Truppenmacht zu bewegen. Vergebens
verlangte er guf einem Kreistag zu Hohentwiel
die Bewilligung der vom Kaiser angesonnenen
Kontingentstärke. Nicht Vermehrung, sondern
Verminderung des nur 3000 Mann betragen-
den Kreiskonlingents um weitere 400 Mann
verlangten die meisten Stände, und als die
Wahl einer Deputation zur Vertheilung des
Koniingents besurochen winde, kam es zwischen

dem protestantischen Und dein katholischen Theil
der Kreisstände zu solchen Streitigkeiten, daß
der Kreistag sich auflöSte.
Dies geschah i„, Juli 1672, als die Fran-
zosen schon in Deutschland standen und eine
S'adt um die andere eroberten. Nun trennten
sich im Kreise Schwaben die Parteien vollstän-
dig ; die Katholiken beriethen sich in Ueberlmgen,
die Evangelischen in Eßlingen. Vom Kaiser
war ein Gebot eingelaufen: „daran zu sein,
daß die Kreismannschaft zu Roß nnd zu Fuß
am förderlichsten ausgetheilt unb jeden Stan-
des Kontingent unverzüglich geworben werde."
Auf dies hin suchte Herzog Eberhard in Eß-
lingen die Rüstungen zu beireiben. Ab r auch
hier fand er wenig Gehör, und als er erfuhr,
daß die meisten Krcisstände, besonders die ka-
tholischen, von einem französischen Agenten, der
nach Schwaben kam. für das Interesse Ludwig's
sich gewmuen ließen, stellte er. auf sein kleines
Land allein angewiesen, auch die eigenen Wer-
bungen ein.
Bei den meisten für Frankreich gewonnenen
Fürsten gab das konfessionelle Element den Aus-

schlag. Soweit die Machtsphäre der Jesuiten
reichte, wurde der Satz vertheidigt, kotz den
ketzerischen Holländern gegen das katholische
Frankenreich nicht geholfen werden dürfe.
(Schluß folgt)

— Ein Gläubiger begegnete seinem Schuld-
ner ans der Straße, hielt ihn an, und bat
recht demüthig, ihn doch endlich einmal zu be-
zahlen. Der Schuldner aber fuhr zornig auf
uud schrie: „Lassen Sie mich in Ruhe, Sie
impertinenter Mensch; glauben Sie denn, ich
bin Ihnen allein schuldig?" — Verblüfft zog
sich der Gläubiger zurück.

— Als kürzlich ein Engländer über seine
Meinung befragt wurde, woher es auch komme,
daß sich in neuerer Zeit bei den Männern di«
Lust zum Heirathen so sehr vermindert habe,
sagte er: Nichts ist leichter zu beantworten u.
natürlicher als dieß. Die Mädchen sind
die Lilien ans dem Felde; sie nähen nicht, sie
spinnen nicht, nnd sind d»ch herrlicher gekleidet,
als der König Salomo in all' seiner Pracht.

'Amtliche Bekanntmachungen und Privat Anzeigen.

Bekanntmachung.
Den Jahresbericht pro
1871 betr.
Beschluß.
Nr, 370. Die Vürgermeisterämter des
Bezirks erhalten mit nächste» Post die Erhe-
bnngSbogen zur pünktlichen und erschöpfen-

den Ausfüllung.
Mtt gleicher Post geht den Bürgermeister-
Aenttern ein weiterer Fragebogen, welcher von
u.is entworfen ist, zur Beantwortung zu nnd
sind beide auSgcfüllt innerhalb 14 Tagen an-
her Vorzügen.
Bei dem großen statistischen Werthe, wel-
cher diesen Erhebungen beizumcssen ist, erwarten

wir oie sorgfältigste Bearbeitung.
Schwetzingen. 15 Ja»,,,,! 1872.
Großh. Bezirksamt.
R ichar d.

Bekanntmachung.
Die Stellung der 1871er
Gemeinderechnungen betr.
 
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