Dienstag, 20. Februar 1872.
Xo. 21
(Pflichtexpl.) Heidelberg.
Sechster Jahrgang.
Amls-MerkündigungsM'alt für den Bezirk Schwetzingen.
Pad i sch e Hopscn; eitung.
Erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, mit der Sonntags-Beilage „Pfälzer Unterhaltungs-Blatt". — Alle Postanstalten und Boten nehme«
Bestellungen an. — Preis vierteljährlich 45 lr. Inserate die dreigespaltene Petitzeile oder deren Raum 3 lr. Lokalanzeigen2lr.
Anzeigen nehmen alle rosp. Annoncen-Expediiionen entgegen.
Zur Beachtung!
Damit in Zukunft keine Verzögerung
in der Ausgabe unseres Blattes verkommt,
ersuchen wir hiermit freundlichst, für
unser Blatt bestimmte Anzeigen uns
gesl. bis längstens Mittags 1 Uhr
des der Ausgabe vorhergehen-
den Tages zu behäudigen, andernfalls
nicht mit Bestimmtheit auf Aufnahme
in die betr. Nummer gerechnet werden
kann.
Die Expedition
des „Schwetzinger Wochenblattes".
Tagesgerichte.
Karlsruhe, 17. Febr, Se. Großh,
Hoheit der Prinz und I. Kaiser!. Hoheit die
Prinzessin Wilhelm haben heute Nachmittag 1
Uhr 45 Min. Karlsruhe verlassen, um sich in
Folge einer Einladung II. MM. des Kaisers
und der Kaiserin von Rußland zu längerem
Aufenthalt nach Petersburg zu begeben. Die
hohe» Reisenden werden in' Berlin einige Tage
Verweilen, um II. MM. dem Deutschen Kai-
ser und der Kaiserin, sowie den Mitgliedern
der Königl. Preußischen Familie ihren Besuch
abzustatten.
Karlsruhe, 16. Febr. Eine landcsh.
Verordnung regelt anschließend an Art. 13 der
Militärkonvcntion vom 25. November 1870 die
Mitwirkung des Militärs zur Erhaltung der
öffentlichen Ruhe und Ordnung. Der Beistand
des Militärs kann nur beansprucht werden,
wenn die Potizcigewalt nicht mehr ausleicht.
Von dem Augenblick der erfolgten Requisitionen
Ein vergessener Schriftsteller.
(Fortsetzung.)
Er machte inzwischen Anstalt, sei» Packet
in meine Fracktasche zu schieben, und ich —
von Thränen geblendet, vom Schluchzen erstickt,
unfähig zg sprechen — suchte seine Hände auf-
zuhalten, aber vergeblich. Sobald die Chccko-
lade in meiner Tasche war, nahm der liebe
kleine Schelm seinen Flug, wie ein Vogel, den
man aus einem Busch in den andern jagt.
Einige Schritte von mir blieb er stehen:
„Herr Claude, rief er, wenn Sie mir
versprechen wollen, die Chocoladc zu behalten,
so komme ich wieder zü Ihnen, ich habe Ihnen
noch was zu sagen.
,,O, lieber Kleiner, ich verspreche Dir's;
ich werde sie immer behalten, zum Andenken
an unsere Freundschaft.
„Er kam zurück und nahm mir beide
Hände.
„Nun müssen Sie mir noch versprechen,
daß Sie mir's zu wissen thun, in welches In-
stitut Sie eintreten. Ich mag den Herrn R.
, geht die, ganze Leitung ans den Militürbefehls-
haber über, welcher auch über die Anwendung
der Waffen zu bestimmen hat. Besondere Vor-
schriften sind über den Waffengebranch des
Militärs bei Ausübung des Wacht- Und Pa-
trouillendiensteS ergeben. Man erwartet demnächst
Entschluß über die mit den Organisationcnver-
änderungen zusammenhängenden Personalverän-
derungen.
— 17. Febr. Der Verkehr für Stück-
güter in gewöhnlicher Fracht nach und von
Frankreich über die elsässischen und lothringi-
schen Linien ist vom 10. d. M. ab wieder er-
öffnet worden.
— 16. Febr. Auf Einladung des Karls-
ruher Schuhmacher-Vereins fand am letzten
Sonntag, den 11. d. M. , eine Schuhmacher-
Landesversammlnng in den „Vier Jahreszeiten"
dahier statt. Etwa 80 Schuhmachermeister,
welche sich auf die verschiedenen Städte unseres
Landes vertheileu, sowie eine Abordnung von
10 Schnhmachermeistern aus Stuttgart, und
eine solche von 3 aus Speier nahmen Theil
an den Verhandlungen. Auf ocr Tagesordnung,
welcher ein Borlrag über die sozialen Verhält-
nisse vorausging, standen folgende Gegenstände:
1) Arbeiterfrage, bezw. die Lohnverhältnifse der
Arbeiter, 2) Aufschlag der Rohmaterialien und
Preiserhöhung der fertigen Arbeit, 3) Borgfrist
und Schutz gegen schlechte Kunden, 4) Gliede-
rung. bezw. Gründung von Schuhmachervereinen,
ack k) wurde allgemein angenommen, daß ge-
genwärtig die Arbeiter dieses Gewerbes im Ver-
hältnisse zu den bestehenden Preisen bei hinrei-
chendem Fleiß derart gestellt seien, um angemes-^
sen anständig leben zu können, uä 2) wurde
bestimmt, daß in Anbetracht des in neuerer
Zeit eingetretcnen bedeutenden Aufschlags sämmt-
licher Rohmaterialien eine verhältnißmäßige
nich) leiden, weil er ein Royalist, und die Ma-
daine R. nicht, weil sie eine Engländerin ist;
aber Sie liebte ich von der ersten Stunde, ich
weiß nicht warum, und ich werde Mama so
lange bitten, mich zu Ihnen zu bringen, bis
sie cinwilligt.
„Gut, mein Kind, ich verspreche Dir auch
das.
„Und indem ich meine Hände aus den
scinigen löste, floh ich ans die Straße, denn
ich spürte, wie mir Vas Weinen wieder kam.
Ans einiger Entfernung sah ich meinen jungen
Freund auf der Terrasse stehen. Er blickte mir
nach mit Auge», die gewiß voller Thränen
standen.
Seitdem vergaß ich dieses Kind. Ich aß
brutaler Weise seine Chocoladc, ohne ihm Nach-
richt von der Pension zu geben, in die ich ge-
treten war. Ich habe es vergessen, wie der
Wanderer den Baum vergißt, unter welche!« er
auf seinem Weg durch die Wüste einen Augen-
blick ausruhte. Diese arme verstorbene Liebe,
hier ruht sie in einem Winkel meines Herzens
unter einem rosenfarbenen Flor; denn das
Preiserhöhung nicht zu umgehen sei. aä 3)
bezüglich der Borgfristen wurde für nöthig er-
achtet > den bisher so häufig üblich gewesenen
länger» Kredit auf 3 Monate zu beschränken,
da die Lieferanten größtentheils schon länger
ebenfalls n»r einen solchen einräumen. -Es
wurde noch besonders daraus aufmerksam ge-
macht, streng daran zu halten, dem besonders
in diesem Gewerbe eingeriffenen verderblichen
Schlendrian in Bezug auf das Zahlen säumi-
ger Kunden ein Ziel zu setzen. Letztere sollen
den Mitgliedern des Vereins nahmhaft gemacht
werden, u,m diese vor Nachtheil zu bewahren,
ucl 4) Schließlich wurde angelegentlichst die Be-
gründung von Vereinen empfohlen, welche in
ihrer Gesammtheit einen süddeutschen Schuhma-
cherverband bilden sollen. Nachdem die Ver-
sammlung in würdiger Weise abgehalten tpar,
schied man nach gemeinschaftlichem Mittagsmahl
in der befriedigtsten Stimmung.
Mannheim, 17. Febr. Heute Nacht
12 Minuten vor 1 Uhr wurde ein heftiger
ganz kurzer Erdstoß verspürt in der Richtung
von Nord nach Süd (von Groß-Gerau) her,
begleitet von einem starken Sturmwinde.
Mannheim, 17. Febr. Heute Nacht
wurde ein hiesiger Kaufmann in seinem Schlaf-
zimmer erhängt gefunden.
Berlin, 14. Febr. Nach Beschluß des
Bundesraths soll bekanntlich ein statistisches
Zentralorgan für das D. R. ln's Leben treten.
Der Reichskanzler war beauftragt, nähere Vor-
schläge über die Einrichtung dieses Organs zu
machen. Diese Vorschläge sind jetzt erfolgt.
Es sollen demnach innerhalb dieser Behörde 3
Gruppe» gebildet werden, eine für Bevölkerungs-
Statistik, eine für Statistik der Landwirthschaft
und Gewerbe und eine für Statistik des Ver-
kehrs, der gemeinschaftlichen Einnahmen u. der
Schicksal des Menschen ist das Vergessen. Auf
dem Grunde jedes Menschenherzens liegt, ach!
ein Häufchen Schlacken und Asche. Unsere
Seele ist ein Friedhof voller Gräber u. Grab-
schrifte», ein Beet, wo die jungen Blüthen in
die tobten Blumen ihre Wurzeln schlagen. Das
Vergessen ist eine Wöhlthat Gottes ; denn wenn
der Mensch, während rings um ihn alles sich
wandelt ynd vergeht, nicht die Gabe des Ver-
geffens hätte, so wäre er das unglücklichste aller
Geschöpfe,- sein Leben wäre ein unaufhörlicher
Schmerz und sein Auge ein unerschöpflicher
Thräncnqucll."
Von der Kraft seiner Feder und der
Schärfe seines Unheils gibt das nachfolgende
Porträt Dupin's Zeugnis;. Als Tillier vor
mehr als zwanzig Jahren dasselbe entwarf,
stand jener handwerksmäßige Renegat auf dem
Höhepunkt seines Glanzes und war der Abgott
des Departements. Heute wird die Aehnlichkeit
dieses Konterfei's von Niemand in Zweifel ge-
zogen:
(Fortsetzung folgt.)
Xo. 21
(Pflichtexpl.) Heidelberg.
Sechster Jahrgang.
Amls-MerkündigungsM'alt für den Bezirk Schwetzingen.
Pad i sch e Hopscn; eitung.
Erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, mit der Sonntags-Beilage „Pfälzer Unterhaltungs-Blatt". — Alle Postanstalten und Boten nehme«
Bestellungen an. — Preis vierteljährlich 45 lr. Inserate die dreigespaltene Petitzeile oder deren Raum 3 lr. Lokalanzeigen2lr.
Anzeigen nehmen alle rosp. Annoncen-Expediiionen entgegen.
Zur Beachtung!
Damit in Zukunft keine Verzögerung
in der Ausgabe unseres Blattes verkommt,
ersuchen wir hiermit freundlichst, für
unser Blatt bestimmte Anzeigen uns
gesl. bis längstens Mittags 1 Uhr
des der Ausgabe vorhergehen-
den Tages zu behäudigen, andernfalls
nicht mit Bestimmtheit auf Aufnahme
in die betr. Nummer gerechnet werden
kann.
Die Expedition
des „Schwetzinger Wochenblattes".
Tagesgerichte.
Karlsruhe, 17. Febr, Se. Großh,
Hoheit der Prinz und I. Kaiser!. Hoheit die
Prinzessin Wilhelm haben heute Nachmittag 1
Uhr 45 Min. Karlsruhe verlassen, um sich in
Folge einer Einladung II. MM. des Kaisers
und der Kaiserin von Rußland zu längerem
Aufenthalt nach Petersburg zu begeben. Die
hohe» Reisenden werden in' Berlin einige Tage
Verweilen, um II. MM. dem Deutschen Kai-
ser und der Kaiserin, sowie den Mitgliedern
der Königl. Preußischen Familie ihren Besuch
abzustatten.
Karlsruhe, 16. Febr. Eine landcsh.
Verordnung regelt anschließend an Art. 13 der
Militärkonvcntion vom 25. November 1870 die
Mitwirkung des Militärs zur Erhaltung der
öffentlichen Ruhe und Ordnung. Der Beistand
des Militärs kann nur beansprucht werden,
wenn die Potizcigewalt nicht mehr ausleicht.
Von dem Augenblick der erfolgten Requisitionen
Ein vergessener Schriftsteller.
(Fortsetzung.)
Er machte inzwischen Anstalt, sei» Packet
in meine Fracktasche zu schieben, und ich —
von Thränen geblendet, vom Schluchzen erstickt,
unfähig zg sprechen — suchte seine Hände auf-
zuhalten, aber vergeblich. Sobald die Chccko-
lade in meiner Tasche war, nahm der liebe
kleine Schelm seinen Flug, wie ein Vogel, den
man aus einem Busch in den andern jagt.
Einige Schritte von mir blieb er stehen:
„Herr Claude, rief er, wenn Sie mir
versprechen wollen, die Chocoladc zu behalten,
so komme ich wieder zü Ihnen, ich habe Ihnen
noch was zu sagen.
,,O, lieber Kleiner, ich verspreche Dir's;
ich werde sie immer behalten, zum Andenken
an unsere Freundschaft.
„Er kam zurück und nahm mir beide
Hände.
„Nun müssen Sie mir noch versprechen,
daß Sie mir's zu wissen thun, in welches In-
stitut Sie eintreten. Ich mag den Herrn R.
, geht die, ganze Leitung ans den Militürbefehls-
haber über, welcher auch über die Anwendung
der Waffen zu bestimmen hat. Besondere Vor-
schriften sind über den Waffengebranch des
Militärs bei Ausübung des Wacht- Und Pa-
trouillendiensteS ergeben. Man erwartet demnächst
Entschluß über die mit den Organisationcnver-
änderungen zusammenhängenden Personalverän-
derungen.
— 17. Febr. Der Verkehr für Stück-
güter in gewöhnlicher Fracht nach und von
Frankreich über die elsässischen und lothringi-
schen Linien ist vom 10. d. M. ab wieder er-
öffnet worden.
— 16. Febr. Auf Einladung des Karls-
ruher Schuhmacher-Vereins fand am letzten
Sonntag, den 11. d. M. , eine Schuhmacher-
Landesversammlnng in den „Vier Jahreszeiten"
dahier statt. Etwa 80 Schuhmachermeister,
welche sich auf die verschiedenen Städte unseres
Landes vertheileu, sowie eine Abordnung von
10 Schnhmachermeistern aus Stuttgart, und
eine solche von 3 aus Speier nahmen Theil
an den Verhandlungen. Auf ocr Tagesordnung,
welcher ein Borlrag über die sozialen Verhält-
nisse vorausging, standen folgende Gegenstände:
1) Arbeiterfrage, bezw. die Lohnverhältnifse der
Arbeiter, 2) Aufschlag der Rohmaterialien und
Preiserhöhung der fertigen Arbeit, 3) Borgfrist
und Schutz gegen schlechte Kunden, 4) Gliede-
rung. bezw. Gründung von Schuhmachervereinen,
ack k) wurde allgemein angenommen, daß ge-
genwärtig die Arbeiter dieses Gewerbes im Ver-
hältnisse zu den bestehenden Preisen bei hinrei-
chendem Fleiß derart gestellt seien, um angemes-^
sen anständig leben zu können, uä 2) wurde
bestimmt, daß in Anbetracht des in neuerer
Zeit eingetretcnen bedeutenden Aufschlags sämmt-
licher Rohmaterialien eine verhältnißmäßige
nich) leiden, weil er ein Royalist, und die Ma-
daine R. nicht, weil sie eine Engländerin ist;
aber Sie liebte ich von der ersten Stunde, ich
weiß nicht warum, und ich werde Mama so
lange bitten, mich zu Ihnen zu bringen, bis
sie cinwilligt.
„Gut, mein Kind, ich verspreche Dir auch
das.
„Und indem ich meine Hände aus den
scinigen löste, floh ich ans die Straße, denn
ich spürte, wie mir Vas Weinen wieder kam.
Ans einiger Entfernung sah ich meinen jungen
Freund auf der Terrasse stehen. Er blickte mir
nach mit Auge», die gewiß voller Thränen
standen.
Seitdem vergaß ich dieses Kind. Ich aß
brutaler Weise seine Chocoladc, ohne ihm Nach-
richt von der Pension zu geben, in die ich ge-
treten war. Ich habe es vergessen, wie der
Wanderer den Baum vergißt, unter welche!« er
auf seinem Weg durch die Wüste einen Augen-
blick ausruhte. Diese arme verstorbene Liebe,
hier ruht sie in einem Winkel meines Herzens
unter einem rosenfarbenen Flor; denn das
Preiserhöhung nicht zu umgehen sei. aä 3)
bezüglich der Borgfristen wurde für nöthig er-
achtet > den bisher so häufig üblich gewesenen
länger» Kredit auf 3 Monate zu beschränken,
da die Lieferanten größtentheils schon länger
ebenfalls n»r einen solchen einräumen. -Es
wurde noch besonders daraus aufmerksam ge-
macht, streng daran zu halten, dem besonders
in diesem Gewerbe eingeriffenen verderblichen
Schlendrian in Bezug auf das Zahlen säumi-
ger Kunden ein Ziel zu setzen. Letztere sollen
den Mitgliedern des Vereins nahmhaft gemacht
werden, u,m diese vor Nachtheil zu bewahren,
ucl 4) Schließlich wurde angelegentlichst die Be-
gründung von Vereinen empfohlen, welche in
ihrer Gesammtheit einen süddeutschen Schuhma-
cherverband bilden sollen. Nachdem die Ver-
sammlung in würdiger Weise abgehalten tpar,
schied man nach gemeinschaftlichem Mittagsmahl
in der befriedigtsten Stimmung.
Mannheim, 17. Febr. Heute Nacht
12 Minuten vor 1 Uhr wurde ein heftiger
ganz kurzer Erdstoß verspürt in der Richtung
von Nord nach Süd (von Groß-Gerau) her,
begleitet von einem starken Sturmwinde.
Mannheim, 17. Febr. Heute Nacht
wurde ein hiesiger Kaufmann in seinem Schlaf-
zimmer erhängt gefunden.
Berlin, 14. Febr. Nach Beschluß des
Bundesraths soll bekanntlich ein statistisches
Zentralorgan für das D. R. ln's Leben treten.
Der Reichskanzler war beauftragt, nähere Vor-
schläge über die Einrichtung dieses Organs zu
machen. Diese Vorschläge sind jetzt erfolgt.
Es sollen demnach innerhalb dieser Behörde 3
Gruppe» gebildet werden, eine für Bevölkerungs-
Statistik, eine für Statistik der Landwirthschaft
und Gewerbe und eine für Statistik des Ver-
kehrs, der gemeinschaftlichen Einnahmen u. der
Schicksal des Menschen ist das Vergessen. Auf
dem Grunde jedes Menschenherzens liegt, ach!
ein Häufchen Schlacken und Asche. Unsere
Seele ist ein Friedhof voller Gräber u. Grab-
schrifte», ein Beet, wo die jungen Blüthen in
die tobten Blumen ihre Wurzeln schlagen. Das
Vergessen ist eine Wöhlthat Gottes ; denn wenn
der Mensch, während rings um ihn alles sich
wandelt ynd vergeht, nicht die Gabe des Ver-
geffens hätte, so wäre er das unglücklichste aller
Geschöpfe,- sein Leben wäre ein unaufhörlicher
Schmerz und sein Auge ein unerschöpflicher
Thräncnqucll."
Von der Kraft seiner Feder und der
Schärfe seines Unheils gibt das nachfolgende
Porträt Dupin's Zeugnis;. Als Tillier vor
mehr als zwanzig Jahren dasselbe entwarf,
stand jener handwerksmäßige Renegat auf dem
Höhepunkt seines Glanzes und war der Abgott
des Departements. Heute wird die Aehnlichkeit
dieses Konterfei's von Niemand in Zweifel ge-
zogen:
(Fortsetzung folgt.)