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Vorrede.

IX

langes, anhaltendes Studium verlangen. Es ist eine widerliche lite-
rarische Erscheinung, über das Objekt solcher Weltsammlungen die fade
Brühe allgemeiner Kunstfloskeln, etwa gewürzt mit einzelnen, rein
subjektiven und launenhaften Stichwörtern ausgegossen zu sehen.
Die Hinzufügung des Aufsatzes über Antwerpen hat zunächst
nur eine subjektive Berechtigung, aber wie mir Belgien und darin zu-
nächst Antwerpen zum Beginne der Reise und zum Schlüsse mit all
seiner Fülle von Kunst- und Lebensformen entgegentrat, so wirkten
die dort gewonnenen Eindrücke unmittelbar noch fort bei der Betrach-
tung des französischen Lebens und umgekehrt kehrte ich dahin mit ei-
nem neugeübten und erweiterten Blick zurück.
So ist es denn schließlich doch wieder die eigene Persönlichkeit,
die als dieselbe durch die Erfahrungen und Studien hindurchgeht und
deren innerstes Leben von der Stoffverarbeitung nicht zu trennen war.
Welche Mittelpunkte sie hinaus über die wissenschaftlicher: und ästheti-
schen Interessen gewonnen, es wird dies dem aufmerksamen Leser nicht
entgehen, eben so wenig hoffentlich, daß eher mit allzu schüchterner
Hand das rein innerlich Durchlebte, das zur Überzeugung Gewordene
niedergeschrieben, als mit Behagen im Bereich der höchsten Lebensin-
teressen die eigene Subjektivität sich in dem Ausbreiten ihrer Schätze,
der wirklichen wie der geglaubten, ergangen hat.
Und so hoffe ich, ist der eigene Drang des durch die Anschauung
neu gewonnenen Stoffes geistig und speciell wissenschaftlich Herr zu
werden, auch für andere kein ganz nutzloser gewesen.
Die beigefügten sieben Tafeln unterstützen wesentlich die Darstel-
lung nach den angedeuteten Gesichtspunkten und werden als willkom-
mene Beigabe erscheinen. Der Herr Verleger hat nicht Kosten, ich
selbst nicht Zeit und Mühe gescheut, sie genau und richtig Herstellen
zu lassen.
Vorkommende Druckfehler werden leicht berichtigt werden; von
Namen z. B. nenne ich S. 347. Z. 16 v. u. Lavan statt Levau.
Jena, den 2. April 1855.

K. B. Stark.
 
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