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Cette: ein Lagerhaus. Weinhandel.

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Ein Gang an der Seite des erfahrenen Geranten gab mir eine le-
bendige Anschauung von der Größe eines solchen Geschäftes. Die Höfe
lagen meist angefüllt mit kleinen, mehrfach übereinander gethürmten
Fässern, die auf das Land an die Vignenbesitzer vertheilt und dort ge-
füllt werden; dort an Ort und Stelle wird auch in zahlreichen Destil-
lationen der Spiritus gefertigt, der an Bedeutung weit die Weinpro-
duction in dieser Gegend übersteigt. In jenen großen Remisen ruhen
die Stückfässer, die oft 50 bis^ 60 Oxhoft halten. Dreißig Menschen
sind fortwährend in diesem Lager beschäftigt. Eine wichtige Sache ist
schon die Beschaffung der Fässer, und so kommen aus Norwegen und den
russischen Ostseeprovinzen ganze Schiffsladungen mit Faßdauben an,
die in Fässer verwandelt entweder nach Afrika hinüber oder nach dem
Norden, oder nach Amerika als Spiritus - und Weinträger wandern.
Von immer steigender Bedeutung ist der Export nach dem französischen
Afrika; unter den Arabern und Beduinen nimmt der Consum dieses
Artikels erstaunenswerth zu. Daneben bleibt Cette der Haupthafen
für alle feinen, südfranzösischen Weine, wie sie heißen, vom Lunel
zum Roussillon, so wie für eine Anzahl Artikel, die an Weinproduction
und Destillation sich anschließen, so den Weinstein, Grünspan, alle
Arten feiner Liqueure, wohlriechender, ätherischer Öle und Seifen, wo-
für der Reichthum wohlriechender Kräuter in der Provence auch durch
künstlichen Anbau vermehrt wird. Eine ganz andere Seite des Handels
von Cette ist das Salz, welches in den Etangs bis zu den Nhonemün-
dungen gewonnen wird.
Noch in dunkler Nacht, unter heftigem Wind und einzelnen Re-
genschauern habe ich unter erfahrener Leitung eine Wanderung durch
die Stadt und um den Hafen gemacht, um dann in einem Cafe einige
der dortigen Deutschen kennen zu lernen. Die Regelmäßigkeit der An-
lage wies schon entschieden auf die planmäßige moderne Gründung hin,
wie sie unter Louis XIV stattgefunden hat, eben so die großartigen
Arbeiten im Wasser, theils an den zwei breiten, rechtwinklig sich tref-
fenden Canälen, theils aber und vorzugsweise zur Umfassung und Si-
cherung des großen Hafenbassins, in dem 400 Seeschiffe bequem Platz
finden. Zwei große Moloanlagen schützen dasselbe gegen das offene
Meer: der innere geht von beiden Seiten aus, der äußere Molo schiebt
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