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Anmerkungen und Erkurse.

Gebäude St. Pierre, aber in drei getrennten und nicht unter derselben nähern Auf-
sicht stehenden Gruppen: die Mosaike, sowie eine Zahl ägyptischer, von Drovetti
mitgebrachter Denkmäler und Papyrusstreisen in der Gemäldegalerie, die großartigen
und reichen architektonischen Reste von Capitellen, Friesen, Gesimsen und die Stein-
inschriften gehäuft, nebst einem einzigen spätrömischen Sarkophag mit Reliefs im
Hof, endlich in oberen Zimmern des Vordergebäudes die eigentliche Antikensamm-
lung. Ein kleines Vorzimmer enthält auch hier ägyptische Denkmäler, dann ein
neugefundenes Mosaik und Bruchstücke von Mosaiken. Eine lange, schmale Galerie
enthält freistehend auf Postamenten, in hohen Schränken und Tischglaskasten die
Sammlung von Marmorwerken, Bronzen, Terracotten, Vasen, Schmucksachen,
Gemmen, Münzen, Gläsern; bis auf die Terracotten, Wasen und kleinen ägypti-
schen Anticaglien ist alles in oder bei Lyon gefunden. Hier ist in sehr bedeutender
Höhe, dem Auge zu genauer Prüfung fast unerreichbar die berühmte, in zwei Stücke
zerbrochene Bronzetafel mit den zwei fragmentirten Columnen der Rede des Claudius
(Abdruck bei llolssien olmp. IV., bei VlonrkülLori 1851. 1853, von Nipperdey im
Anh. zu Dao. ^nn. r. II. 222. vgl. Zell in Heidelb. Jahrb. 1854. u. 22). Ein
gedruckter oder auch nur geschriebener, dem Besucher zugänglicher Katalog eristirt
noch nicht.
Unter den vier großen, von Artaud näher bekannten Mosaiken der Galerie,
deren Farbenfrische in Erstaunen setzt, sind zwei in Lyon gefunden, eines in St. Co-
lombe, Vienne gegenüber, ein viertes in St. Romain en Gal, westlich von Vienne
am Gebirge, das letzte ursprünglich 7 Mstres lang, 5 M. breit, aber in der Re-
stauration sehr zusammengeschmolzen. Auf diesem sitzt in einem Viereck in der Mitte
Orpheus die Leier spielend, die 12 Felder herum sind von Thieren, Vögeln und
vierfüßigen Thieren, darunter Kamel und Tiger eingenommen. Die Darstellung ist
also den von Welcker im Zusatz zu Müller's Arch. Z. 413, 3. aufgezählten Beispie-
len zuzufügen. Zwei dieser Mosaike behandeln denselben Gegenstand, nur ist er in
dem einen sehr erweitert: Pan und Eros im scherzenden Wettkampf.
Das größere davon, an der Höhe von Fonrvisre gefunden, mit breitem Arabesken-
rande, worin Grau und Braun wechseln, ist durch 4 Reihen von je 10 Carrss ge-
bildet, deren 4 mittelste der bildlichen Darstellung weichen. Auf landschaftlichem
Boden geht Pan zum Ningkampf dem kleinen, geflügelten, mit den Händen streit-
fertigen Eros entgegen, zur Rechten steht* eine ältere männliche Gestalt, kahl, bär-
tig, bekränzt, nur in dem um Leib und linken Vorderarm geschlagenen Umwurf,
einen Palmzweig in der Hand, links schließt eine weibliche Herme die Scene. Offen-
bar die Ausstattung eines gymnastischen Kampfes mit Gymnastarch und Herme, die
aber in Bezug auf Eros und das sonst wohl bekannte Liebesbegehren des Pan zu
schönen Knaben als Venusherme erscheint; Silen ist mit Spon jener Gymnastarch
zu nennen. Zur Vergleichung dieses bereits zweimal bei 8pcm orull. anr.
p. 15. 38 — 43) abgebildeten, von ihm und Nllliu fff ^.468) unrichtig aufgefaßten
Mosaikes ist der Ringkampf des Pan und Eros auf einem dionysischen Sarkophag
(Denkm. alt. K. r. II, n. 432-n) und derselbe unter Aufsicht Silen's auf einem Pom-
pes. Bild (Denkm. alt. K. r. II, n. 551) anzuführen. Das bedeutend kleinere Mosaik
zeigt uns in einem zierlich durch 8 Seitenstücke zu einem Viereck übergeführten Kreise
nur Pan im Kampfe mit Eros. Das vierte Mosaik, im I. 1806 bei dem Beginn
des dem Wasser erst neu abgewonncnen Stadttheils la Perrache gefunden, giebt eine
der interessantesten Cir en ö d arst ellun g en und ist nach Vrtaull jvosor. ck'un
mosgi^us ckscouv. ä 1806). im Umrisse auch Denkm. a. K. r. I. Dak. 4, 429
prrblicirt. Der Grund ist schwarz, Muster des-Ornaments braun, roth-weiß und blau.
 
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