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Michelangelo; Steinmann, Ernst [Hrsg.]
Die Portraitdarstellungen des Michelangelo — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 3: Leipzig: Klinkhardt & Biermann, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.47056#0029
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sich zum Meißeln der rechten, zum Malen aber der linken Hand bediente. »Denn«, so
fügt er hinzu, »die lange Arbeit in Marmor hatte die eine Hand geschwächt, und so benutzte
er die andere, wenn er malen wollte«1).
Die einzige Bemerkung in seiner Beschreibung von Michelangelos Aussehn, die Vasari
nicht von Condivi entlehnt hat, bezieht sich auf die Kleidung Buonarrotis. Vasari bemerkt,
daß Michelangelo Stiefel von Maroquinleder trug, die inwendig festgeschnallt wurden,
zum Schutze gegen die Feuchtigkeit2) 3 4 5. Bei anderer Gelegenheit erwähnt aber auch Condivi
diese Stiefel, die Michelagniolo in jüngeren Jahren auch des Nachts nicht auszuziehen
pflegte, weil er an Muskelkrämpfen litt3). Und mit Stiefel und Sporen in schwarzer Seiden-
robe und einem altmodischen Hut als Kopfbedeckung, so sahen die Florentiner ihren
großen Landsmann wieder als sie in Santa Croce den Sarg des endlich Heimgekehrten
öffneten4). »Und obwohl er schon seit fünfundzwanzig Tagen tot war,« schreibt Vasari5),
»so war er doch noch in allen Teilen unversehrt, und wir meinten, ihn von süßem und
friedlichen Schlummer umfangen vor uns zu sehn, als wäre er vor wenig Stunden erst
gestorben.«
Der Todesschlaf Michelangelos ist zweimal gestört worden, zuerst um 1720 durch den
Senator Filippo Buonarroti. Man fand damals den Leichnam noch verhältnismäßig un-
versehrt und die Kleider intakt. Als dann im Jahre 1858 die Gruft noch einmal geöffnet
wurde, hatte die Verwesung ihr Werk bereits vollendet6).


Die Hand Michelangelos.
Detail aus dem Gemälde der Sammlung Chaix d’Estanges, Paris

1) »Adoperava lo scalpello dalla destra, il pennello dalla sinistra stante il lungo esercizio sui marmi, esendoseli infiao
chita una mano, si valse dell’ altra per colorire.« Cambi, Cronica Fiorentina ed. P. J. Scalzo in Delizie degli eruditi Toscani
Tom. XXII, 177. Tom XXIII, 136. Vgl. auch Moreni, Bibliografia della Toscana (Firenze 1805) I, 202.
2) Milanesi VII, 285.
3) Ed. Frey p. 206.
4) Gaye, Carteggio III, 133.
5) Milanesi VII, 295.
6) Pelli-Fabbroni, La tomba dei Buonarroti in Santa Croce e le ceneri di Michelangelo im Arch. stör. ital. N. S. VI
(1858) I, 157. Vgl. Vasari ed. Bottari (Roma 1760). III, 330 Amm. 1.

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