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Michelangelo; Steinmann, Ernst [Hrsg.]
Die Portraitdarstellungen des Michelangelo — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 3: Leipzig: Klinkhardt & Biermann, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.47056#0035
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Dies merkwürdige Blatt, das wahrscheinlich seinerzeit mit dem Originalgemälde
Bugiardinis nach Frankreich gelangte, ist bis heute in der Michelangelo-Literatur völlig
unbekannt geblieben, verborgen in den leider noch immer nicht übersichtlich geordneten
Handzeichnungschätzen des Louvre. Bernhard Berenson, dem ich die Reproduktion des
Blattes vorlegte, fand sofort den Mut, es größter Wahrscheinlichkeit nach als eine frühe
Zeichnung Michelangelos zu bezeichnen. Ich schließe mich dieser Meinung ohne Be-
sinnen an. Wie Michelangelo ein einziges Mal ein Werk mit seinem Namen signiert hat,
so hat er sich auch ein einziges Mal bereit finden lassen, eine Skizze von sich selbst zu
machen, als es galt, dem Freunde Bugiardini einen Dienst zu leisten. Für diese Annahme
spricht außer der feinen, für Michelangelo so charakteristischen Technik auch der Umstand,
daß die Zeichnung im Gemälde so sklavisch kopiert worden ist. Bugiardini wagte es eben
nicht, sich von seinem Vorbild zu entfernen. Man vergleiche daraufhin den Turban in
Zeichnung und Gemälde. Dort wo die Ausführung bei der Zeichnung ins Detail geht (wie
links) ist die Kopie im Gemälde außerordentlich treu, dort wo die Zeichnung sich mit
allgemeinen Umrissen begnügt (wie rechts), hat die Malerei, die Umrisse tunlichst bei-
behaltend, die Details sorgfältig ausgeführt. Obwohl eine Ruine, zeigt die Zeichnung doch
Qualitäten, die das Gemälde nicht besitzt.
TAFEL 3.
Kopie im Louvre. Salle Denon. Vgl. G. Lafenestre, Notice des portraits d’artistes exposes dans
la satte Denon au Musee du Louvre. Paris 1888 p. 50, Nr. 98. Neue Numerierung 1649.
H. 56 cm. Br. 37 cm.
Auf Holz gemalt. Sehr dünner Farbenauftrag. Grünlicher Hintergrund. Dunkelbrauner,
gelockter Vollbart. Große, grünlich-braune Augen. Gerötete Augenlider. Nasenrücken,
Mund und Stirn durch von links einfallendes Licht scharf beleuchtet. Das Gemälde trägt
die Merkmale einer treuen aber temperamentlos gemalten Kopie nach einem guten Original.
Die Bezeichnung auf der Brüstung: — Micha. Ange. Bonarotanus. Florentinus sculptor.
optimus. anno, aetatis. sui (sic!) 47—ist nach dem Stich der Schule von Fontainebleau
kopiert (vgl.Taf. I) oder umgekehrt. Gaetano Guasti läßt diese Inschrift später entstanden
sein (a. a. O. p.XVI). Vermutungen, diese eigentümliche Inschrift betreffend, sind müßig.
Wir wissen nur, daß sie auch schon auf dem Originalgemälde vorkommt, obwohl sie auf
dem Stich nach demselben unterdrückt worden ist.
Von Fr. Villot (Notice des tableaux. Paris 1874 p. 320, Nr. 526) ist das Gemälde wie
folgt erwähnt worden: Collection de Louis XIV. Cette peinture est probablement de
Giulio Bugiardini, contemporain e ami du Buonarroti, dont il a fait plusieurs fois le portrait.
On lit dans l’inventaire de Bailly. »A Fontainebleau une copie du portrait de Michelange
ayant de hauteur 22 pouces sur 14 pouces de large. Ces dimensions sont conformes
a celles du tableau inscrit sous le numero 526 (aujourdhui 1649).«In der Ausgabe Villots vom
Jahre 1862 findet sich diese Notiz — wie Herr Casimir Stryienski mich wissen läßt — unter
den »Inconnus« der italienischen Schule auf Seite 295.
TAFEL 4.
Stich von Clairon Mondet nach dem verlorenen Originalporträt des Palais Royal in Paris.
(Im umgekehrten Sinne.) H. 16 cm. Br. 14 cm.
Das Porträt wurde von Du Bois de Saint-Gelais (Description des Tableaux du Palais
Royal. 2^meedition. Paris 1737. p. 445) wie folgt beschrieben: Le portrait de Michelange

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