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Michelangelo; Steinmann, Ernst [Hrsg.]
Die Portraitdarstellungen des Michelangelo — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 3: Leipzig: Klinkhardt & Biermann, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.47056#0080
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TAFEL 59.
Bronze im Museo archaeologico der Biblioteca Communale Gambalunga zu Rimini.
Die Büste steht auf modernem Holzsockel.
Maße: Umfang des ganzen Kopfes über den Ohren gemessen 63 cm. Entfernung von
Ohrläppchen zu Ohrläppchen unter der Nase gemessen: 26 cm. Höhe der Stirn von
Augenbraue (links) bis zur tiefsten Locke 5 cm, von Augenbraue (rechts) 61!* cm.
Die Büste ist von Fortnum nicht gemessen worden, weil er sie nicht kannte. In der
Literatur wird sie meines Wissens nur von Giulio Carotti (Capi d’arte etc., p. 104) er-
wähnt. Eine Aufnahme der Büste ließ der Direktor der Bibliothek, A. Fr. Massera, auf
meine Bitte für die im Jahre 1911 in Castell St. Angelo ausgestellte Sammlung herstellen.
Die Büste war ursprünglich schwarz gefärbt. Durch den dünnen Farbenauftrag schimmert
aber jetzt überall die Bronze hindurch. Die schwarze Farbe hat sich vor allem an den
Schläfen und unter den Haaren erhalten.
Die Augen sind ziseliert wie auch Haare und Bart. Außerordentlich stark ist über dem
Munde die Hautfalte akzentuiert. Die Nasenflügel erscheinen wie immer im Verhältnis zu
den breiten Nasenrücken äußerst schmal.
Auffallend ist die flüchtige Bearbeitung des Ohres. Die Locken des Hinterkopfes liegen
platt an und sind völlig unbearbeitet gelassen.
Die Büste ist gut erhalten. Im Nacken entdeckt man ein offenes Gußloch, und ein
Stück des Kragens scheint hinten später angesetzt zu sein.
Im Inneren des Bronzegewandes sind unter den Doppelknöpfen zwei bronzene Ösen
angebracht.
Wie bei der Gipsbüste von San Luca und der Zeichnung von Ghezzi sind die Barthaare
in der Mitte auseinandergeteilt und auf jeder Seite in vier Löckchen gekräuselt. Am Ge-
wandstück über der Brust sieht man die beiden Doppelknöpfe, genau wie bei der Büste
im Musee Jacquemart-Andre.
Die Führer von Rimini erwähnen die Büste nicht. Wann und wie die Bronze nach
Rimini gelangt ist, läßt sich z.Z. nicht feststellen, da im Museum kein Inventar vorhanden ist.
TAFEL 60.
Federzeichnung des Cav. Pierleone Ghezzi nach einer Bronze, die noch im Jahre 1740 in
der Fabbrica di San Pietro in Rom bewahrt wurde. H. 27 cm. Br. 21 cm.
Auf diese merkwürdige Zeichnung, die sich im Kodex Ottobonianus 3 107 in der Vati-
kanischen Bibliothek befindet, machte mich Comm. Giacomo Boni aufmerksam. Das
Porträt Michelangelos ist hier en face und en profil kopiert (Taf.I u. Taf. III). Die Unter-
schrift der Copie en profil lautet: ritratto di Michel’Angelo Buonaroti Figlio del V. Conte
di Canossa, Pittore, Scultore et Architetto il d° ritratto e stato imitato diligentemente da
me Cav. Ghezzi dal suo originale ehe con gran custodia si ammira nelle stanze della
Fabbrica di S. Pietro di Roma0.
1) Cod. Vat. Ottobon 3107. Taf. 3. Auf Seite 2 wird der Text wiederholt und ergänzt wie folgt: »Questo ritratto ehe
qui sotto si vede delineato e stato imitato diligentemente de me Cav. Ghezzi dal suo originale ehe con gran custodia si
ammira nelle stanze della Fabbrica di S. Pietro ed io Cav. Ghezzi ne pregai Mons. Altoviti economo della detta Fabbrica
il di 28 Aprile 1740 ehe mi desse la permissione di farlo formare e ritener la memoria di si celebre valentuomo nel mio
Studio. Il detto prelato con somma cortesia, mi accordo la richiesta fattali e detta forma la ritengo appresso di me, da
dove ne ho cavato il disegnio ehe si vede qui sotto.« Ghezzi widerspricht sich selbst, indem er einmal behauptet, seine
 
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