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Michelangelo; Steinmann, Ernst [Hrsg.]
Die Portraitdarstellungen des Michelangelo — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 3: Leipzig: Klinkhardt & Biermann, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.47056#0105
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TAFEL 89.
Filippo Tarchiani: Paul III. besucht Michelangelo in seiner Werkstatt in Begleitung von
zehn Kardinalen.
Beischrift: Domi Pavlvm in Pontif. Max. cvm amplissimo cardinalivm comitatv
EXCIPIT CVIVS IVSSV ET avspicio Vrbem opervm magnitvdine Vaticani templi am-
PLITVDINE PICTVRARVMQVE praestantia mvniendam illvstrandam atqve exornandam
SVSCIPIT
Fanfani 7, Nr. VI.
Nach den Berichten Vasaris und Condivis (ed. Frey p. 152) müßte der Besuch Pauls III.
sehr bald nach seiner Thronbesteigung stattgefunden haben, vielleicht noch im Herbst
1534. (Vasari VII, 206.) Paul III. sah damals die Skulpturen für das Juliusdenkmal und
den Karton des Jüngsten Gerichtes. Im Gemälde Tarchianis dagegen zeigt Michelangelo
dem Papst Modell und Plan für Herrichtung des Capitols. Tatsächlich wurde die Statue
Marc Aurels bereits im Jahre 1538 auf dem Capitolsplatz aufgestellt. Es mußten also
damals schon die Pläne für das Ganze, wie sie Vasari (VII, 222) gleichfalls beschrieben
hat, vollendet sein. In den Jahren 1567 und 68 wurden diese Pläne (Grundriß des ganzen
Platzes und Aufriß des Konservatorenpalastes) gestochen. (Ex Typis Bartolomei Faleti.)
Vgl. Heinecken, Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen I, 432, Nr. 9 und 10. Ein
Jahr später stach DuPerac seine Gesamtansicht des Capitols »ex ipso Exemplari Michaelis
Angeli Bonaroti.« Vgl. A. Michaelis, Michelangelos Plan zum Capitol und seine Ausführung,
in der Zeitschr. f. b. Kunst N. F. II (1891), p. 188 und E. Rodocanachi, Le capitol Romain,
Paris 1904, p. 65. Thode V, 190 und 526, Nr. VI.
TAFEL 90.
Fabrizio Boschi: Michelangelo zeigt Julius III. das Modell des Palastes von San Rocco.
Beischrift: Romanae Cvriae formam Jvlio in. ostendit ad cvivs latvs caeteris
STANTIBVS SEDET ID HONORIS CLARISSIMAE VIRTVTI CLARISSIMO EXEMPLO PRAEBENTE
PONTIFICE.
Fanfani 8, Nr. VII.
Condivi erwähnt die Zeichnung für einen Palast, den'Julius III. bauen wollte, nur kurz.
(Ed. Frey p. 192). Vasari verbreitet sich ausführlicher über diese Angelegenheit (Ed. Frey
p. 203). Wir wissen, daß das Modell, welches Maestro Bastiano Malenotti im Auftrag
Michelangelos ausgeführt hatte, im Oktober 1551 mit zehn Dukaten bezahlt wurde. Dies
Modell wurde später von Pius IV. an den Herzog Cosimo geschenkt. Fabrizio Boschi
hatte also Gelegenheit, in Florenz selbst das Original für sein Gemälde zu kopieren.
Michelangelo erscheint in der Mitte der Komposition sitzend neben dem Papst. Der
Maler hat hier nicht nur die Besichtigung des Palastmodells dargestellt, sondern außer-
dem noch auf die Erzählung Vasaris Bezug nehmen wollen, daß Julius III. bei einem Be-
such seiner Vigna Michelangelo neben sich sitzen hieß, während alle übrigen standen.
(Ed. Frey p. 203.) Das Gemälde ist mit Bildnissen von Zeitgenossen angefüllt, diederGroß-
neffe Michelangelos fast alle benannt hat.
Vgl. über das verloren gegangene Modell: B. Podesta im Buonarroti 187 5, p. 136; Fanfani
a.a.O., p.142. Vasari ed. Milanesi VII, 233 Anm. 1. Thode V, 202 und 526, Nr.VII.
Für das Funerale in San Lorenzo hatte auch Jacopo Zucchi, ein Schüler Vasaris,
Michelangelo sitzend neben Julius III. gemalt. Vasari VII, 308.

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