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scheinende Anlagen diese Eigenschaft mit zunehmendem Alter rasch wieder
verlieren.

Ich glaube Ihnen nunmehr mit meinen durch Zeit und Ort beschränkten
Darlegungen gezeigt zu haben, daß Technik und Heimatschutz auch auf
diesen Gebieten der Wasserwirtschaft bei beiderseitigem guten Willen wohl
Zusammenarbeiten können und daß es daher fast immer möglich sein wird,
die unserer schönen Heimat durch die gmße Zahl der wasserwirtschaftlichen
Unternehmungen drohenden Gefahren abzuwehren oder doch wenigstens
in ihier Wirkung zu schwächen.

Es erhebt sich aber nunmehr die Frage, auf welchem Wege all die be-
sprochenen Forderungen und Wünsche des Heimatschutzes am raschesten
und sichersten in die Tat umgesetzt werden können. Es sind hierfür viele
Wege vorgeschlagen worden, deren Kenntnis ich in diesem Kreise wohl
vor aussetzen darf'. Meine eigene Anschauung zu dieser Frage habe ich durch
meine Ausführungen doch schon verraten. Ich bitte daher, dieselbe noch
kurz begründen zu dürfen.

Meine Darlegungen werden Ihnen wohl ein Bild davon gegeben haben,
wie innig gerade bei den in Bede stehenden wasserwirtschaftlichen Maß-
nahmen schon die ersten Entwurfsarbeiten ebenso wie die gesamte Durch-
führung durch ästhetische Gesichtspunkte beeinflußt sein müssen, wenn
Werke entstehen sollen, welche Technik und Heimatschutz in gleicher Weise
befriedigen können. Eine Arbeitsteilung in der Richtung nun, daß der
Ingenieur nur die technischen Probleme der Aufgabe löst und es dem
Künstler überläßt, ihr den kulturellen Firnis zu geben, erscheint mir da
ganz unmöglich. Sie würde schon daran scheitern, daß die nötige Zahl der
Ästheten, zumal solcher, welche sich in die technischen Aufgaben wirklich
einzufühlen vermögen, nicht zu finden wäre. Sie müßte trotz aller Be-
mühungen, sich auf die Gegenseite einzustellen, doch häufig zu Beibungen
führen und damit unfruchtbar werden, nicht zuletzt zum Schaden des
Heimatschutzgedankens. Sie würde aber auch Vorarbeit und Ausführung
aller Unternehmungen gewaltig verzögern und verteuern. Dies können
wir uns aber, zumal bei unserer derzeitigen wirtschaftlichen Lage, sicherlich
nicht gestatten. Es wird daher letzten Endes schon aus praktischen Gründen
notwendig werden, die Durchdringung der technischen Maßnahmen mit
dem Geiste und den Forderungen des Heimatschutzes in der Hauptsache
dem Techniker selbst zu überlassen.

Nun habe ich zwar schon eingangs meiner Ausführungen zugestanden,
daß wir einer solchen Aufgabe heute vielfach nicht gewachsen sind. Dieser
Zustand darf aber im eigensten Interesse des Heimatschutzes nicht ver-
ewigt werden. Die Heimatschutz verbände müßten ihre Werbe- und Auf-
klärungstätigkeit gerade bei uns Technikern noch in erhöhtem Maße fort-
setzen. Die gegenwärtige Tagung leitet eine solche ja in bester Weise ein.

An dem guten Willen aber, uns das erforderliche Verständnis zu ver-
schaffen, soll es nicht fehlen. Und die Fähigkeit, sich in die kulturellen
Fragen einzufühlen, ist zum Glücke ja nicht auf einen Stand beschränkt.
Der Heimatschutzgedanke schlägt an sich auch in der breiten Öffentlichkeit
wieder Wurzel. Es ist daher zu hoffen, daß die kommende Generation der
Techniker bereits besseres ästhetisches Empfinden mit auf die Hochschule
bringt. Dort aber muß durch entsprechenden Ausbau des Lehrplanes und
 
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