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Dürer, Albrecht [Ill.]; Tietze, Hans [Bearb.]; Tietze-Conrat, Erica [Bearb.]
Kritisches Verzeichnis der Werke Albrecht Dürers (1): Der junge Dürer: Verzeichnis der Werke bis zur venezianischen Reise im Jahre 1505 — Augsburg: Benno Filser Verlag G.M.B.H., 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.55259#0021
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A. DIE EIGENHÄNDIGEN WERKE

sprechen, die eher auf eine Zeichnungsvorlage (für 1—4
ein Gemälde?) schließen läßt. Der Brügger Bildtyp 1484-148 g
war in seiner charakteristischen zentralen Anlage
in der Wolgemut-Werkstätte geläufig. Weinberger
(p. 113): ». . . wäre sicherlich nicht entstanden ohne
den Zwickauer Altar«. (S. Exk. I.)
L. 1. [Abb. p. 141.]

1. 1484. Z., Wien, Albertina, Inv. Nr. 4839.
SELBSTBILDNIS. Silberstift auf weißgrundiertem
Papier. Höhe 275, Breite 196. Die spätere, aber eigen-
händige Aufschrift: »Dz hab ich aws eim spigell nach
mir selbs kunterfet im 1484 Jor do ich noch ein Kint
was. Albrecht Dürer.«
Die rechte Hand mit dem zeigenden Finger ist die im
Spiegel gesehene linke; sie ist sehr befangen, aber
deutlich Naturstudie. Die Falten des Ärmels sind
stofflich weich gegeben (nicht graphisch, flach). Die
andere Hand (die rechte der Wirklichkeit), die ge-
zeichnet hat, ist hier versteckt, der Ellenbogen unklar.
Am hinteren Ärmelkontur rechts und an dem vor-
deren Ärmel und der Hand Pentimente, die letztere
eine höhere Handstellung erkennen lassen. Wölfflin
(1. Aufl., 1905, p. 2): »...auf der abgewendeten
Seite die Haare roh ergänzt« -, dagegen mit Recht
Weixlgärtner (Graphische Mitt. XXIX, p. 64: »Was
Wölfflin irreführt, sind die noch außer den Haaren
sichtbaren, zum Teil aufgedröselten, langherab-
hängenden Fransen der Mütze.« Am Auge, Gesichts-
kontur und im Haar abgeriebene Stellen, die als sehr
kleine, weiße Flecke sich darstellen.
Eine Silberstiftkopie vom 4. Februar 1576 in London,
British Museum. D.-S. I, p. 4. Über ein gleichzeitiges
Dürer-Bildnis s. das Bild in Stettin (W 1).
Der Knabe dürfte einen überlieferten Typ des Selbst-
porträts aufgegriffen haben; ebenso gestellt ist
das Bildnis Albertina Inv. Nr. 4846 (A168). Noch
zwangloser wäre dieser Zusammenhang, wenn diese
Zeichnung das Selbstbildnis des Vaters wäre, wie
D. H. Ochenkowski (Rep. XXXIV) annahm, die
dann selbstverständlich dem Sohn als Vorlage ge-
dient hätte. (S. Exk. I.)
L. 448; D.-S. I. Taf. III. [Abb.p.141.]
2. 1485- Z., Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.
Nr. 4821-1877.
THRONENDE MARIA MIT KIND UND ZWEI
MUSIZIERENDEN ENGELN. Feder, mit rötlichem
Inkarnat leicht angelegt. Die Signatur an der Thron-
stufe in getrennten Buchstaben, darunter 1485.
Höhe 210, Breite 147.
1877 aus der Sammlung Posonyi-Hulot (Wien) er-
worben.
Die Komposition ist gewiß nicht D.s Erfindung. Bock
nimmt einen Brügger Bildtypus an, den ein Kupfer-
stich vermittelt haben konnte (p. 21 zu T. 28). Da-
gegen dürfte die reiche Ornamentik des Brokates

3. Vor 30. November 1486. Z., London, British
Museum.
DIE DAME MIT DEM FALKEN. Schwarze Kreide
auf rötlich grundiertem Papier. Höhe 270, Breite 184.
Aufschrift: »Das ist och alt hat mir Albrecht Dürer
gemacht E er zum maler kam in des Wolgemuts hus
in biwesen Cunrat lomayrs säligen.«
Die Falten sind stofflich, Dreidimensionalität im
Oberkörper, in der Beinstellung erstrebt und erreicht.
Die Raumangabe in wenigen Strichen, die Verbin-
dung mit dem Boden, durch den skizzierten Schleier
mit dem Luftraum hergestellt. Vielleicht ist die Hand
mit dem Vogel eine freie Zugabe zu einer graphischen
Vorlage, die D. frei verwendete. Ohne Vergleichbar-
keit mit den andern Zeichnungen der Frühzeit, nur
durch die Aufschrift beglaubigt. Lippmann wies auf
die Ähnlichkeit mit Schongauer B. 77-86 hin, wo-
gegen Seidlitz (p. 3) sich wandte, der eher an Erh.
Reuwichs Titelblatt zu Breydenbach, Reise nach dem
hl. Land, 1486 dachte. Diese Gleichzeitigkeit spricht
aber dagegen, auch die durchaus anderen Stand-
motive bei Reuwich. Nach Weisbach (Der junge D.,
p. 15) wäre die Zeichnung eher nach einer plastischen
als nach einer graphischen Vorlage gearbeitet. Wir
halten an einer graphischen Vorlage fest, vielleicht
in der Art der Frauen Bocholts, legen aber bei der
Allgemeinheit der Figur kein Gewicht auf diese
engere Umschreibung. (S. Exk. I.)
L. 208. [Abb.p.141.]
4. 1489. Z., Berlin, Kupferstichkabinett, Inv. 4822
- 1877.
DREI LANDSKNECHTE IN LEBHAFTEM GE-
SPRÄCH. Feder, schwärzlich-braun Höhe 220,
Breite 160. Datiert in heller Tinte, darunter mit
anderer tiefschwarzer Tinte geschrieben ein kreuz-
förmiges Zeichen und die Initialen; »die Eigen-
händigkeit beider Bezeichnungen ist nicht über jeden
Zweifel erhaben; auf alle Fälle ist das Datum zeitlich
richtig« (.Bock, p. 21 zu T. 28). Das Blatt 1877 er-
worben (Sammlung Praun - hier gestochen von M.

Tietze, Dürer * 1

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