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Tietze, Hans [Bearb.]; Tietze-Conrat, Erica [Bearb.]; Dürer, Albrecht [Ill.]
Kritisches Verzeichnis der Werke Albrecht Dürers (1): Der junge Dürer: Verzeichnis der Werke bis zur venezianischen Reise im Jahre 1505 — Augsburg: Benno Filser Verlag G.M.B.H., 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.55259#0398
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VII. ZUR CHRONOLOGIE DER GRAPHIK

Der Versuch, die graphischen. Werke Dürers nach dem Zeitpunkt der Entstehung
zu ordnen, kann sich auf eine Reihe von früheren Versuchen zu einer solchen
Ordnung stützen, dennoch führt die Absicht, zwischen den auseinander gehenden Er-
gebnissen zu einer eigenen Vorstellung einer folgerichtigen und organischen Entwick-
lung zu gelangen, wieder zu den grundsätzlichen Schwierigkeiten des Unternehmens
zurück.
Eine wesentliche Schwierigkeit liegt für die frühe Zeit in dem Mangel äußerlicher
Datierungen. Bei den Kupferstichen begegnet das erste beigesetzte Datum 1497; für
Nr. 110 ein aus der Reihe fallendes Blatt, die Kuriosität des Schweines, ist das Entstehungsjahr
Nr.242, 211 1496 mit einiger Sicherheit zu erschließen. Die nächsten Daten folgen 1503 (B. 34,
101); von da an sind die Stiche, wenngleich nicht ausnahmslos, so doch in der Regel
datiert. Bei den frühen Holzschnitten fehlen Daten gänzlich; die Erscheinungsdaten
der von Dürer selbst herausgegebenen Folgen sind nicht für die Entstehung der ein-
zelnen Blätter verbindlich; ebenso bietet bei Illustrationsschnitten das Erscheinungs-
jahr des Buches nur einen mehr oder weniger knappen Terminus ante quem. Das
natürliche Streben, die Zahl der äußerlichen Beglaubigungen zu vermehren, hat die
Untersuchung und Heranziehung der sich wandelnden Monogrammformen veranlaßt;
allerdings tritt schon hier eine subjektive Ausdeutung der Tatsachen in Geltung. Daß
Nr 47 d*e Pr^m^^ve F°rm des Monogramms bei den Stichen B. 44, 93, 88, 28 die früheste
Nr. 41 Ansetzung rechtfertige, kann als allseitig anerkannt gelten; auch daß das Fehlen eines
Nr. 44, 45, Monogramms auf B. 92 seine Altertümlichkeit bestätige, ist mehr oder weniger aus-
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gemacht. Bei anderen Blättern, mit deren Entstehungsjahr man unmöglich bis 1496
heraufgehen kann, fallen jedoch die schematisch eingesetzten Monogramme in der
völlig ausgebildeten Form auf; es ist unvermeidlich anzunehmen, daß zu einer Zeit
eine Nachmonogrammierung früher unbezeichneter Blätter stattgefunden habe. Damit
tritt die stilkritische Erwägung in ihre Rechte und das Monogramm verliert seine
zwingende Kraft für die Datierung.*)
So gelten in letzter Linie stilkritische Erwägungen. Aber ihre Anwendung ist dadurch
erschwert, daß die Ausdrucksweise in Kupferstich und Holzschnitt eine wesentlich ver-
schiedene ist; nicht nur daß das Material und das verschiedene Publikum sie bestim-
men, auch das reine Verhältnis des Künstlers zur Ausführung ist ein anderes. Beim
Kupferstich decken sich Entwurf und Ausführung, beim Holzschnitt haben wir zwi-
*) Im Gegensatz zu unserer Auffassung versucht Flechsig mit eingehender Begründung, die Chronologie der
Graphik im Wesentlichen auf den Monogrammformen aufzubauen. Wir konnten uns mit seinen Ausführungen,
deren Ergebnisse zum Teil den unseren nahe kommen, nicht mehr im Einzelnen auseinandersetzen.

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