Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Tietze, Hans [Bearb.]; Tietze-Conrat, Erica [Bearb.]; Dürer, Albrecht [Ill.]
Kritisches Verzeichnis der Werke Albrecht Dürers (1): Der junge Dürer: Verzeichnis der Werke bis zur venezianischen Reise im Jahre 1505 — Augsburg: Benno Filser Verlag G.M.B.H., 1928

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55259#0321
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
in ihrem Umfang zu rekonstruieren, ist hier unnötig, da Römer eben erst das ganze
Material in sorgfältigerWeise zusammengestellt hat (Pr. Jb. 1926/27); hier handelt es
sich nur um den Anteil, den der junge Dürer an dieser Masse gehabt haben könnte. Daß
sie zahlreiche und enge Verknüpfungen mit ihm zeigt, ist außer Frage; immer wieder
stutzt auch der Widerstrebende über die verblüffende Ähnlichkeit von Ausschnitten, wie
sie namentlich Burckhardt und Schilling in seiner ungedruckten Dissertation uner-
müdlich konfrontiert haben. Das Pro und Kontra hat Weixlgärtner (a. a. 0.) am
ausführlichsten zusammengestellt; ihm ist zum
Schluß das Hamburger Liebespaar zum Züng-
lein an der Wage geworden und hat für ihn den
Ausschlag gegeben, Dürers Hand in den Basler >
Holzschnitten zu erkennen; für uns ist gerade
diese Zeichnung, deren von Peartree behauptete
äußere (kostümgeschichtliche) Verbindung mit
Basel uns unrichtig dünkt, der stärkste Beweis
dafür, daß diese Hand, wenn sie tatsächlich hier
nachweisbar ist, nur eine nebensächliche Rolle
hier gespielt hat; daß der Anteil Dürers an diesen
Illustrationen nicht eine individuelle, sondern
eine gewissermaßen nur mechanische, in der
Struktur des mittelalterlichen Werkstattbetriebs
begründete Leistung ist. An den Umzeichnungen
zum Terenz hat Römer jetzt den Begriff einer
solchenWerkstätte weitausholend dargelegt; daß
Dürer in ihr tätig war, erscheint uns möglich,
was uns von Römer trennt, ist, daß wir ihn
nicht in dem Zeichner I wiederzuerkennen ver-
mögen, in dem für die Erfindung der Blätter und den Geist der ganzen Illustration
verantwortlichen Mitarbeiter. Dieser Hauptzeichner der Werkstätte, der entschei-
dende Illustrator des Ritters von Turn und des Narrenschiffes, ist für uns nicht
Dürer; gerade in den Erfindungen, gerade in der entscheidenden Qualität, in der
besonderen Wesensart ist er uns - anders als Ernst Holzinger in Graph. Mitt. 1927,
S. 19 - nicht faßbar. In vielen Nebendingen scheint uns Dürers Zusammenhang
mit dieser Werkstätte ein so naher zu sein, daß die beste Erklärung die bleibt, ihm
eine Arbeitszeit in ihr zuzumuten; für den Geist dieser Arbeit aber ist nicht er ver-
antwortlich, sondern jener Meister der Bergmannschen Offizin, dem sich der junge
Geselle unterzuordnen hatte.


A 22 Holzschnitt aus dem Narrenschiff
Basel 1494

Nr. 34

301
 
Annotationen