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Ullmann, Martina
König für die Ewigkeit - Die Häuser der Millionen von Jahren: eine Untersuchung zu Königskult und Tempeltypologie in Ägypten — Wiesbaden: Harrassowitz, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70779#0106
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der Tempelbenennungen für das Achmenu ganz allgemein.251 Hw.t-ntr und hw.t-c3.t sind so-
wohl allein als auch in unterschiedlichen Kombinationen mit dem Königsnamen - (Mn-hpr-
R°) - und/oder dem Eigennamen des Bauwerks - >h-mnw - und einer m pr Jm/z-Angabe anzu-
treffen. Auch mit pr kann der Tempel angesprochen werden. Ein konstant eingehaltener ter-
minus-spezifischer Kontext ist dabei nicht feststellbar.
War das Achmenu als neues Hauptsanktuar des Amuntempels von Karnak konzipiert?
L. Gabolde möchte in der Verwendung von hw.t-^.t für das Achmenu einen wichtigen Hin-
weis für dessen von ihm postulierte Funktion als Hauptsanktuar des Amuntempels ab Thut-
mosis III. erkennen.252 In erster Linie stützt er sich dabei auf die Parallelität der Tempelbenen-
nungen, denn auch für den unter Sesostris I. grundlegend erneuerten und ausgebauten Amun-
tempel von Karnak ist im Rahmen einer Einführungsszene SesostrisT. in den Tempel die Be-
zeichnung als hw.t-'Lt n.t Jmn nb ns.wt t>.wj belegt. Diese Interpretation erscheint mir al-
lerdings als zu weitreichend: Aus den Textbelegen für hw.t-%t lässt sich meines Erachtens
nicht herauslesen, dass ein solcherart benannter Kultbau immer der Haupttempel der jeweili-
gen Gottheit war, sondern lediglich, dass der Bau als Aufenthaltsortes des Gottes bzw. seines
Kultbildes aufgefasst wurde, dass er also über einen Sanktuarraum mit permanenten Kultbe-
trieb verfügte.254 Anderenfalls wäre wohl kaum zu verstehen, warum sowohl der Tempel
AmenophisTII. in Theben-West auf dem Kom el-Heitan, als auch derjenige von RamsesTII.
in Medinet Habu und der Sethos I.-Tempel in Abydos als hw.t-c3.t bezeichnet werden konn-
+ 255
ten.
Die Belege - in Karnak und anderenorts - zeigen auch, dass hw.t-c3.t sowohl für einen Tem-
pelbau insgesamt als auch nur für einen Teil davon - vorzugsweise den inneren Sanktuarbe-
reich - verwendet werden kann. Bei den relativ häufigen Nachweisen für hw.t-%t auf der
Chapelle Rouge ist letzteres besonders deutlich:257 Im Rahmen von Opfern für die Neunheit
von Karnak befinden sich Horus, Seth und Sobek (die Szenen mit den anderen Gottheiten sind
nicht erhalten) im hw.t-^.t, wobei Horus einmal ausdrücklich m hw.t-^.t hrj.t-jb Jp.t-s.wt ist.
Hier muss der innere Bereich des Amuntempels von Karnak angesprochen sein, sei es der
Tempel SesostrisT. und/oder das Gelände mit den sogenannten Sälen der Hatschepsut ein-
schließlich des Barkensanktuars. Gleiches gilt für die Szene der Rückkehr der Amunsbarke

251 Vgl. hierzu die Angaben in den Anmerkungen 193, 194 und oben S. 76f. sowie generell die Publikation von
Pecoil, op.cit. mit sehr vielen Tempelbenennungen v.a. in den Architravinschriften des Festsaales des Ach-
menu; viele Belege sind außerdem in Urk. IV zu finden, v.a. 855ff.

252 L. Gabolde, Le «Grand Chateau d'Amon» de Sesostris ler ä Karnak, Memoires de 1'Academie des Inscrip-
tions et Belles-Lettres, Nouvelle Serie, Tome XVII, Paris 1998, 141f. und 144ff.

Abd el-Hamid Maarouf und T. Zimmer, in: Karnak IX, 1993, 227ff.; Gabolde, op. cit., 86ff. (§ 127).

254 Vgl. hierzu die Ausführungen weiter oben S. 61f.

255 Zu den Belegen siehe die Anmerkung 192. Gabolde geht - mit Verweis auf D. Valbelle - von einer ausgespro-
chen königlichen Konnotation von hw.t-<3.t aus und meint, dass die häufige Lokalisierung der Krönung bzw.
der Bestätigung des Königsamtes im hw.t-%t (aber v.a. des Atum in Heliopolis!) zu einer Übertragung dieses
Begriffes auf Kultanlagen außerhalb Karnaks führte wie die Millionenjahrhäuser in Theben-West, in welchen
die Riten der Herrschaftserneuerung und -bestätigung eine wichtige Rolle spielten. Im Kontext der entspre-
chenden Belege ist dieser spezifische Bedeutungshintergrund aber nicht vorhanden; im Falle von Medinet
Habu heißt es z.B. dass, solange der Himmel die Erde überspannt etc., solange soll auch der Tempel Ram-
sesTII. als hw.t-c3.t für den Herrn der Götter existieren.

2'6 Bei den hw.t-^.t-Belegen für das Achmenu sind alle mit nur einer Ausnahme auf den gesamten Bau zu bezie-
hen (vgl. die Belege in den Referenzen Thutmosis III. 1.1 und 1.2 sowie die in Anmerkung 193 Genannten);
eine Inschrift in Raum XXXI, dem sogenannten Botanischen Garten, sagt, dass Thutmosis III. dieses (= das
Mitbringen von Pflanzen und Tieren aus Syrien) machte, damit sie vor seinem Vater Amun in dessen hw.t-%t
des Achmenu existieren (m hw.t-%t{=fl n.t {3h]-mnw) (Urk. IV, 777); hier ist vermutlich das Nischensanktuar
XXXII einschließlich seines Vorraums XXXI angesprochen.

257 Lacau/Chevrier, Hatshepsout, § 356, 357, 358, 359 sowie § 63, 301, 302, 464, 465, 472.

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