Kapitel 2. Der Terminus „Haus der Millionen an Jahren"
2.1. Struktur und Variationsmöglichkeiten
Der für gewöhnlich kurz mit „Millionenjahrhaus" übersetzte ägyptische Ausdruck lautet in
seiner Grundform hw.t n.t hh.w m rnp.wt = „Haus der Millionen an Jahren". An diesen
„Kernterminus" können bis zu vier Elemente erweiternd hinzutreten.
Der Kernterminus „Haus der Millionen an Jahren":
Der Kernterminus selbst besteht aus einem terminus technicus für „Tempel" + der Genitiv-
anbindung n.t hh.w m rnp.wt. Das in der ganz überwiegenden Mehrzahl der Millionenjahr-
haus-Belege benutzte Wort für „Tempel" ist hw.t, in einigen Fällen ist es ersetzt durch hw.t-
ntr und in einigen wenigen Beispielen durch pr. Die im Rahmen dieser Arbeit beibehaltene
Übertragung dieser Termini zumeist in „Haus" und „Gotteshaus" folgt lediglich ägyptologi-
scher Konvention, ohne dass damit auf unterschiedliche Bedeutungen der Termini abgezielt
werden würde.
Im Folgenden soll zunächst die Struktur des Millionenjahrhaus-Ausdruckes in seiner Grund-
form mit hw.t dargestellt und untersucht werden.
Die Ergänzung des terminus technicus hw.t durch die Formulierung „Millionen an Jahren"
erfolgt nahezu ausschließlich vermittels einer direkten oder indirekten Genitivanbindung. Nur
in einem einzigen Fall ist ein adverbieller Anschluss mit m zu belegen (Referenz Ramses II.
9.1: hw.t m hh.w m rnp.wt). Die Verbindung zwischen den beiden substantivischen Bestand-
teilen der Ergänzung hh.w und rnp.wt ist dagegen meistens adverbiell mit der Präposition m
gebildet, kann aber des Öfteren durch den direkten oder indirekten Genitiv ersetzt werden.
Recht häufig wurden sowohl für hh.w als auch für rnp.wt singularische Schreibungen verwen-
det, wobei aber nicht immer zu eruieren ist, ob dies Absicht ist oder auf nachlässiger bzw.
fehlerhafter Schreibweise beruht. Nicht selten entfällt auch das Wort rnp.wt, was zumindest
z.T. damit zusammenhängen dürfte, dass die hh-Hieroglyphe bei korrekter Schreibung eine tr-
Rispe auf dem Kopf des Männchens zeigt und dass die Verwendung des Wortes hh/hh.w in
Ausdrücken für zeitliche Dauer die ganz überwiegende ist, so dass vielleicht eine dementspre-
chende Konnotation bestand, unter deren Einfluss rnp.wt ohne inhaltlichen Verlust weggelas-
sen werden konnte. In einigen wenigen Fällen ist eine abgekürzte, „bildhafte" Schreibung zu
belegen, bei der das hh-Männchen zwei fr-Rispen in Händen hält (Referenzen Ramses II. 7.30
und Ramses III. 2.2). In einem der späten Belege ist diese Schreibung dann kombiniert mit
nachfolgendem ausgeschriebenem rnp.t (Referenz Scheschonq I. 1.2).
Das einleitende Wort für „Tempel" kann zusätzlich zu hh.w m rnp.wt noch um weitere Be-
standteile ergänzt werden: durch den Artikel t3 sowie durch die nachgestellten Adjektive
tysj.t, wr.t und c3.t. Auch ein Demonstrativpronomen oder ein Personalsuffix, bezogen auf
den König oder einen Gott, können angegliedert sein.
Die pluralische Form des einleitenden terminus technicus ist zum einen ausschließlich für
hw.t belegt und zum anderen nur an einem Ort und im immer gleichen Kontext: in den Stein-
bruchsinschriften in Tura im Rahmen von Tätigkeitsberichten über den Abbau von Steinen für
die Millionenjahrhäuser des Königs (Referenzen Amenemhet III. 1.1, Ahmose 1.1 - 1.2,
Amenophis II. 1.1 und Amenophis III. 1.1 - 1.2). Wenn auch die Abhängigkeiten dieser sechs
Texte voneinander in ihren stellenweise identischen oder sehr ähnlichen Formulierungen
deutlich zu Tage treten, so ist doch meines Erachtens die Pluralform bei den fraglichen Bele-
gen primär kontextuell zu erklären. Das Bauprogramm eines Königs umfasste eben in aller
Regel mehrere Millionenjahrhäuser, auf die man sich summa summarum bezog. Das Beispiel
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2.1. Struktur und Variationsmöglichkeiten
Der für gewöhnlich kurz mit „Millionenjahrhaus" übersetzte ägyptische Ausdruck lautet in
seiner Grundform hw.t n.t hh.w m rnp.wt = „Haus der Millionen an Jahren". An diesen
„Kernterminus" können bis zu vier Elemente erweiternd hinzutreten.
Der Kernterminus „Haus der Millionen an Jahren":
Der Kernterminus selbst besteht aus einem terminus technicus für „Tempel" + der Genitiv-
anbindung n.t hh.w m rnp.wt. Das in der ganz überwiegenden Mehrzahl der Millionenjahr-
haus-Belege benutzte Wort für „Tempel" ist hw.t, in einigen Fällen ist es ersetzt durch hw.t-
ntr und in einigen wenigen Beispielen durch pr. Die im Rahmen dieser Arbeit beibehaltene
Übertragung dieser Termini zumeist in „Haus" und „Gotteshaus" folgt lediglich ägyptologi-
scher Konvention, ohne dass damit auf unterschiedliche Bedeutungen der Termini abgezielt
werden würde.
Im Folgenden soll zunächst die Struktur des Millionenjahrhaus-Ausdruckes in seiner Grund-
form mit hw.t dargestellt und untersucht werden.
Die Ergänzung des terminus technicus hw.t durch die Formulierung „Millionen an Jahren"
erfolgt nahezu ausschließlich vermittels einer direkten oder indirekten Genitivanbindung. Nur
in einem einzigen Fall ist ein adverbieller Anschluss mit m zu belegen (Referenz Ramses II.
9.1: hw.t m hh.w m rnp.wt). Die Verbindung zwischen den beiden substantivischen Bestand-
teilen der Ergänzung hh.w und rnp.wt ist dagegen meistens adverbiell mit der Präposition m
gebildet, kann aber des Öfteren durch den direkten oder indirekten Genitiv ersetzt werden.
Recht häufig wurden sowohl für hh.w als auch für rnp.wt singularische Schreibungen verwen-
det, wobei aber nicht immer zu eruieren ist, ob dies Absicht ist oder auf nachlässiger bzw.
fehlerhafter Schreibweise beruht. Nicht selten entfällt auch das Wort rnp.wt, was zumindest
z.T. damit zusammenhängen dürfte, dass die hh-Hieroglyphe bei korrekter Schreibung eine tr-
Rispe auf dem Kopf des Männchens zeigt und dass die Verwendung des Wortes hh/hh.w in
Ausdrücken für zeitliche Dauer die ganz überwiegende ist, so dass vielleicht eine dementspre-
chende Konnotation bestand, unter deren Einfluss rnp.wt ohne inhaltlichen Verlust weggelas-
sen werden konnte. In einigen wenigen Fällen ist eine abgekürzte, „bildhafte" Schreibung zu
belegen, bei der das hh-Männchen zwei fr-Rispen in Händen hält (Referenzen Ramses II. 7.30
und Ramses III. 2.2). In einem der späten Belege ist diese Schreibung dann kombiniert mit
nachfolgendem ausgeschriebenem rnp.t (Referenz Scheschonq I. 1.2).
Das einleitende Wort für „Tempel" kann zusätzlich zu hh.w m rnp.wt noch um weitere Be-
standteile ergänzt werden: durch den Artikel t3 sowie durch die nachgestellten Adjektive
tysj.t, wr.t und c3.t. Auch ein Demonstrativpronomen oder ein Personalsuffix, bezogen auf
den König oder einen Gott, können angegliedert sein.
Die pluralische Form des einleitenden terminus technicus ist zum einen ausschließlich für
hw.t belegt und zum anderen nur an einem Ort und im immer gleichen Kontext: in den Stein-
bruchsinschriften in Tura im Rahmen von Tätigkeitsberichten über den Abbau von Steinen für
die Millionenjahrhäuser des Königs (Referenzen Amenemhet III. 1.1, Ahmose 1.1 - 1.2,
Amenophis II. 1.1 und Amenophis III. 1.1 - 1.2). Wenn auch die Abhängigkeiten dieser sechs
Texte voneinander in ihren stellenweise identischen oder sehr ähnlichen Formulierungen
deutlich zu Tage treten, so ist doch meines Erachtens die Pluralform bei den fraglichen Bele-
gen primär kontextuell zu erklären. Das Bauprogramm eines Königs umfasste eben in aller
Regel mehrere Millionenjahrhäuser, auf die man sich summa summarum bezog. Das Beispiel
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