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Vorbemerkung

Den ersten Forschungsabschnitt im Bereich des Limeskastells auf dem Ostenfelde Straubings
kennzeichnet die Tätigkeit des Historischen Vereins Straubing, der, von den zuständigen In-
stitutionen betreut, seit 1898 durch Suchgrabungen und das gewissenhafte Beobachten der Kies-
gruben- und Bauarbeiten Funde und Befunde in ganz erstaunlicher Reichhaltigkeit sammelte.
Planmäßige Grabungen fanden erstmals 1958 und 1960 statt. Sie leiteten den zweiten Ab-
schnitt in der Erforschung des römischen Sorviodurum ein. Dies enthüllt eine spezifische For-
schungssituation; zu Zeiten, da die Vor- und Frühgeschichte als Wissenschaft noch im Aufbau
begriffen und die Möglichkeiten der Bodendenkmalpflege begrenzt waren, haben die Histori-
schen Vereine die archäologisch-historischen Beobachtungen und Funde gesammelt und in
uneigennütziger Weise der Heimatforschung nutzbar gemacht. Straubings erstes Forschungs-
stadium kann als Musterbeispiel hierfür und die damit zu erzielenden Erfolge gelten. Der
zweite Schritt zu Plangrabungen mit neuen stratigraphischen Zielsetzungen wäre in Straubing
ohne den ersten Forschungsabschnitt nicht möglich und setzt natürlich seinerseits weiterhin die
Arbeit des Historischen Vereins voraus.
Es bedarf keiner näheren Begründung, daß die Fülle an Einzelbeobachtungen und die große
Fundmenge des ersten Forschungsabschnittes in Straubing nach einer Bearbeitung verlangten;
diese wird im folgenden vorgelegt, wobei die Ergebnisse der späteren Grabungen mitberück-
sichtigt sind. Die Arbeit entstand auf Anregung meines Lehrers Prof. Dr. J. Werner als Disser-
tation, welche 1960 von der Philosophischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität
München angenommen wurde. Seit Abschluß dieser Arbeit sind nunmehr fünf Jahre ver-
gangen. Trotzdem wurde auf Umstilisierungen weitgehend verzichtet und neuere Literatur nur
in dringlichen Fällen nachgetragen, so daß der ursprüngliche Charakter der Dissertation, mit
der sich der Verfasser in den Problemkreis der provinzialrömischen Forschung in Raetien ein-
zuarbeiten bemühte, bewußt gewahrt blieb.
Ziel der Bearbeitung ist es, einerseits den Forschungsstand darzutun und andererseits das
Fundmaterial geordnet vorzulegen. In den Kapiteln zur Lage und Forschungsgeschichte und
zur Topographie und Periodenabfolge von Kastell, Vicus und Gräberfeldern werden die nach
dem Forschungsstand möglichen Aussagen kritisch zusammengestellt und auf den Planbeilagen
erläutert. Wichtige Rückschlüsse auf die Kastellperioden Straubings läßt dabei der Vergleich
mit dem durch neue Grabungen erschlossenen Nachbarkastell Künzing zu. Bei der Vorlage des
Fundgutes wahrt auch die auf Wunsch des Herausgebers hier angewandte Form der Tafel-
beschreibung die Vollständigkeit des ursprünglichen Kataloges. Da aus der Gesamtfundmenge
von 5500 Stück auf den 152 Tafeln nur eine Auswahl abgebildet werden kann, wird versucht,
den einzelnen Typen und Typenvarianten die nicht abgebildeten Stücke nachzureihen. Sofern
es sich nicht um Grabfunde oder Fehlbrandkeramik des Töpferofens handelt, erfolgt die Vor-
lage dieser aus keinen Plangrabungen herstammenden Funde typologisch. In Katalog und
Text werden die einzelnen Funde und Fundgruppen kurz bestimmt, wobei datierende und den
Fundplatz besonders charakterisierende Momente betont sind. Hingegen wird auf eine ein-
gehende Bearbeitung in diesem Rahmen mit Ausnahme der chronologisch besonders auf-
schlußreichen Reliefsigillata bewußt verzichtet. Das Schlußkapitel versucht, Straubing-Sorvio-
durum in einen größeren historischen Rahmen zu stellen.
 
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