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Der Hundekopfgriff Taf. 115,10 gehört zu einer
Griffschale des 2. Jahrhunderts, die in dieser Spät-
form ebenfalls provinzieller Herkunft sein kann103.
Ein steilwandiges Bronzebecken zeigt Taf. 775,1, vom
Typ Eggers 82, für dessen provinzielle Herstellung
im 3. Jahrhundert104 Werner auch südöstliche Werk-
stätten in Erwägung zieht105; die Becken erscheinen
in Depotfunden des 3. Jahrhunderts sehr häufig106; in
Straubing gibt das Ende des Kastelles um 230 n. Chr.
einen terminus ante quem. Zu einem ähnlichen
Becken gehört die Blattattasche Taf.115,12107.
Taf. 115,8WS und Taf. 114,10 sind mittelrömische
Henkel- bzw. Grifformen; Eimerattaschen ähnlich
Eggers 37-40 aus Eisen sind Taf. 135,12-13; Taf. 135,
15-16 zeigt Henkelformen aus Eisen; Taf. 114,9 ist
ein Amphorenhenkel109; Abb. 14,1 deutet als Kannen-
rand auf die Formen Eggers 122-127; Taf. A, 3 ist

wiederum ein Tonmodelfragment, dessen Henkel-
maske auf einen Kannenhenkel etwa des Typs Rad-
nöti Taf. 47,1 weist - verlorene Henkel wurden im
provinzialrömischen Handwerk oftmals nachge-
gossen110. Taf. 113,1-9 bringt eine Reihe von Glocken
aus Bronze und Eisen, wovon das Glöckchen Taf.
113,4 zum Auf nähen bestimmt war.

103 Radnoti Taf. 7, 31 und 91 f.; vgl. auch H.-J. Kellner, Jb.
62, 1959, 24 f.
104 Radnoti Taf. 12, 62-63 und 133 f.
105 J. Werner, Zur Herkunft und Zeitstellung der Hemmoorer
Eimer und der Eimer mit gewellten Kanneluren. Bonner Jahrb.
140/141, 1936, 404.
106 Werner a. a.O. Taf. 12.
107 Vgl. Radnoti Taf. 38,3 und 132 f.
108 Weißenburg Taf. 9, 20.
109 Radnoti Taf. 14, 78.
11° Radnoti 139.

IV. KULT UND SPIEL

Der Lar familiaris, Beschützer von Haus und Fa-
milie1, begegnet in Straubing in der Bronzestatuette
Taf. 116 und Taf. 117,1, gefunden im Südvicus2. Die
Statuette stellt eine Mischform dar zwischen dem
ruhigen Larentyp mit herabhängendem Mantel wie
z. B. aus Saint Germain3 und dem tanzenden, stark
bewegten Typ, der im Straubinger Schatzfund vor-
kommt4 ähnlich den Mainzer Stücken, die G. Behrens
veröffentlicht hat5. Wie diese letzteren trägt das
Exemplar vom Ostenfeld, eine qualitätvolle Arbeit,
ein Rhyton in der erhobenen einen und den Opfer-
teller (Patera) in der anderen Hand; der Sockel ist
modern.
Neben dem kleinen weiblichen Kalksteintorso
Taf. 117,3 ist besonders auf die »Venusstatuette« aus
Ton Taf. 117,4 zu verweisen, deren Kopf und Fuß
nach den anderswo zahlreich bekannten Parallelen
ergänzt sind. Der Typ unterscheidet sich von dem
Kölner Fertigung, auf den Fremersdorf hinweist6 und
wird entsprechend seiner Verbreitung in den west-
lichen römischen Provinzen und Südengland als galli-
sches Fabrikat betrachtet7, das ab der Mitte des l.und
insbesondere im 2. Jahrhundert exportiert wurde.
Jenkins kommt bei einer eingehenden Untersuchung
zu einer Ablehnung der Deutung als Venusdarstel-
lung und glaubt an eine Beziehung zum Wasserkult
und zu Quellnymphen8.
Wie die Pseudovenus gehören die Tonplastiken
Taf. 118,3-8 in die Schicht abergläubisch-zauber-
hafter Vorstellungen ebenso wie die Phallusamulette

Taf. 98,31—32. Die Tiere erscheinen in Siedlungen
und besonders häufig als Grabbeigaben. Besonders
beliebt sind Wasservögel, die auch in Straubing mit
Ausnahme des Pferdchens Taf. 118,5 vorliegen. Ha-
berey hat auf eine rheinische Gruppe hingewiesen, die
als Tonrasseln verwandte Tiere kennt9. In der Form
gläserner Parfümbehälter erscheinen Wasservögel
insbesondere in den Tessiner Gräberfeldern10. Für
Straubing bieten sich Funde aus Heidenheim11, Fai-
mingen12, Vindonissa13 und insbesondere Reichen-
hall14 als Parallelen an.
Gefäße, an denen Schlangen, plastisch dargestellt,
emporkriechen, finden sich öfters in römischen Sied-
lungen und dienten oftmals als Kultgefäße bei den
1 RE. XII 814 f.
2 Jb. 57, 1954, 12.
3 S. Reinach, Bronzes figures de la Gaule Romaine. Cat. du
Musee Saint-Germain-en Laye (1897) 135 Abb. 143.
4 Schatzfund Taf. 36.
5 G. Behrens, Germania 1, 1917, 68 f.
6 F. Fremersdorf, Erzeugnisse Kölner Manufakturen in den
Funden von Kastell Saalburg und Zugmantel. Saalburg-Jahrb.
9, 1939 Taf. 6.
7 F. Jenkins, The Cult of the »Pseudo-Venus« in Kent. Arch.
Cantiana 72, 1958, 60 f.
8 Vgl. Anm. 7.
9 Haberey, Bonn.Jahrb. 145, 1940, 145 und 146, 1941, 174 f.
10 C. Simonett, Tessiner Gräberfelder. Monographien z. Ur-
u. Frühgesch. d. Schweiz 3 (1941) Taf. 10,3; 11,3.
11 Heidenheim ORL. B VI Nr. 66 b Taf. 3, 28.
12 Faimingen 107.
15 O. Hauser, Vindonissa, Das Standquartier römischer Le-
gionen (1904) Taf. 32.
14 Reichenhall Taf. 13, 1. 3. 6-7.

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