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lieh des Kastells Straubing gehört denn auch in diesen
Horizont15.
Die späten Münzfunde auf dem Ostenfelde setzen
nach einer Unterbrechung mit einer Münze des Postu-
mus 263 n. Chr. wieder ein und enden mit einem
Stück des Valentinian I 364-375 n.Chr.16. Diesen
Münzfunden entsprechen zeitlich einige Keramik-
funde im Kastell- und Vicusbereich sowie Skelett-
gräber des Altstadtgräberfeldes (Plan 7)16a; diese
Funde deuten auf die Nähe der spätrömischen Be-
festigung im Bereich des zerstörten mittelkaiserzeit-
lichen Kastelles, deren eigentliche Fundschichten (unter
St. Peter?) noch nicht aufgeschlossen sind — man ver-
gleiche im Gegensatz zu Straubing etwa die Münz-
reihe von Regensburg, Abb. 15.
Nicht so eindeutig wie das Enddatum ist nach dem
Münzbefund das Anfangsdatum des mittelrömischen
Straubing zu ermitteln. Hier erweist sich die ver-
zierte Sigillata nach dem heutigen Forschungsstand
als verläßlicher17. Kellner kommt in einer vergleichen-
den Übersicht über die Münzreihen verschiedener Li-
meskastelle zwar zu guten grobchronologischen Er-
gebnissen, erreicht aber bei Andeutungen über die
Feinchronologie Resultate, die der Sigillatadatierung
widersprechen; Straubing, Günzburg und Regens-
burg-Kumpfmühl18 beginnen nicht gleichzeitig, son-
dern Straubing ist im Gegensatz zu den frühvespa-
sianischen Kastellen Günzburg19 und Regensburg20
nicht vor Rottweil, 75 n. Chr., erbaut21. Vergleicht
man die von Kellner erstellten Münzstatistiken der
Münzreihen Günzburgs und Regensburgs mit der
Straubings, so scheint sich doch das spätere Einsetzen
Straubings abzuzeichnen (Abb. 15); insbesondere in
Günzburg sind die Münzen Vespasians und die vor-
flavischen Stücke relativ stärker vertreten als in
Straubing, das mit Vespasian längst nicht den Höchst-

stand der Stückzahl pro Jahr erreicht. Indessen ist es
nicht verwunderlich, daß Kellner ohne Kenntnis des
Sigillatabefundes diese recht geringen Unterschiede
nicht beachtete; auch wenn man die kritischen Be-
merkungen Krafts zur Auswertungsmethode Kellners
berücksichtigt22, ist das richtige Abschätzen des Ver-
zögerungsfaktors im Münzumlauf nicht viel leichter
geworden. Vergleicht man umgekehrt die Münzreihe
Straubings mit der des erst unter Domitian 83 n. Chr.
gegründeten Kastells Saalburg23, so stellt sich das ge-
ringere Vorkommen vordomitianischer Stücke nicht
in dem erwarteten Umfange ein; erklärlicher wird
die sich ergebende Ähnlichkeit mit dem früheren
Straubing, wenn man die Mengenverhältnisse beider
Fundkomplexe beachtet: da in der Saalburg mehr als
die zehnfache Münzmenge vorhanden ist, vermehrt
sich auch die Zahl der frühen Prägungen vor dem
Anfangsdatum relativ stärker24.
Die Bestimmung des Anfangsdatums von Strau-
bing ist also an Hand der Münzen feinchronologisch
kaum möglich, indessen widersprechen die Münzen
dem mittels der Sigillata gewonnenen Bilde nicht.

15 Vgl. Anmerkung 14 und Kellner, Dissertation a. a. O. 235.
16 Für nur in der Literatur bezeugte Stücke vgl. die Arbeiten
Kellners.
16a Vgl. oben S. 23.
17 Vgl. oben S. 30.
18 Kellner, Bericht Bayer. Landesamt a. a. O. 60 und Abb. 5.
19 N.Walke, Zum römischen Günzburg.Bayer.Vorgeschichtsbl.
24, 1959, 90 f. mit Literatur.
20 P. Reinecke, Germania 9, 1925, 85 f.; G. Ulbert, Das rö-
mische Regensburg. Gymnasium Beiheft I 1, 1960, 64 f. mit
Literatur.
21 Vgl. unten S. 80.
22 Kraft a. a. O. 59 f.
23 P.R. Franke, Die römischen Fundmünzen aus dem Saal-
burg-Kastell. Saalburg-Jahrb. 15, 1956, 5 f.
24 Kraft a. a. O. 51.

VI. INSCHRIFTEN

Steindenkmäler sind vom Straubinger Boden er-
staunlich wenige bekannt geworden, wofür eine Er-
klärung sicherlich die Nähe der anzunehmenden
spätrömischen Befestigung unter St. Peter wäre1;
die Fundamentmauern solcher Kastelle enthalten ja
gern ältere Werkstücke als Spolien.
Der Weihestein Vollmer 4272 kam 18113 in der
Nähe des später durch den Historischen Verein von
Straubing ausgegrabenen Tempels 175 (Planbei-
lage 2)4 5 6 zum Vorschein. Er ist seit 1832 verloren, da
er zum Auffüllen des nördlichen Donaubrückenpfei-

lers in Straubing verwandt wurde5. Die Lesung
Ohlenschlagers6 ist auch bei Merlat angenommen:

1 Siehe oben S. 13.
2 Vgl. auch P. Merlat, Repertoire des Inscriptions et Monu-
ments figures du Culte de Jupiter Dolichenus (1951) 153 f.; CIL.
III 5973.
3 Jb. 2, 1899, 3 f.; Sbl. 642 Nr. 161.
4 Jb. 2, 1899, 3 f. und Taf. 6.
5 Schatzfund 6.
6 F. Ohlenschlager, Die römischen Grenzlager zu Passau,
Künzing, Wischlburg und Straubing. Abhandl. d. Bayer. Akad. d.
Wiss. I 1, 17, 1884, 263.

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