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verschiedenen Mysterienkulten15; die häufigere Form
ist die des dreihenkligen Kraters, wie er in dem be-
kannten Exemplar von Vindonissa vorliegt16. Die
beiden Straubinger Henkelfragmente Taf. 118,1-2
zeigen auf den Schlangenkörpern die gleiche Schup-
pung wie dort, hingegen ist beachtenswert, daß die
Schlangen sich auf den Henkeln entlangwinden und
nicht um sie herumkriechen16a. Drexel17, der bei seinem
Exkurs über Schlangengefäße auf die antike Anschau-
ung vom chthonischen Wesen der Schlange eingeht,
führt bei dieser Untersuchung die ihm 1929 bekann-
ten raetischen Gefäße an und weist auch auf das ver-
schollene Schlangengefäß aus dem angeblichen Brand-
grab bei der Azlburg hin18.
Zahlreich sind die in den römischen Siedlungen und
Gräbern anzutreffenden Räucherschalen aus Ton;
Taf.73,1-11 zeigen die Straubinger Typen; der
Kelchfuß ist zumeist weggebrochen. Der häufigste
Straubinger und zugleich für das mittelrömische Rae-
tien charakteristische Typ ist auf Taf. 73,1-3 mit sei-
nen Varianten abgebildet19; zwischen den beiden ge-
kniffenen Leisten sind oftmals Verzierungen aus
Ritz-, Kerb- oder Wellenlinien angebracht. Die Ty-
pen Taf.73,4-6 scheinen entsprechend ihrem Vor-
kommen in Pfünz und im Regensburger Gräberfeld
zur späteren Limeszeit zu gehören20.

Die Spielsteine (teilweise Rechenpfennige) Taf. 111,
10-23 sind geläufige Formen: Taf. 111,10.13 aus
Tongefäßböden gedreht; aus Bein Taf. 111,15-17 mit
gerillter Oberfläche21, Taf. 111,19—20 mit konkaver
Oberfläche22, Taf. 111,18 mit konvexer Oberfläche23;
aus Bein und Ton mit konvexer Oberfläche Taf. 111,
21—22u. Das Steinchen Taf. 111,11 ist eine Ver-
steinerung aus der Klasse der Anthozoen25. Taf. 111,
24 ist ein Beinwürfel mit Kreisaugen26 und das Bein-
steinchen Taf. 111,23 trägt fünf Punktaugen.

15 F. Stähelin, Die Schweiz in römischer Zeit1 2 3 (1948) 551 f.;
E. Swoboda, Jahresh. d. österr. Arch. Inst. 30, 1937, 1 f.
16 Anz. f. Schweiz. Altkde. N.F. 11, 1909, 54 und Abb. 17;
Vindonissa 137-139.
16a Vgl. das glasierte Gefäß im Mithräum von Linz, P. Kar-
nitsch, Die Linzer Altstadt (1962) Taf. 13, 8.
17 Faimingen 94 f.; jetzt hat T. Ulbert die bayerischen Funde
zusammengestellt: Bayer. Vorgeschichtsbl. 28, 1963, 57 f.
18 R. v. Mussinan, Die römischen Altertümer in und um
Straubing. Manuskript (1830) vgl. Jb. 1, 1898, 50.
1? Faimingen 99 und Taf. 12, 21. 30.
20 Pfünz Taf. 8, 2; Regensburg Taf. 14, 11-12.
21 Newstead Taf. 93, 2. 4-5.
22 Newstead Taf. 93, 1. Saalburg Taf. 72, 5.
23 Saalburg Taf. 72, 4.
24 Newstead Taf. 93, 31.
25 A. H. Müller, Lehrbuch der Paläozoologie II, 1 Inverte-
braten (1958) 244.
26 Newstead Taf. 93, 24; Saalburg Taf. 72, 9-10.

V. DIE MÜNZEN

Die Straubinger Fundmünzen römischer Zeit sind
in vorbildlicher Weise in der Mehrzahl jeweils sofort
nach der Auffindung bestimmt1 und in den Straubin-
ger Jahresberichten im Rahmen der Fundchronik
veröffentlicht worden, so daß die Fundstellen zu-
meist überliefert sind. H.J. Kellner bearbeitete die
Münzen im Rahmen seiner Dissertation »Die römi-
schen Fundmünzen aus dem nördlichen Anteil von
Raetien«2 und verfaßte den Katalog des Bayerischen
Landesamtes für Denkmalpflege »Die antiken Mün-
zen des Museums Straubing«3 sowie die Münzbestim-
mungen in den Fundberichten seit Abschluß dieses
Kataloges4. Die hier gegebene Münzliste5 ist nach
Kellner zusammengestellt, wobei die sich bei der
Durcharbeitung der gesamten Straubinger Fundkom-
plexe ergebenden schärferen Fundstellenbestimmun-
gen entsprechend den neuen Plannummer-Untertei-
lungen des Planes 1 hineingearbeitet wurden. Da die
kritische Neuaufnahme der römischen Fundmünzen6
in Arbeit ist, soll für alle hier nicht berührten Fragen
auf deren bevorstehende Publikation verwiesen wer-

den bzw. auf die Arbeit Kellners. Bedeutsam für
Straubing ist die Feststellung Kellners, daß in Strau-
bing eine relativ große Zahl von Ostprägungen vor-
liegt7.

1 Zumeist durch die Staatliche Münzsammlung bzw. das
Münzkabinett in München.
2 Dissertation München (1953); die Arbeit erscheint in der
Reihe FMRD. I.
3 Katalog Straubing I, 1951, unveröffentlicht; für die Mög-
lichkeit zur Einsichtnahme und Auswertung sei H.-J. Kellner
herzlich gedankt, ebenso für mannigfache Unterweisung.
4 Bayer. Vorgeschichtsbl. 21, 1956, 314; 22, 1957, 230; 26,
1961, 295.
5 Die Spalte »Fundstelle« nennt die PI. Nummer (vgl. Plan 1),
die Spalte »Fundumstände« das Zitat im Jahresbericht des Hi-
storischen Vereins für Straubing und Umgebung, den Sammel-
blättern zur Geschichte der Stadt Straubing, den unveröff. Tage-
büchern von J. Keim (I-V) oder den Bayer. Vorgeschichtsbl.
(BVbl.).
6 K. Kraft u. a., Bemerkungen zur kritischen Neuaufnahme
der Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland. Jahrb. f.
Numismatik u. Geldgesch. 7, 1956, 9 f.
7 H.-J. Kellner, Die Aufnahme der römischen Fundmünzen
in Bayern. 13. Bericht d. Bayer. Landesamtes f. Denkmalpflege,
1953/54,64 Abb. 7.

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