Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
in Kempten, Augst und Aislingen68; die kleine Frucht-
amphore Taf. 58,9 ist durch ein Exemplar in Wies-
baden69 in frühe mittelrömische Zeit datiert. Zahl-
reiche Henkelfragmente lieferten Töpferstempel, die
auf Taf. 74 aufgeführt sind; es sei auf den Taf. 74,19
abgebildeten Stempel CANTONI QVIET hinge-
wiesen, der auch in Burghöfe vorkommt70, ferner auf
einen Stempel ACIRCI F, der z. B. auf der Saalburg
erscheint71 und den öfters belegten L.O.S, der z.B. in
Arentsburg72 vorliegt (Taf. 74,12 und 27).
Taf. 58,12-14 zeigt 3 Varianten der sogenannten
Amphorenzapfen (Verschlußpfropfen). Die großen,
ortsfesten Vorratsgefäße, die Dolien, erscheinen in
Straubing in mehreren guten Beispielen, wiedergege-
ben auf Taf. 59. Dabei unterscheiden sich grundsätz-
lich die beiden Gruppen Taf. 59,6-7 und Taf. 59,3-4;
erstere erscheint besonders in Kempten ebenso wie
die Sonderform mit ganz schlichtem Rand Taf. 59,57\
letztere besonders in den germanischen Provinzen, so
in Hofheim, Wiesbaden und Arentsburg74.
Abschließend ist auf das Vorkommen von Stein-
gefäßen in Straubing hinzuweisen; solches Lavez-
geschirr, aus drechselbaren Talkschiefern seit prä-
historischer Zeit und bis in die Neuzeit hinein ge-
schnitten, wurde in römischer Zeit aus der Tessiner
Gegend importiert75. In Kempten taucht es in der
flavischen 4. Periode auf76 und erreicht dann insbe-

sondere in spätrömischen Kastellen und Gräbern eine
massenweise Verbreitung77. Die urtümliche Drechsel-
technik, von Fischer mit Recht mit der Holzschnitze-
rei in Zusammenhang gebracht78, zeigt sich in ein-
fachen Gebrauchsformen, dem steilwandigen, rillen-
verzierten Becher Taf. 73,12 und den Schalen- bzw.
Schüsselformen Taf.73,15—16 mit zugehörigen Dek-
kein Taf.73,13-14. Die Veröffentlichung größerer
spätrömischer Fundkomplexe wird es möglich machen,
eine Unterscheidung zwischen mittelkaiserzeitlichen
und spätrömischen Varianten zu versuchen, die we-
gen der sich nur geringfügig wandelnden Formen
schwierig ist.

68 Cambodunumforsch. II Taf. 23, 3 aus Periode 4; Augst
Taf. 28, 9; Ulbert Taf. 11, 5.
69 Wiesbaden Taf. 14, 33, vgl. auch Vindonissa Nr. 580.
70 CIL. XIII 10002, 104; Ulbert Abb. 9, 6.
71 CIL. XIII 10002, 6; Saalburg 340 Abb. 49.
72 CIL. XIII 10002, 414; Arentsburg Abb. 98, 13.
73 Cambodunumforsch. II Taf. 24, 3-4; Taf. 24, 5 aus Pe-
riode 4.
74 Hofheim Abb. 77; Wiesbaden Taf. 15, 48; Arentsburg
Abb. 96, 338 f.
75 Faimingen 53 f.
76 Cambodunumforsch. II 32 und Taf. 27, 8-14.
77 Osm. Menghin, Der römerzeitliche Grabfund von Weißen-
bach im Lechtal. Schlernschriften 94, 1952, 9f.; E. Ettlinger,
Die Kleinfunde aus dem spätrömischen Kastell Schaan. Jahrb.
Hist. Ver. Liechtenstein 59, 1959, 256 f.
78 Cambodunumforsch. II 32.

II. GLAS

Mehrfarbiges oder Buntglas kommt in Straubing
nicht vor1; die meisten Formen des recht häufig auf-
tretenden sog. blaugrünen naturfarbenen und ent-
färbten Glases finden sich in dem jüngst erschienenen
Buch Fremersdorfs2, in welchen Fällen wir uns mit
Hinweisen auf die dortigen Abbildungen nebst
Fundorthinweisen begnügen (Taf. 75-77).
Naturfarbene Rippenschalen sind in 4 Stücken
nachgewiesen; Taf.75,1, dünnwandig und mit wei-
ten Rippen, weist noch auf die Form Hofheims3, en-
ger gerippte Stücke wie Taf.75,2 datiert Fremers-
dorf noch bis ins 2. Jahrhundert4. Der Teller Taf. 75,5
entspricht dem Typ 49 bei Isings5 und datiert ins
spätere 1. Jahrhundert. Der Tellerrand Taf.75,14
findet sich in Nordbritannien aus flavisch-trajani-
schem Fundzusammenhang und dürfte dort6 wie in
Straubing östlichen Import darstellen, wie die For-
men bei Harden Taf. 11,73-4 nahelegen7. Ebenso
findet die Fußschale Taf. 75,31 bei Harden gute Ent-
sprechungen8. Das Randstück eines Tellers mit waag-
recht umgelegtem Rand Taf.75,4 gehört ins 2.-

3. Jahrhundert9 und Taf.75,17 deutet auf eine spät-
römische Schale mit charakteristischer Lippenbildung
und Falten10 (als Streufund, vgl. S. 87).
Von den Bechern kommt Taf.75,16 noch in Ais-
lingen vor11, ein Becher mit konischer Wand und Fuß-
ring; auch die zahlreichen Becherböden Taf. 76,11 er-
innern an die Formen Ulbert Taf. 13,10-13, hin-
gegen gehören die Böden Taf .75,32.35 zu Typen

1 Vgl. Ulbert 58; ein Stückchen Millefiori - Glas jetzt aus
dem Westvicus, vgl. Taf. 76, 21 -.
2 Fremersdorf, Naturf. Glas.
3 Hofheim Taf. 38, 9.
4 Fremersdorf, Naturf. Glas 22 und Taf. 6.
5 Isings Nr. 49.
6 Charlesworth 38 und Abb. 3,1.
7 Harden Taf. 11,73-74.
8 Harden Taf. 12, 83 f. Vgl. aber auch das Stück bei F. Fre-
mersdorf, Der römische Gutshof Köln-Müngersdorf. Röm.-
Germ. Forsch. 6 (1933) Taf. 51, 16 aus spätrömischem Grabzu-
sammenhang.
9 Isings Nr. 97 a-b.
1° Isings Nr. 116-117.
11 Ulbert Taf. 13, 1.

48
 
Annotationen