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des 2.Jahrhunderts* * * * * * * 12; Taf.75,41 gehört zu einem
Becher der Form Hofheim 2. Die Randstücke Taf.75,
8-11 zeigen Becher mit Fadenauflage, wie sie insbe-
sondere aus Köln bekannt sind13. Verdickte Ränder
wie Taf.75,21—29 gehören zu Formen wie Charles-
worth Abb. 7,7 und finden sich z. B. in Cambodu-
num in Periode IV14. Interessant ist das Vorkommen
zweier Becher mit verdicktem Rand und gerissener
Verzierung, Taf.75,38-39, in denen wir nach Mei-
nung Fremersdorfs Kölner Import der Zeit um 200
n. Chr. sehen können; Fremersdorf bildet bei der
Behandlung der vermuteten Kölner Werkstattgruppe
figürlich geschliffener Gläser zwei Becherstücke mit
Fischdarstellung vom Kastell Zugmantel ab15 und
bringt sie mit den von ihm behandelten Arbeiten mit
gerissener Verzierung in Zusammenhang, ohne frei-
lich von Köln selbst Stücke abzubilden16. Charles-
worth nennt zu vier englischen Vorkommen noch 4
weitere neben Zugmantel für den Kontinent und
weist auf eine mögliche christliche Bedeutung des ein-
geritzten Fisches hin17. Das Straubinger Stück gibt,
da es sicher im Nordostvicus gefunden ist (Taf. 75,39)
und das Ende Straubings auf etwa 230 n. Chr. da-
tiert werden muß18, für diese Gefäßgruppe einen
sicheren Terminus ante quem, der ein zu weites Hin-
einreichen ins 3.Jahrhundert ausschließt und den
Zeitansatz Fremersdorfs bestätigt. In diesem Zu-
sammenhang sei auf den Scherben des 3. Jahrhunderts
mit Darstellung des Pyrrhos in Regensburg hinge-
wiesen19, ebenso auf die Bemerkungen Fremers-
dorfs zum Vorkommen »Kölner« Gläser in Aquin-
cum, Zagreb usw. in der Kuzsinczky-Festschrift20.
Von Straubing liegt noch ein »Kölner« Glasfrag-
ment dieser Zeit in dem Scherben Taf. 75,3 vor,
von einem Halbkugelbecher mit Facettenschliff
ähnlich den Kölner Stücken bei Fremersdorf Taf.
18,2.421.
Scherben von Glastöpfen sind selten gefunden
worden; ein Randstück, das wohl noch ins 1. Jahr-
hundert datiert, zeigt Taf. 76,1822, ein zweites Taf. 76,
17 des 2. Jahrhunderts23. Badefläschchen mit Delphin-
henkel kommen häufiger vor, zu den Straubinger
Exemplaren Taf. 76,7.8 vgl. Fremersdorf und Char-
lesworth24. Auch die Balsamarien Taf.76,2.4.5 sind
bekannte Formen des späteren 1.-2. Jahrhunderts25 *;
das Wandstück eines Saugfläschchens des 2. Jahrhun-
derts Taf. 76,9 findet sich bei Fremersdorf ebenso wie
die etwa zeitgleichen Schnabelkannenstücke Taf.76,6
und Taf. 77,72b. Von Krügen mit Fadenauflage des
früheren 2. Jahrhunderts liegt das Halsstück Taf. 76,1
vor27.
Zu den häufigsten Glasgefäßen des Limesgebietes
in der Zeit vom späteren 1. bis zum 3. Jahrhundert28

gehören die viereckigen Flaschen wie Taf. 76,7429. In
Straubing liegen Scherben von 71 Stücken vor, dar-
unter die auf Taf. 77 abgebildeten Bodenmarken, die
sich leider nur in den seltensten Fällen auflösen
lassen, zumal auch zu wenig Vergleichsmaterial publi-
ziert ist. Von den wenigen im CIL.XIII 10025, im
Katalog Nießen, bei Kisa und von Charlesworth30.
veröffentlichten Marken findet sich keine in Strau-
bing ; hingegen liegen entsprechende Böden zu Taf. 77,3
(CCRS) aus Faimingen und Pfünz31 vor. Es fällt
auf, daß der für »Kölner« Flaschen so bezeichnende
Buchstabenverband CCPC32 in Straubing nicht
nachzuweisen ist. Es wird eine lohnende Aufgabe
sein, nach gründlicheren Vorarbeiten zu untersuchen,
inwieweit überhaupt Glasware etwa von Köln bis
nach Raetien importiert wurde oder ob etwa nur
kostbare Gläser wie die genannten Glasbecher mit ge-
ritztem Fisch und Inschriften Importware darstellten
und für die gewöhnliche Glasware nähere Werk-
stätten in Frage kommen. Fremersdorf weist auf die
Schwierigkeit hin, die »Kölner« Gläser nach der
Form allein von anderen zu unterscheiden33.
Inv. 3175-3186 verzeichnet eine größere Anzahl
Fensterglasfragmente, zumeist blaugrüner Färbung34,
die sich allenthalben auf dem Ostenfeld, auch im
Kastellbereich, fanden.

12 Isings Nr. 85.
13 Sammlung Nießen Taf. 27, 97-98. Zur Fadenauflage vgl.
A. Kisa, Das Glas im Altertume 3 (1908) 425 f.
14 Cambodunumforsch. I Abb. 9, 3-4 (W. Schleiermacher).
15 Fremersdorf, Fig. geschl. Gläser Taf. 12, 1-2.
16 Fremersdorf, Fig. geschl. Gläser 25. Vgl. F. Fremersdorf,
Saalburg-Jahrb. 9, 1939, 6 f.
12 Charlesworth 46 und Abb. 6; hierzu vermutlich auch die
beiden Stücke Saalburg Taf. 71, 13-14.
18 Vgl. unten S. 86.
1? Fremersdorf, Fig. geschliff. Gläser 8 und Taf. 12, 5.
20 F. Fremersdorf, Rheinischer Export nach dem Donauraum.
Dissert. Pannon. Ser. 2, 10 (Festschrift Kuzsinsky [1938]) 177 f.
21 Fremersdorf, Fig. gesdiliff. Gläser Taf. 18, 2. 4.
22 Fremersdorf, Naturf. Glas Taf. 99.
23 Fremersdorf, Naturf. Glas Taf. 102-103.
24 Charlesworth Abb. 10, 11; Fremersdorf, Naturf. Glas
Taf. 30 und Taf. 36-38.
25 Fremersdorf, Naturf. Glas Taf. 82 und Taf. 88-89.
26 Fremersdorf, Naturf. Glas Taf. 61 und 65.
27 Fremersdorf, Naturf. Glas Taf. 26 vgl. auch Harden
Nr. 712.
28 Cambodunumforsch. I 79: starkes Einsetzen in der dorti¬
gen Periode 4.
29 Fremersdorf, Naturf. Glas Taf. 118; vgl. z.B. Saalburg
Taf. 71, 2; Isings ist bei diesem Typ unklar; Kisa a.a. O. 2
(1908) 323 f.
M CIL. XIII 10025; Slg. Nießen Taf. 55; Kisa a.a.O. 3
(1908) 923 f.; Charlesworth Abb. 9.
31 Faimingen Taf. 6, 54; Pfünz Taf. 20, 102.
32 Fremersdorf, Naturf. Glas 51 f.; CIL. XIII 10025, 115 c;
für England Charlesworth Abb. 9.
33 Fremersdorf, Naturf. Glas 7. 34 f.
34 Kisa a.a.O. 2 (1908) 362 f.

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