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schiedene, teils medizinische Funktion* * * 11, wobei der
kerbschnittverzierte plumpe spätrömische Typ aus
Bein Taf. 110,6 besonders erwähnenswert ist. Taf.
110,10 ist das Fragment eines Salbenreibers, die eiser-
nen Hautstriegel Taf. 110,11-13'2 sind häufige Toi-
lettengeräte ebenso wie der Beinschaber Taf. 110,8
und die Nadel Taf. 110,9 aus Eisen. Neben zwei
Bruchstücken von Metallspiegeln (Inv. 3967) liegen
zwei Spiegelgriffe Taf. 111,32-33 vor13 *; steinerne
sog. Schminkplatten zeigt Taf. TU, 37-38T Bein-
knebel stellen die Stücke Taf. 111,34-36 dar ent-
sprechend dem Exemplar aus Weißenburg15.
Schreibgriffel lieferte der Straubinger Boden ins-
gesamt 94 Stück (Taf. 112), woraus sich zusammen
mit den fast ebensovielen Graffiti auf Tongefäßen
ein für Auxiliarlager und -vici umfänglicher Schrift-
gebrauch erkennen läßt. Außer dem groben Bein-
griffel Taf. 112,18 sind alle anderen Stücke aus Eisen.
Die Formen Taf. 112,1—2 mit zur Spitze unverdick-
tem Stiel (und oftmals einem ganz charakteristischen
asymmetrischen Streichblättchen als Werkstatteigen-
tümlichkeit) sind entsprechend ihrem Vorkommen in
Kempten, Newstead I und Reichenhall16 * frühere Ty-
pen als die in Limeskastellen besonders häufigen For-
men mit klobiger Spitze Taf.112,11-1227.
Die früher oftmals als Amulettkapseln ange-
sprochenen Büchschen Taf. 111,25—31 sind Siegelkap-
seln; der Faden eines Päckchens wurde durch die mit
Wachs gefüllte Kapsel gezogen, das Siegel auf das
Wachs gedrückt und das Büchschen mit dem zuweilen
hübsch emaillierten Deckel verschlossen18.
Taf. 124,24 zeigt den eisernen Bügel einer Schnell-
waage, wie sie in provinzialrömischem Zusammen-
hang vorkommen, so in Silchester, Richborough und
auf dem Zugmantel19; Teilungskerben sind in Spuren
erhalten. Solche Schnellwaagen kommen ganz ähnlich
in merowingischen Gräbern des 5.—7. Jahrhunderts
vor20 *; auch die dort übliche gleicharmige Waage geht
auf römischen Ursprung zurück und findet sich in
Straubing in dem Eisenbalken Taf. 124,2522.
Die zumeist aus Ton, seltener aus Bronze gefertig-
ten Öllampen sind ein charakteristisches Haushalts-
gerät in römischen Siedlungen und stehen als Grab-
lampen in Beziehung zum Totenkult. Von Straubing
liegen insgesamt 49 Lampen bzw. Fragmente vor
(Taf. 86-92), davon 13 aus den Gräberfeldern. Die
15 Bildlampen Straubings verteilen sich ausnahmslos
auf den Typ Menzel C 4 mit eckiger Voluten-
schnauze22: Schnauzentyp C, bei dem die Volutenan-
sätze am Lampenkörper und an der Schnauze etwa
gleich breit sind und Spiegeltyp 4, bei dem der breite
äußere Ring die eigentliche Schulter bildet und durch
1-2 Rillen vom Spiegel abgesetzt ist. Keine der Bild-

lampen ist also vorflavisch. Die Gräber Taf. 143,6
und 2023 datieren die Bildlampe mit der Darstellung
eines von Fackeln umgebenen Altars24 einmal in die
Zeit Domitian-Trajan (Taf. 92,3) und zum anderen
in die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts (Taf. 92,2);
übereinstimmend mit letzterer Datierung des von je-
nem leicht abweichenden Spiegelbildes, ist in Faimin-
gen eine Sigillatascherbe Drag. 37 des Heiligenberger
Janu(ariu)s der Zeit Hadrians zusammen mit einer
ganz entsprechenden Lampe gefunden25.
Bei den Firmalampen ist der Typ Loeschcke IX26
nur in den beiden Exemplaren Taf. 87,2 u. 6 mit den
Stempeln des Atimetus und Communis vertreten, ein
Typ mit geschlossenem Schulterring und Rinne auf
dem Schnauzenhals, der von Menzel ins letzte Viertel
des 1. und ins frühere 2. Jahrhundert datiert wird27;
in Hofheim sind nur 8 Exemplare hiervon erhalten28.
Die Mehrzahl der übrigen Firmalampen gehört zum
Typ Loeschcke X, bei dem der den Spiegel umgebende
Ring mit der Rille des Schnauzenhalses verbunden
ist und der nach Menzel um 100 n. Chr. beginnt29.
Hinzuweisen ist auf das Exemplar dieses Typs Taf.
87,5 mit dem Stempel ATIME des Atimetus, welcher
nach Menzel nur auf dem Typ IX erscheinen soll30,
durch sein Erscheinen auf einem Stück der Form X in
Straubing aber beweist, daß dieser Töpfer auch an
der Ausbildung dieses Typs beteiligt war.
Besondere Beachtung verdienen die Kopflampen
Taf. 89, I-231 und diejenige aus Bronze Taf. 89,4 und
Taf. 90, zu der ein fast genau entsprechendes Model-
stück aus Pannonien bekannt ist32. Die Grablampe
11 Deringer a.a.O. Abb. 83, 18; Lindenschmit Taf. 12, 19;
Brit.Mus. Kat. 1951 Taf. 8,36. 38.
12 Silchester Abb. 15, 9-10.
13 Saalburg Taf. 61; Faimingen Taf. 6,15.
14 Hofheim Taf. 16, 11-12; Pfünz Taf. 14, 59.
13 Weißenburg Taf. 7, 62.
16 Cambodunumforsch. I Taf. 19, 1-21; Newstead Taf. 80,
5. 7; Reichenhall Taf. 8, 6. 8.
17 Pfünz Taf. 16, 52; Weißenburg Taf. 7, 50.
18 Wroxeter 3 Taf. 18, 25.
19 Silchester 189 Abb. 37, 3; Richborough IV Taf. 38, 133;
Barthel, Zugmantel a.a.O. Taf. 13, 47; O. Paret, Von röm.
Schnellwaagen und Gewichten. Saalburg-Jahrb. 9, 1939, 73-86.
20 J. Werner, Waage und Geld in der Merowingerzeit.
Sitzungsber. d. Bayer. Akad. d.Wiss. München, Phil.-hist. Klasse
1954, 1.
21 Silchester 189 Abb. 37, 1.
22 Menzel 30.
23 Vgl. Taf. 92,2-3 und Taf. 143.
24 Ivanyi Taf. 13, 2.
25 Faimingen Taf. 9, 48 und Museum Dillingen.
26 Loeschcke 256.
27 Menzel 60 f.
28 Hofheim 269 f.
29 Vgl. Anm. 26 und 27.
30 Menzel 61 Nr. 357.
31 Vgl. zum Grundtyp Menzel Abb. 61.
32 Ivanyi Taf. 70,1. 3.

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