Normanno-italische und okzitanische Einflüsse
auf Kaiser Friedrich II.
und seinen Sohn Heinrich VII.
Die Wahl dieses Themas für einen Vortrag in Heidelberg ist kein Zufall. Denn an ei-
nem Ende berührt es sich - im Jahre 1235 - eng mit Heidelberg: die alte, untere Burg in
Heidelberg des Herzogs (seit 1224) Ottos IL, des Erlauchten, eines erbitterten Feindes
König Heinrichs, war nach der Gefangennahme dieses Königs durch seinen Vater, Fried-
rich IL, in Worms die erste Gefängnis-Station des jungen Heinrich im Juli/August 1235.
Zum andern hat gerade der bekannte Heidelberger Mediävist Eduard Winkelmann vor
129 bzw. vor 111 Jahren die verheerendsten Einschätzungen Heinrichs VII. vorgenom-
men, indem er ihn als ,politisch und sittlich haltlos' bezeichnete, ja gar meinte: »Heinrich
lebte und endete wie ein Verbrecher', was beides ebensowenig haltbar ist wie die Diffa-
mierung Kaiser Friedrichs II. durch die päpstliche Kanzlei des 13. Jahrhunderts unter
Gregor IX. und Innozenz IV.
Unser Thema führt von daher, in Auseinandersetzung mit dem 19. Jahrhundert, gera-
dewegs hinein in ein neues Geschichtsbild der Wende des 12. zum 13. Jhdt, des keines-
wegs und allenthalben und immer so ,finsteren' Mittelalters, was ja bekanntlich ebenso
ein Schlagwort ist wie das vom,falschen Welschen' oder vom ,treuen Deutschen' etc.
Es steht der deutschen Geschichtswissenschaft m. E. heute wohl an, nach den natio-
nalen Verengungen des 19. Jhdts., in humanem und europäischem Geist erneut die
Quellen zu erforschen und zu deuten.
Aber nicht nur mit Heidelberg ist unser Thema - wenngleich relativ marginal - ver-
bunden, sondern auch zentral mit dem, der der Societä Dante Alighieri den Namen gab,
mit Dante, der am 14. September vor 670 Jahren in Ravenna verstarb. Denn er würdigt
in seiner Schrift ,de vulgari eloquentia' (1,12) den großen Stauferkaiser Friedrich II.:
,Weil aber die erlauchten Heroen, Kaiser Friedrich (und Manfred, sein wohlgeratener
Sohn) Adel und Rechtheit ihrer Form offenbarten und, solange das Glück ihnen lachte,
dem wahrhaft Menschlichen gefolgt sind, das Viehhafte verachtend: deshalb haben die
adligen Herzens und die Begnadeten der Erhabenheit solcher Fürsten anzuhangen ge-
trachtet, so daß zu ihrer Zeit, was immer an hohen Geistern unter den Lateinern glänzte,
zuerst am Hofe solcher Kronenträger aufkeimte.'
Eine eindrucksvolle Würdigung, wenngleich Dante den ,zweiten Friedrich', wie er
ihn nennt, im X. Gesang des Inferno seiner ,Divina Comedia' als ,Epikureer' und Jen-
seitsverächter' auch büßen läßt, insoweit den Anschauungen seiner Zeit folgend. Unser
Thema heute hat also zwiefachen Grund.
Darüber hinaus aber eine vierfache Gliederung, die sich freilich aus der Sache heraus
nicht immer streng auseinanderhalten läßt:
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auf Kaiser Friedrich II.
und seinen Sohn Heinrich VII.
Die Wahl dieses Themas für einen Vortrag in Heidelberg ist kein Zufall. Denn an ei-
nem Ende berührt es sich - im Jahre 1235 - eng mit Heidelberg: die alte, untere Burg in
Heidelberg des Herzogs (seit 1224) Ottos IL, des Erlauchten, eines erbitterten Feindes
König Heinrichs, war nach der Gefangennahme dieses Königs durch seinen Vater, Fried-
rich IL, in Worms die erste Gefängnis-Station des jungen Heinrich im Juli/August 1235.
Zum andern hat gerade der bekannte Heidelberger Mediävist Eduard Winkelmann vor
129 bzw. vor 111 Jahren die verheerendsten Einschätzungen Heinrichs VII. vorgenom-
men, indem er ihn als ,politisch und sittlich haltlos' bezeichnete, ja gar meinte: »Heinrich
lebte und endete wie ein Verbrecher', was beides ebensowenig haltbar ist wie die Diffa-
mierung Kaiser Friedrichs II. durch die päpstliche Kanzlei des 13. Jahrhunderts unter
Gregor IX. und Innozenz IV.
Unser Thema führt von daher, in Auseinandersetzung mit dem 19. Jahrhundert, gera-
dewegs hinein in ein neues Geschichtsbild der Wende des 12. zum 13. Jhdt, des keines-
wegs und allenthalben und immer so ,finsteren' Mittelalters, was ja bekanntlich ebenso
ein Schlagwort ist wie das vom,falschen Welschen' oder vom ,treuen Deutschen' etc.
Es steht der deutschen Geschichtswissenschaft m. E. heute wohl an, nach den natio-
nalen Verengungen des 19. Jhdts., in humanem und europäischem Geist erneut die
Quellen zu erforschen und zu deuten.
Aber nicht nur mit Heidelberg ist unser Thema - wenngleich relativ marginal - ver-
bunden, sondern auch zentral mit dem, der der Societä Dante Alighieri den Namen gab,
mit Dante, der am 14. September vor 670 Jahren in Ravenna verstarb. Denn er würdigt
in seiner Schrift ,de vulgari eloquentia' (1,12) den großen Stauferkaiser Friedrich II.:
,Weil aber die erlauchten Heroen, Kaiser Friedrich (und Manfred, sein wohlgeratener
Sohn) Adel und Rechtheit ihrer Form offenbarten und, solange das Glück ihnen lachte,
dem wahrhaft Menschlichen gefolgt sind, das Viehhafte verachtend: deshalb haben die
adligen Herzens und die Begnadeten der Erhabenheit solcher Fürsten anzuhangen ge-
trachtet, so daß zu ihrer Zeit, was immer an hohen Geistern unter den Lateinern glänzte,
zuerst am Hofe solcher Kronenträger aufkeimte.'
Eine eindrucksvolle Würdigung, wenngleich Dante den ,zweiten Friedrich', wie er
ihn nennt, im X. Gesang des Inferno seiner ,Divina Comedia' als ,Epikureer' und Jen-
seitsverächter' auch büßen läßt, insoweit den Anschauungen seiner Zeit folgend. Unser
Thema heute hat also zwiefachen Grund.
Darüber hinaus aber eine vierfache Gliederung, die sich freilich aus der Sache heraus
nicht immer streng auseinanderhalten läßt:
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