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Wolf, Gunther
Satura mediaevalis: Gesammelte Schriften ; Hrsg. zum 65. Geburtstag (Band 3): Stauferzeit — Heidelberg, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.15265#0030

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über die Kaiserpolitik des MAs u. die mit ihr verbundene Ostpolitik, 1934, '1943; Gg. v. Be-
low, Die italien. Kaiserpolitik d. MAs mit bes. Hinblick auf die Politik Fr. B. Ein Beitrag z.
Frage d. hist. Urteilsbildung, 1927.

256 Th. Mayer (geb. 1883 in Neukirchen/Oberösterr., 11972); 1942 - 45 Präsident des Reichsin-
stituts für ältere dt. Geschichtskunde (ernannt!), der früheren und späteren MGh; zu Th.
Mayer jetzt: J. Fried, Konstanz u. d. Konstanzer Arbeitskreis f. ma. Gesch. (1951 - 1991), in:
Vierzig Jahre Konstanzer Arbeitskreis f. ma. Gesch, 1991, S. 11 - 37, bes. 11 - 14); vgl. auch
den Nekrolog auf Th. Mayer von Horst Fuhrmann (heute Präsident der MGh), in: DA 29,
1973, S. 343f. M. E. wird Th. Mayer bei Fried, im Hinblick auf seine Rolle im 3. Reich, zu
wohlwollend gesehen.

257 Th. Mayer, Mittelalterl. Studien, Ges. Aufsätze, 1959.

258 K. Bosl (wie Anm. 206), S. 251,1972.

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Futuwwa und Ritterlichkeit

Zum Einfluß islamischer Männer- und Ritterbünde
auf die mittelalterlichen Ritterorden des Abendlandes

In seinem Einführungsvortrag zum Thema ,Die Renaissance der Wissenschaften im
12. Jahrhundert' hat der frühere Heidelberger Mediävist Peter Classen lapidar formu-
liert: ,Die Bedeutung der Begegnung zwischen Ost und West im 12. Jahrhundert kann
schwerlich überschätzt werden.' Dem ist als Resume nichts hinzuzufügen. Es soll im fol-
genden untersucht werden, ob und inwieweit dieses Resume auch für unser gewähltes
Thema zutrifft.

Die bekannten großen Ritterorden der lateinischen Christenheit sind alle Gründun-
gen des 12. Jahrhunderts - vielleicht mit Ausnahme des Johanniterordens, dessen sichere
Anfänge wohl schon in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts liegen, mit vielleicht älteren
Vorläufern und mit der Ausnahme späterer ,Folge-'Orden. Alle diese Ritterorden haben
ihren Ursprung und ihre Zielsetzung in der Verteidigung des Glaubens', der 1156 ge-
gründete Alcantara-Orden und der 1158 gegründete Calatrava-Orden gegen die islami-
schen Mauren, Johanniter-Orden (gegr. 1065 bzw. 1096/99), Templer- (gegr. 1119) und
Deutschritter-Orden (gegr. 1191) gegen die islamischen Selcuken.

Alle Ritterorden entstanden gewissermaßen ,vor Ort', d. h. im Kampf gegen und in
der Begegnung mit der islamischen Welt. Diese Tatsache und die Gründungszeit können
nicht zufällig sein, sondern haben zu untersuchende Gründe.

Bevor wir aber die Gründung und Eigenart dieser Orden näher untersuchen, wollen
wir auf die seit alters bestehende ,militia Christi' kurz zurückgreifen, wollen diese zu de-
finieren versuchen und zu klären, ob und inwieweit sich von dieser Tradition (allein,
oder auch, oder nicht) die mittelalterlichen Ritterorden ableiten lassen.

1. Die ,militia Christi'

Krieg und Kampf sind (auch als Wettkampf),Grundformen allen Lebens, und es gibt
unveräußerliche Tugenden, die im Kriegerstande ihren höchsten oder doch symboli-
schen Ausdruck finden - der Gehorsam und der Mut, die Bereitschaft und die Treue bis
zum Tode, die Entsagung und die Kraft (virtus). Keine höhere Religion kann daher die
Bilder entbehren, die vom Kriege genommen sind, und sie wird deshalb auch ,Rrieger'
nicht entbehren können', schreibt Adolf v. harnack 1905. Und so schwierig dies für uns
heute zu akzeptieren ist, als Erklärung historischer Phänomene trifft es wohl allemal zu.

,Militia' im Dienst der Gottheit ist schon vorchristlich, findet sich z. B. bei Piaton, bei
Cicero, Seneca und anderen. Kampf für die Gottheit, für die Verteidigung oder gar Aus-
breitung dieses,Glaubens' ist immer irgendwie auch ein ,heiliger Krieg', ja Krieg ge-
winnt - wenn überhaupt - von daher seine Legitimation als gerechter Krieg. Im alten Is-

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