104 Die Obrigkeit als 8x61x05 bzw. 61&xov05; vgl. Michel, L c, S. 284ff.; Strobel in ZNW 47,1956,
S. 67ff. u. auch G. Scharffenorth, Rm. 13 i. d. Gesch. d. polit. Denkens, Theol. Diss., Hei-
delbg. 1962.
105 Schon Meinecke, H. Wieruszowski, Kantorowicz, G. Post haben darauf hingewiesen (vgl.
Post, WaG, L c, S. 12).
106 Gerade der Verknüpfung des Herrschers als imago Dei mit Gott, sowie die Teleologie des
Staates bei Friedrich II., stehen dem nach der communis opinio entgegen.
107 Proömium d. Liber Augustalis; vgl. Kantorowicz, Ks. Fr. II., Ergbd., L c, S. 96ff. u. G. Wolf,
Universales Kaisertum 1. c, bes. Anm. 92 - 94.
108 Vgl. Kantorowicz, Ks. Fr. IL, Ergbd. u. ders., Kings two bodies, l. c, S. 103.
109 Ebda.
110 Dies wird, in etwa, von G. Post bestritten (WaG, L c, S. 12 Anm. 16). Ich möchte aber zumin-
dest an der Verwandtschaft der Vorstellungen als solcher festhalten; über die lokalen, tem-
poralen und damit auch die kausalen Zusammenhänge wissen wir ja trotz aller Bemühun-
gen noch recht wenig.
Hl Vgl. Kantorowicz, Kings two bodies, L c, S. 106 Anm. 55 u. 54, in letzterer mit Verw. auf HB
V, 162: ,et ratio prepotens que regibus imperat',,... imperialis maiestas ... non exempta iudi-
cio rationis, que iuris est mater
112 Vgl. Kantorowicz, Ks. Fr. II., Ergbd., L c, S. 72,93f. Zur Gesamtwürdigung: G. Wolf, Kaiser
Friedrich II., in: WdF, Bd. 101, !1982, S. 527ff., bes. S. 533. She. Bd. III, S. 97ff.
113 Vgl. H. Mitteis, Der Staat d. hohen MAs, 31948, S. 20 unten; she. auch F. Kern, Gottesgna-
dentum, L c, S. 121ff. u. oft.
114 She. Anm. 52; wie Klinkenberg, L c, nachweist, findet sich die Formel schon bei Innozenz I.
(401 - 417 n. Chr.) (ep. 17,1, 9 = Micne PL 20, 533 A).
115 She. Anm. 61 u. 62
116 Vgl. Post, Studies L c, S. 301ff. u. Kantorowicz, Kings two bodies, 1. c, S. 2851.
117 Immer wieder wird ja versucht, bestehendes Recht unter Hinweis auf den sogenannten
,Staatsnotstand' zu verändern, (vgl. Hitlers Reichstagsrede v. 23.3.1933 bes. im letzten Ab-
satz; she. Domarus, Hitlers Reden u. Proklamationen, 1962/63 - 65,1, 237). Darin zeigt sich
die Versuchung, Recht unter Berufung auf die ,necessitas temporis' zu ändern, von ihrer
verhängnisvollsten Seite. Doch sind minder schlimmere Arten seit langem gang und gäbe.
Vgl. auch G. Wolf, Est modus in rebus sunt certi denique fines, quos ultra citraque nequit
consistere rectum - Einige Bemerkungen zum Symbolcharakter von Maß und Kreis, in: Mis-
cell Mediev. 16,1984, passim. She. Bd. IV, S. 55ff.
118 (Prov. 14, 34), d. h. die ihre Norm in Gott hat, im Sinne des ihm ,rationem dare' (= Rechen-
schaft ablegen').
154
Kaiser und Papst
als Protagonisten des Guten und Bösen
in der späteren Kaiserzeit
Ein phänomenologischer' Versuch
Wenn auf der 20. Mediävistentagung des Jahres 1976 in Köln von den ,Mächten des
Guten und Bösen' die Rede war, oder doch zumindest dies angestrebt, so ist, falls man
nicht im Vordergründig-Partikularistischem stecken bleiben will, nach dem Erkenntnis-
interesse zu fragen.
Wir müssen fragen, warum die Thematik, die sich mit ,Mächten des Guten und Bö-
sen' beschäftigt, und sei es deren ,Bild' im 12. und 13. Jahrhundert, überhaupt für uns,
für wissenschaftliche Beschäftigung relevant ist - banal: warum verwenden wir Zeit und
Eifer auf die Analyse dieser Thematik.
Meiner Meinung nach ist die Begründung naheliegend: Wenn in allen Bereichen der
Gegenwart, der Wissenschaft wie des täglichen Lebens, der Gesellschaft wie des Glau-
bens, eine umfassende und vielschichtige Wertediskussion (wieder) einsetzt, besteht ein
informatives Interesse, die ,Werte' anderer Zeiten (und eventuell anderer Gegenden) als
Vergleichsmaterial aufzuarbeiten.
Darüber hinaus ist in einer Zeit wie der unseren, die zunehmend wieder Kenntnis
nimmt von den Irrationalia des Lebens - wenngleich sich die Mehrheit der Menschen
(noch) scheut dies offen zuzugeben - ein genuines Interesse an der Beschäftigung mit
,Mächten', d. h. mit Phänomenen, die ,Macht' über uns Menschen haben, welcher Art
auch immer, da.
,Macht haben' aber heißt: auf uns einwirken, ohne daß uns das (immer) in jedem Fall
bewußt wird, und darin eben besteht ein Teil dieses ,Macht'-habens. Erst wenn wir uns
über unser Selbst, über unser Jetzt' und über unser ,Gestern' in einer Art Selbstanalyse
klar zu werden versuchen - ob als Individuum oder als Gruppe oder als Nation - vermö-
gen wir bewußter zu leben und unsere derzeitige historische Bedingtheit zu erkennen:
das ,rerum cognoscere conscientias', das Luther als Sinn der Beschäftigung mit Geschichte
bezeichnet. Besinnen wir uns vorweg auf die Phänomene von ,Gut' und ,Böse', die der
Thematik des 20. Mediävistenkongresses implicite zugrundeliegen.
Zunächst: Gut ist Nicht-Böse; oder: Böse ist Nicht-Gut. Schon diese Alternative for-
dert eine Position. Ist Gut das Abwesend sein von Böse, so ist das Böse das beherrschen-
de Prinzip, das die Welt durchwaltet und das Gute ist die Ausnahme der Nicht-Gegen-
wart von Böse. Ist Böse aber das Abwesend sein von Gut, so ist das Gute das beherr-
schende Prinzip der Welt und das Böse ist die Ausnahme.
Unter diesem Aspekt gewinnen die Aussagen von Genesis 1, 31; 2,17 und 3, 5 erneute
Relevanz für uns: einmal wird hier die Position bezogen, daß Gott und seine Schöpfung
insgesamt gut sind - das Böse kann also von hier aus nur als Abwesenheit von Gut ver-
standen werden. Zum andern: durch das Essen vom Baum der Erkenntnis geht die Nai-
155
S. 67ff. u. auch G. Scharffenorth, Rm. 13 i. d. Gesch. d. polit. Denkens, Theol. Diss., Hei-
delbg. 1962.
105 Schon Meinecke, H. Wieruszowski, Kantorowicz, G. Post haben darauf hingewiesen (vgl.
Post, WaG, L c, S. 12).
106 Gerade der Verknüpfung des Herrschers als imago Dei mit Gott, sowie die Teleologie des
Staates bei Friedrich II., stehen dem nach der communis opinio entgegen.
107 Proömium d. Liber Augustalis; vgl. Kantorowicz, Ks. Fr. II., Ergbd., L c, S. 96ff. u. G. Wolf,
Universales Kaisertum 1. c, bes. Anm. 92 - 94.
108 Vgl. Kantorowicz, Ks. Fr. IL, Ergbd. u. ders., Kings two bodies, l. c, S. 103.
109 Ebda.
110 Dies wird, in etwa, von G. Post bestritten (WaG, L c, S. 12 Anm. 16). Ich möchte aber zumin-
dest an der Verwandtschaft der Vorstellungen als solcher festhalten; über die lokalen, tem-
poralen und damit auch die kausalen Zusammenhänge wissen wir ja trotz aller Bemühun-
gen noch recht wenig.
Hl Vgl. Kantorowicz, Kings two bodies, L c, S. 106 Anm. 55 u. 54, in letzterer mit Verw. auf HB
V, 162: ,et ratio prepotens que regibus imperat',,... imperialis maiestas ... non exempta iudi-
cio rationis, que iuris est mater
112 Vgl. Kantorowicz, Ks. Fr. II., Ergbd., L c, S. 72,93f. Zur Gesamtwürdigung: G. Wolf, Kaiser
Friedrich II., in: WdF, Bd. 101, !1982, S. 527ff., bes. S. 533. She. Bd. III, S. 97ff.
113 Vgl. H. Mitteis, Der Staat d. hohen MAs, 31948, S. 20 unten; she. auch F. Kern, Gottesgna-
dentum, L c, S. 121ff. u. oft.
114 She. Anm. 52; wie Klinkenberg, L c, nachweist, findet sich die Formel schon bei Innozenz I.
(401 - 417 n. Chr.) (ep. 17,1, 9 = Micne PL 20, 533 A).
115 She. Anm. 61 u. 62
116 Vgl. Post, Studies L c, S. 301ff. u. Kantorowicz, Kings two bodies, 1. c, S. 2851.
117 Immer wieder wird ja versucht, bestehendes Recht unter Hinweis auf den sogenannten
,Staatsnotstand' zu verändern, (vgl. Hitlers Reichstagsrede v. 23.3.1933 bes. im letzten Ab-
satz; she. Domarus, Hitlers Reden u. Proklamationen, 1962/63 - 65,1, 237). Darin zeigt sich
die Versuchung, Recht unter Berufung auf die ,necessitas temporis' zu ändern, von ihrer
verhängnisvollsten Seite. Doch sind minder schlimmere Arten seit langem gang und gäbe.
Vgl. auch G. Wolf, Est modus in rebus sunt certi denique fines, quos ultra citraque nequit
consistere rectum - Einige Bemerkungen zum Symbolcharakter von Maß und Kreis, in: Mis-
cell Mediev. 16,1984, passim. She. Bd. IV, S. 55ff.
118 (Prov. 14, 34), d. h. die ihre Norm in Gott hat, im Sinne des ihm ,rationem dare' (= Rechen-
schaft ablegen').
154
Kaiser und Papst
als Protagonisten des Guten und Bösen
in der späteren Kaiserzeit
Ein phänomenologischer' Versuch
Wenn auf der 20. Mediävistentagung des Jahres 1976 in Köln von den ,Mächten des
Guten und Bösen' die Rede war, oder doch zumindest dies angestrebt, so ist, falls man
nicht im Vordergründig-Partikularistischem stecken bleiben will, nach dem Erkenntnis-
interesse zu fragen.
Wir müssen fragen, warum die Thematik, die sich mit ,Mächten des Guten und Bö-
sen' beschäftigt, und sei es deren ,Bild' im 12. und 13. Jahrhundert, überhaupt für uns,
für wissenschaftliche Beschäftigung relevant ist - banal: warum verwenden wir Zeit und
Eifer auf die Analyse dieser Thematik.
Meiner Meinung nach ist die Begründung naheliegend: Wenn in allen Bereichen der
Gegenwart, der Wissenschaft wie des täglichen Lebens, der Gesellschaft wie des Glau-
bens, eine umfassende und vielschichtige Wertediskussion (wieder) einsetzt, besteht ein
informatives Interesse, die ,Werte' anderer Zeiten (und eventuell anderer Gegenden) als
Vergleichsmaterial aufzuarbeiten.
Darüber hinaus ist in einer Zeit wie der unseren, die zunehmend wieder Kenntnis
nimmt von den Irrationalia des Lebens - wenngleich sich die Mehrheit der Menschen
(noch) scheut dies offen zuzugeben - ein genuines Interesse an der Beschäftigung mit
,Mächten', d. h. mit Phänomenen, die ,Macht' über uns Menschen haben, welcher Art
auch immer, da.
,Macht haben' aber heißt: auf uns einwirken, ohne daß uns das (immer) in jedem Fall
bewußt wird, und darin eben besteht ein Teil dieses ,Macht'-habens. Erst wenn wir uns
über unser Selbst, über unser Jetzt' und über unser ,Gestern' in einer Art Selbstanalyse
klar zu werden versuchen - ob als Individuum oder als Gruppe oder als Nation - vermö-
gen wir bewußter zu leben und unsere derzeitige historische Bedingtheit zu erkennen:
das ,rerum cognoscere conscientias', das Luther als Sinn der Beschäftigung mit Geschichte
bezeichnet. Besinnen wir uns vorweg auf die Phänomene von ,Gut' und ,Böse', die der
Thematik des 20. Mediävistenkongresses implicite zugrundeliegen.
Zunächst: Gut ist Nicht-Böse; oder: Böse ist Nicht-Gut. Schon diese Alternative for-
dert eine Position. Ist Gut das Abwesend sein von Böse, so ist das Böse das beherrschen-
de Prinzip, das die Welt durchwaltet und das Gute ist die Ausnahme der Nicht-Gegen-
wart von Böse. Ist Böse aber das Abwesend sein von Gut, so ist das Gute das beherr-
schende Prinzip der Welt und das Böse ist die Ausnahme.
Unter diesem Aspekt gewinnen die Aussagen von Genesis 1, 31; 2,17 und 3, 5 erneute
Relevanz für uns: einmal wird hier die Position bezogen, daß Gott und seine Schöpfung
insgesamt gut sind - das Böse kann also von hier aus nur als Abwesenheit von Gut ver-
standen werden. Zum andern: durch das Essen vom Baum der Erkenntnis geht die Nai-
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