Vogelfang1 und Fischfang2 mit Netzen h Zeit: Thutmosis III —
aus dem Grabe des Amenemheb3 Amenophis II
Schech abd el Gurna Nr. 85. (um 1445 v. Chr. G.).
2. Querraum, rechte Eingangswand. Malerei auf Stuck.
Mitten im Sumpfdickicht, das von Papyrusschilf gebildet wird, liegt eine kleine Lichtung,
und diese hat sich der Aufseher der Jäger dazu ausersehen, auf ihr ein Schlagnetz4 aufzu-
stellen, das an sechs Pfählen befestigt ist. Das Netz ist voller Wasservögel; beim Zusammen-
fallen des Netzes haben nur vier sich noch retten können. Die Vögel sind rein dekorativ,
mit starker Neigung zur Symmetrie, angeordnet, so besonders die obere Reihe der gefangenen
Vögel und die als Bckfüllungen vortrefflich verwandten Reiher ganz unten. — Das lange Zugseil
ist weit durch den Dschungel geführt, damit die Anwesenheit vieler Menschen die Vögel nicht
verscheuche, denn fünf Leute gehören dazu, es zuzuziehen. Der Maler hat vier dieser Männer
durch Konturwiederholung wiedergegeben, aber durch Farbendifferenzierung die Körper von ein-
ander abgehoben; den fünften Mann hat er etwas freier nach vorn gestellt. Nur ein Knecht
hält sich in der Nähe des Netzes, seinen Genossen sichtbar, verborgen, um zu rechter Zeit das
Zeichen zu geben. Der Aufseher hält sich von jeder Betätigung fern, er treibt nur mit er-
hobenem Stock die Untergebenen zur Arbeit an.
Das Milieu ist mit den einfachsten Mitteln charakterisiert. Den Dschungel veranschau-
lichen in der üblichen Weise schematisch angeordnete Papyruspflanzen, bei denen hier einmal
das Blätterwerk am Grunde der Halme durch die roten Zickzacklinien angegeben ist. Die Lichtung
ist durch die einförmig grüne Fläche wiedergegeben, an deren hinterer Grenze wieder Papyrus-
blumen emportauchen. Die Knechte stehen im Morast, den der Streifen unter ihren Füßen
andeutet, in dem die Wasserlinien nur per nefas fortgelassen sind; der Herr Aufseher hält sich
dagegen auf dem trockenen Brdreich. —
Die Beute an Sumpfgeflügel wird von einem höheren Beamten, den seine Kleidung5 vor
den übrigen heraushebt, — er trägt über den kurzen Schurz noch einen längeren aus feinem
Linnen, — fortgetragen. —
Darunter ist der Rest einer Darstellung des Fischfangs mit dem Schleppnetz erhalten.
Bin großes, von sechs Knechten regiertes Netz wird eingezogen; ein siebenter Knecht ist damit
beschäftigt, die gefangenen Fische zu spalten und für den späteren Gebrauch einzusalzen.
Sechs aufgeschnittene Fische liegen vor ihm auf der Brde.
1 Virey Mem. Miss V 2, 273. — Vogelfang: Wilk. III 36; Wilk.-B. II 109; Erman 323; Masp. Au Temps 109;
Grapow ÄZ 47, 132; Benedite in ÄZ 48, 1.
2 Virey Mem. Miss V 2, 274. — Fischfang: Wilk. III 53; Wilk.-B. II115; Erman 326; Masp. Au Temps 108.
3 S. Taf. 4 Anm. 2 3. 4 Wilk. III 45; Wilk.-B. II 109; s. a. Anm. 1. 5 S. Taf. 2 Anm. 9 u. 10.
Wreszinski, Atlas zur altäg. Kulturgesch. Tafel 24