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Wreszinski, Atlas zur altäg. Kulturgesch. Tafel 42 (a)

Transportschiffe1 aus dem IGrabe des Huje2
Kurnet Murrai Nr. 40.
Querraum, linke Hinterwand.

Zeit: Tutanchamon
(um 1420 v. Chr. G.).
Malerei auf Stuck.

Das Grab des Vizekönigs3 von Äthiopien, Huje, war zu Lepsins’ Zeiten durch die vor-
treffliche Erhaltung der Malereien vor allen Gräbern Thebens ausgezeichnet, er hat es deshalb

in seinem Bilderwerk in farbiger Wiedergabe publiziert. Heute
nicht mehr viel übrig, die Wände sind stark bestoßen und die
Gemälde vom Rauch geschwärzt; es ist deshalb nützlich,
Lepsius’ Abbildungen zur Erläuterung heranzuziehen, wenn sie
auch in Einzelheiten manche Fehler enthalten.
Die Schiffe gehören nach der Inschrift oben rechts zu
einem Transport von 'Abgaben, die Huje dem Könige selbst
vorführt. Von seiner Gestalt ist nicht mehr viel erhalten, ebenso
sind von den ursprünglichen sechs Reihen Schiffen die beiden
untersten fast völlig zerstört und deshalb hier nicht mit
abgebildet worden. Sie gleichen übrigens, soweit man sehen
kann, den beiden Schiffspaaren auf den untersten Reihen
der Tafel.

Die beiden in der obersten Reihe dargestellten Schiffe
sind ziemlich breite, flache Fahrzeuge4 mit stark aufwärts


gebogenem Bug und
Stern, wobei letzterer
den Bug noch überragt.
Sie bestehen aus starken
Planken, deren Unan-
sehnlichkeit durch reiche
Bemalung oder über
die Bordwände ge-
hängte Teppiche ver-
deckt ist. Von Fort-

ist von der alten Herrlichkeit



bewegungsmitteln, Rudern oder Segeln, ist nichts zu sehen, kein Wunder, die Schiffe
haben ja am thebanischen Ufer festgemacht; wie das geschehen ist, zeigt die Tafel deutlich:
man hat Pfähle in den Sand getrieben und die Schiffe mit Seilen daran festgebunden.
— Das Steuer5, das aus einer sehr langen Stange mit einem sich nach unten verbreiternden
bunt bemalten Blatt besteht, ist an einen festen Pfahl gebunden
und geht an der rechten Bordseite6
entlang ins Wasser, es wird vom
Tau regiert. Hinter dem Steuerruder
befindet sich eine Kabine, von deren Dach aus der Steuer-
mann die Fahrstraße überschauen konnte, das war bei
der Nilschiffahrt wegen der zahlreichen, immer wechselnden
Sandbänke durchaus notwendig. — Am Bug des Fahrzeugs
liegt eine Koje, die scheinbar aus zwei Teilen besteht, auf ihr
erhebt sich das Gerüst eines Oberbaus. — Den größten Raum des Schiffes nimmt aber
die geräumige Kajüte4 in der Mitte ein. Sie besteht aus einem kleinen, durch eine Tür zu-
gänglichen, überdeckten Vorraum mit offenen Seitenwänden und einem geschlossenen Raume
dahinter, in den man durch eine hohe Tür gelangt. Die Brüstung der Seitenwand des vor-
deren Raumes ist in der Figur eines liegenden Tieres ausgeführt. Die Wände und die Decke
des verschlossenen Gemaches bestehen wohl aus bunten Tüchern, die man über Holzrahmen
gezogen hat. — Aus dem vorderen Schiffe beugt sich ein Mann über Bord, um Wasser zu schöpfen.

5

Steuermann an einem



1 I/. D. III 116b; Wilk. III 195 teilweise; Wilk.-B. II 213 teilweise; Erman 646; Steindorff Blütezeit 61.
2 Champoll. Not. I 477, Taf. 155; L. D. III 115 ff., Text III 301; Erman 665; Mond Annales V 103; Bae-
deker 305; Inschriften: Brugsch Thes, V 1133; Piehl Inscr. 144; Breasted Rec. II 1019.
3 Masp. Hist. anc. II 230; Erman 665 ; Wiedemann 325; Breasted-R. 233; Petrie Hist. 1168.
4 Kairo Cat. Gen. 4918 Photo Brugsch. — Bootsmodelle aus dem NR. sind nicht erhalten, außer wenigen
Fragmenten in den Königsgräbern. Auf der Abb. fehlen die Außenkojen, die Mittelkoje ist ohne
Stoffbedeckung, in der Anlage aber sehr ähnlich; s. im allg. Reisner Cat. Gen. Models of Ships and boats
Introduction; Wilk. III 184; Wilk.-B. II 205; Weiß 92; Weiß Gesch. 247; Erman 635.
5 Kairo Cat. Gen. 4972. 6 Kairo Cat. Gen. 4951.

42 (b)

42 (c)

Was auf der Decke der Kajüte liegt, weiß ich nicht, es sieht aus wie ein Sack7, bei
Lepsius liegt davor ein gelber Klumpen, der wohl Gold, den kostbarsten Importartikel aus
Nubien, darstellen soll, vielleicht enthält die Hülle auch Goldstaub oder dgl.
Die Schiffe in der zweiten Reihe haben zum Unterschiede von den vorher beschriebenen
besonders hochgewölbte Sterne, die in einer Papyrusblume endigen. Sonst gleichen sich die
Fahrzeuge ziemlich, auch in der Anordnung der Kabinen. Auf dem Deck der mittelsten sitzen
fünf Äthiopenhäuptlinge mit Straußenfedern im Haar, Stricke um den Hals, die Arme auf die
Brust gebeugt, in demütiger Haltung vor dem Könige.
Die übrigen Schiffe sind ganz einfache Frachtboote, nicht sehr tiefe, breite Fahrzeuge
mit erhobenem Bug und noch höherem Stern, in dessen keilförmigen Einschnitt die Steuer-
stange gelegt ist, — gegenüber der Herabführung des Steuerruders an der rechten Bordseite
ein erheblicher Vorteil. Den Hauptraum jedes Schiffs nimmt ein großer Käfig ein, in dem
gescheckte nubische Rinder als Tribut herbeigeschafft werden. Auf dem Dache des Käfigs
in der oberen Reihe sitzt nachlässig ein Mann; vor und hinter ihm liegt frei und in Säcken
Reisezehrung für Menschen und Tiere. Am Bug steht ein zweiter mit erhobenen Händen in
Verehrung vor dem Könige. Zu seinen Füßen liegt ein Netz mit Heu (so nach Davies).
Auf dem einen Schiff der Reihe davor verprügelt ein Schiffer einen anderen; ein Hund
sieht sich die Balgerei gemütsruhig mit an. Auf dem Dache des Käfigs macht sich ein Mann
an einem Tau zu schaffen, doch ist die Stelle zu zerstört, als daß man Sicheres erkennen
könnte; ebenso ist eine kleine Inschrift über dem Schiffe nur ganz fragmentarisch erhalten.
Lepsius’ Zeichner Ernst Weidenbach hat die unteren vier Reihen fälschlich genau gleich
wiedergegeben.
7 Nach Davies vielleicht eine Plane.
 
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