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Werkstätten des Amontempels I |
aus dem Grabe des Neferrompet 0 I i
Schech abd el Gurna Nr. 178,
zweiter Raum, rechte Eingangswand.

genannt
Kel

Zeit : Ramses II.
(um 1290 v. Chr. G.)
Malerei auf Stuck.

Die Tafel schließt rechts an Taf. 74 an.
Die Werkstätten und Magazine des Amontempels liegen zu beiden Seiten einer mit Bäumen
bestandenen Straße. Erstere sind auf einem ausgedehnten, rechteckigen Grundstück belegen,
das von einer Mauer umschlossen ist. In der Mitte der Straßenfront wird sie von einem
Torbau durchbrochen, der aus einer kleinen, von zwei Papyrussäulen getragenen Halle besteht,
von deren Hintergrund ein Tor in den Vorhof führt; darüber ragen zwei mäßig hohe Tor-
türme auf. Die Türflügel bestehen aus Holz mit Metallbeschlägen, die Zeichnung gibt auch die
Riegel1 an, Querbalken, die durch zwei metallene Ösen gezogen werden. Obgleich sie natürlich
an der Innenseite des Tores gesessen haben, mochte der Maler auf ihre Wiedergabe nicht ver-
zichten, zur Wahrung der Geschlossenheit der Darstellung hat er trotzdem das Tor nach innen

umgelegt (s. Taf. 3).

„Beamte des Schatzhauses des Amon“ Neferrompet nimmt fertige
der Werkstätten in Empfang. Zwei „Obergoldschmiede“ liefern ihm die
Stücke ab, er trägt sie in eine Riste ein. In der Hauptsache handelt
es sich um Metallgefäße von verschiedenen Formen (s. auch Taf. 59).
Weiter rechts sieht man die Handwerker bei der Arbeit. Im
Hintergrund sind Holzbildhauer beschäftigt. Ein „Oberbildhauer“ be-
arbeitet die Statue6 eines nackten Kindes, die er vor sich auf einer
Unterlage liegen hat, mit einem Dächsel7, neben ihm handhaben zwei

daß rings
hypaethral war.
Der
Produkte
einzelnen

Durch das Tor gelangt man in einen
Hof, in dem gleich links ein Wächterhaus
steht, dahinter liegt direkt an der Um-
fassungsmauer das Atelier des Malers Pahon-
ter. Wir beobachten den Künstler dabei,
wie er den Rückenpfeiler einer Statue2 mit
einer Inschrift versieht. Vor ihm liegen vier
Mumiensarkophage3 und der Oberteil einer
Mumienhülle4, die der Bearbeitung harren
oder schon fertig sind.
Durch das Tor sind drei Träger einge-
treten, die an ihren Schulterjochen5 etwas Unkenntliches
tragen. Der Torhüter kommt ihnen mit geschwungener
Peitsche und erhobener Hand entgegen und fragt sie nach
dem Woher und Wohin. Die Szene scheint sich der
Darstellung nach im Vordergrund an der Umfassungs-
mauer abzuspielen, sie ist aber natürlich im Mittel-
grund am Tor zu denken, der Raummangel, vielleicht
auch der Wunsch nach einem Ausgleich zu der Ecke im
Hintergrund haben den Maler zu dieser Verschiebung
veranlaßt.
Aus diesem ersten Hof führt ein Portal, das dem vorher beschriebenen völlig
gleicht, in den Haupthof. Dieses zweite Tor ist vom Maler nach links hinüber-
gelegt worden, weil er den Raum im Haupthof anderweitig brauchte. — Es ist
nach der Darstellung nicht auszumachen, wie weit dieser Raum offen oder ge-
deckt gewesen ist, nach den Ausgrabungen in den Bildhauerateliers
in Teil el Amarna (Mitt. DOG. 52, 30) ist es am wahrscheinlichsten,
herum an der Mauer gedeckte Räume gelegen haben, während die Mitte






1 Modell Kairo. — Wilk. II 110; Wilk.-B. I 353; Towry White PSBA 21, 286. 2 Berlin Inv. Nr. 6909
3 Kairo Cat. Gen. 51054 Photo Brugsch.
4 Kairo Cat. Gen. 51009 Photo Brugsch Die Bemalung ist teilweise verloren.
6 Brit. Mus. Photo Mansell. 6 Brit. Mus. Photo Mansell. 7 Kairo 37767. S. Taf. 69.

und

Gesellen Drillbohrer8, der eine hält vier, der andere fünf Triebstangen,
bohrer

Der moderne Drill-
besteht aus einer spiralig gedrehten Triebstange, die in einen Griffkopf drehbar ein-
8 gelassen ist. Auf der Triebstange bewegt sich eine Mutter
auf und ab und dreht damit den Bohrer. Der ägyptische
Drillbohrer gleicht dem unseren fast völlig, nur daß er statt
der Mutter eine zweimal um die Mitte der Triebstange ge-
schlungene Schnur verwendet, deren beide Enden an einem
Bogen befestigt sind; man dreht die Triebstange9 durch
das Hin- und Herziehen des Bogens. Ein geschickter Handwerker10
konnte, wie das Bild zeigt, mehrere Drillbohrer nebeneinander einspannen.
Weiter nach vorn schmilzt ein Arbeiter11 einen kegelförmigen Haufen Metall
in einem flachen Kohlenbecken, er bläst die Glut durch ein langes Rohr an. Seine
fünf Kameraden schlagen Metallplatten aus, die sie auf niedrigen Ambossen vor sich
liegen haben. Weiter im Vordergrund sind zwei Männer am Schmiedefeuer beschäftigt,
der Mann rechts tritt den Blasebalg (s. auch Taf 82), der linke macht 12
sich an dem Werkstück zu schaffen, das in der Glut liegt. Dahinter ’
liegt eine Zange12 auf der Erde. Ganz im Vordergrund scheinen drei Arbeiter
an Metallgefäßen beschäftigt zu sein (vgl. Taf. 59), doch ist die Darstellung zu zerstört, als
daß man etwas Bestimmtes sagen könnte. — Zur Kleidung des Neferrompet vgl. Taf. 14
72. Zu bemerken ist der kleine, gezackte Zipfel des schürzen artigen Überkleidcs.




8 Berlin Inv. Nr. 17403; Schäfer Priestergr. Abb. 223. — Wilk. III 169; Wilk.-B. I 400; Perr. Chip. 696,
1; Erman 602.
9 Griffith Beni Hassan III Taf. V, 80.
10 Holzbearbeitung: Wilk. III 167; Wilk.-B. II 194; Perr. Chip. 773; Erman 599; Masp. Arch. 259;
Masp.-St. 259; Steindorff Kunstgew. 11; Petrie Arts 137; Köppen-Breuer 51.
11 Metallbearbeitung s. Taf. 59, 2. 12 Kairo 22231.

Wreszinski, Atlas zur altäg. Kulturgesch. Tafel 73(a-c)

73 a

73 b

73C
 
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