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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 17.1924

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Schmarsow, August: Die reine Form in der Ornamentik aller Künste, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3619#0323
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DIE REINE FORM IN DER ORNAMENTIK ALLER KÜNSTE, 31Q

Der Fischer.

./ Und würdest erst gesund!« »Labt sich die liebe Sonne nicht, ^k

* Du stiegst herunter, wie du bist, Der Mond sich nicht im Meer? *

So wohlig auf dem Grund, Kehrt wellenatmend ihr Gesicht

Ach, wüßtest du, wie's Fischlein ist Nicht doppelt schöner her?

Hinauf in Todesglut? Lockt dich der tiefe Himmel nicht,

Mit Menschenwitz und Menschenlist Das feuchtverklärte Blau?

»Was lockst du meine Brut Lockt dich dein eigen Angesicht

Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm: Nicht her in ew'gen Tau!«

Ein feuchtes Weib hervor. Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll, *

Aus dem bewegten Wasser rauscht Netzt' ihm den nackten Fuß;

Teilt sich die Flut empor; Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll

Und wie er sitzt und wie er lauscht, Wie bei der Liebsten Gruß.

Kühl bis ans Herz hinan. Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;

Sah nach dem Angel ruhevoll, Da war's um ihn geschehn:

JEin Fischer saß daran, Halb zog sie ihn, halb sank er hin,
Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll, Und ward nicht mehr gesehn.

Dagegen bietet der »Nachtgesang« von 1803, nach dem italienischen Vorbild
■»Tuseiil dolcefuoco« mit Reichardts Melodie, ein Beispiel rein ornamentaler Behand-
lung. Von den fünf vierzeiligen Strophen ist zu sagen, daß nur je drei Zeilen eigent-
lich zusammengehören, während die vierte, in allen gleiche, den Refrain bildet, oder
wie wir sagen wollen, die Kehrzeile. Die dritte Zeile jeder Strophe wird als Anfang
der folgenden wiederholt, so daß eine Verkettung durch die gleichen Glieder ent-
steht; die fünfte Strophe gibt außer dieser Anfangswiederholung der Schlußzeile der
vierten nur noch die Wiederholung der beiden ersten Zeilen des Ganzen, jedoch in
umgekehrter Folge, also rückläufig, so daß sich das Ganze zum Kreis oder Kranz
zusammenschließt, — wie die Halskette selbst, ein Schmuckgebilde darstellt. Inhalt-
lich wäre es am ehesten als »Schlummerlied« mit summendem Saitenspiel zu be-
zeichnen, das freilich eine leise Klage zu äußern wagt.

Nachtgesang,
a O gieb vom weichen Pfühle,
ß Träumend, ein halb Gehör!
f [ Bei meinem Saitenspiele —
| Schlafe! — was willst du mehr?

Y l Bei meinem Saitenspiele
ß Segnet der Sterne Heer
a i Die ewigen Gefühle.

| Schlafe! — was willst du mehr?

a ( Die ewigen Gefühle

Y Heben mich, hoch und hehr,
ß C Aus irdischem Gewühle.

| Schlafe! — was willst du mehr?
ß l Vom irdischen Gewühle
a Trennst du mich nur zu sehr,

Y f Bannst mich in diese Kühle.

) Schlafe! — was willst du mehr?
T l Bannst mich in diese Kühle,
ß Gibst nur im Traum Gehör,
a Ach, auf dem weichen Pfühle,

Schlafe! — was willst du mehr?
 
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