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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 6.1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.3675#0303
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BESPRECHUNGEN. 297

Formgestaltungen begann, die imstande sein sollen, den vielseitigen, weit ver-
knüpften Reichtum der modernen Seele in den knappen Rahmen des Dramas zu
spannen. Damit will ich die Bemerkungen schließen, zu denen mich dieses Buch
angeregt hat, das kraft seines Ernstes und seiner Gründlichkeit eine gute und sichere
Unterlage für weitere Forschungen abgeben kann.

Rostock. Emil Utitz.

Werner Weisbach, Impressionismus. Ein Problem der Malerei in der Antike
und Neuzeit. I. Band. Berlin, S. Orotesche Verlagsbuchhandlung 1910. 4".
XV u. 259 S. mit 6 Farbentafeln, 7 Kupferätzungen und 94 Textbiklem.

Was wir im allgemeinen in der Malerei als impressionistisch anzusprechen
haben, dafür bringen wir gleichsam ein Augenmaß aus der Gegenwart mit. Es
wird daher möglich, den Impressionismus in der Geschichte der Malerei unabhängig
von der Forderung nach bestimmteren Formulierungen, nach einer tiefergehenden
Problenierfassung zu behandeln. Solche Darstellungen, die also mehr vom Stand-
punkt des Kenners aus geschrieben sind, besitzen wir in Arbeiten, wie sie Duret,
Meier-Gräfe u. a. geschrieben haben, die in der Regel einen engeren Kreis der dem
modernen Impressionismus angehörenden Malerpersönlichkeiten nehmen. Dagegen
sind ästhetische Untersuchungen, die in erster Linie das Wesen des Impressionis-
mus nach allen Seiten zu umgrenzen und begriffliche Klarheit zu schaffen streben,
weit seltener, als die Aktualität des Themas vermuten läßt. Jenen Kennerarbeiten
reiht sich auch das neue, umfangreiche und gut illustrierte Werk von Werner Weis-
bach, dessen erster Band vorliegt, an, mit dem Unterschied, daß der Verfasser das
gesamte Material aus der Antike und Neuzeit in historischer Ordnung vorzuführen
sucht. Das Werk ist auf zwei Bände berechnet. »Der erste führt die Untersuchung
von der europäischen Antike bis zum Ende des IS. Jahrhunderts und bringt ein
Schlußkapitel über Klassizismus und Romantik um die Wende des 18. und 19. Jahr-
hunderts. Der zweite, der binnen Jahresfrist erscheinen soll, wird die ostasiatische
Malerei (China, Japan) und die europäische Kunst des 19. Jahrhunderts behandeln.«

Was der Verfasser unter Impressionismus versteht, wird im ersten Kapitel als
»das Problem« erörtert. Schneller noch erfahren wir es aus einer der Schluß-
anmerkungen (S. 255): »Illusionismus. Bei Wickhoff bedeutet der Begriff im Grunde
das, was wir das impressionistische Problem nennen. Unter illusionistisch verstehen
wir dem herkömmlichen Sprachgebrauch gemäß eine Darstellungsweise, die bestrebt
ist, ein Vorgestelltes in möglichst täuschender Wiedergabe zu veranschaulichen. Es
kommt nur darauf an, daß die Tendenz, auf die Illusion hinzuarbeiten, zutage tritt.
Demgemäß gibt es verschiedene illusionistische Darstellungsarten. Eine davon ist
die impressionistische, die sich ihrer besonderen Mittel bedient, um eine Illusion
zu erzeugen.« Dieser Kern wird in dem einleitenden Kapitel von einer Menge lose
zusammenhängender Aussagen über Wirkung und Mittel der impressionistischen
Malerei umhüllt. Für Weisbach besteht das Wesentliche des impressionistischen
Kunstwerks in der möglichsten Steigerung der illusionistischen Wirkung. Dies Ziel
bestimmt auch die Besonderheit der künstlerisch-technischen Mittel. Die Wirkung
wird erreicht, indem der Impressionist die Form »aus den momentanen malerischen
und optischen Erscheinungsfaktoren heraus« deutet. Die Form erscheint als das
Produkt einer Anzahl von Tonwerten, deren optische Verschmelzung zu einer Form-
vorstellung mehr oder weniger dem Auge des Beschauers überlassen bleibt. Aller
Nachdruck wird auf die Bedeutung der Valeurs gelegt. »Aus diesen Valeurs baut
gleichsam der Maler sein Werk auf, indem er sie mit unverschmolzenen Pinsel-
strichen auf dem Bilde anlegt.« Warum gerade die Valeurmalerei imstande ist die
 
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