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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 6.1911

DOI Artikel:
Sauerbeck, Ernst: Ästhetische Perspektive, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3675#0457
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ÄSTHETISCHE PERSPEKTIVE.

451

Figur 2.

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Unser Raumgewissen wird freilich nicht in Aufruhr gebracht, wenn
wir an Stelle der ersten Ansicht — ich will sie in Ermanglung einer
besseren Bezeichnung die Gradecke nennen — die zweite — die
Schrägecke — setzen; aber das räumliche Empfinden bleibt doch
keineswegs unberührt: die Gradecke hat vor tausend anderen
Ecken — eben den Schrägecken — eine Vorzugs Stellung voraus:
und zwar dadurch, daß ihre eine Begrenzungsfläche in einer
geraden Frontebene, also parallel der Bildebene liegt. Diese
Parallelität der einen Wandfläche wird aber zweifelsohne als
besonders wohltätig (beruhigend) empfunden. Diese wohl-
tuende Eigentümlichkeit ist für sich allein freilich nicht ausschließlich
um den Preis der Exzentrizität zu gewinnen; ich kann auch in einem
zentrischen Bild eine Wand parallel der Bildfläche laufen lassen; aber
— nur auf Kosten eines guten Anblicks der Seitenwand; diese muß
in einem solchen Bild so stark verkürzt erscheinen, daß sie darstelle-
risch nur schlecht mehr zu verwenden ist; die malerische (im weiten
Sinne!) Eigentümlichkeit der »Ecke« geht verloren (vgl. Textfigur II
mit Erklärung)!

Für die Deutung spricht der Umstand, daß die horizontale Exzen-
trizität sozusagen ausschließlich angetroffen wird, wo es sich um archi-
tektonische Darstellungen, jedenfalls Darstellungen mit Architektur und
zwar einigermaßen dominierendem architektonischen Einschlag handelt,
 
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