DIE HOMERISCHEN GLEICHNISSE. 113
Auch für die Intensität eines Vorgangs kann ein Vergleich natürlich
das Maß abgeben. Nehmen wir sinnliche Eindrücke; 11.5, 859:
»Da brüllte der eherne Ares,
Wie wenn zugleich neuntausend daherschrein, ja zehntausend
Rüstige Männer im Streit, voll Mut anrennend und Mordlust.«
(Derselbe Vergleich II. 14, 148 von Poseidon.) Hier soll die Stärke
einer sinnlichen Äußerung bezeichnet und dem Genießenden in Gefühl
und Vorstellung mitgeteilt werden. Der Vergleich ist eine ganz reale,
erfahrungsmäßige Nebeneinanderstellung, bei der der poetische Bild-
charakter gar nicht betont ist. II. 14, 394 wird der Intensitätsgrad auf
andere Art bestimmt, nämlich durch Ausschließung der minder starken
Grade, also sprachlich indirekt und negativ:
»Nicht das Oewoge des Meers hallt solcherlei Hall an den Felsstrand,
Aufgeregt aus der Tiefe vom schrecklichen Hauche des Nordwinds;
Nicht so prasselt das Feuer heran mit sausenden Flammen
Durch ein gekrümmtes Bergtal, wann den Wald zu verbrennen es auffuhr;
Nicht der Orkan durchbrauset die hochgewipfelten Eichen
So voll Wut, wann am meisten mit großem Oetös er dahertobt;
Als dort scholl von der Troer und Danaer Volke der Ausruf.«
Gerade durch die verschiedenen negativen Vordersätze wird der
Eindruck von etwas Gewaltigem hervorgerufen, es wird eine starke
Spannung dadurch erzielt, die sich dann im Schlußsatz auslöst. Wir
haben hier etwas Ähnliches wie die im Mittelalter so häufige Priamel. —
Ganz dem gewöhnlichen Leben entnommen ist der Vergleich II. 11, 389,
der die Schwäche eines Eindrucks andeutet: »ich kümmere mich
nicht darum, wie wenn mich ein Weib träfe oder ein törichtes Kind.«
In ähnlicher Weise kann die körperliche oder geistige Überlegenheit
durch einen Vergleich zum Ausdruck gebracht werden. Das Hervor-
ragen eines Helden aus der Menge wird so mehrfach bezeichnet,
z. B.: Agamemnon ragte aus dem Volke wie ein Stier aus der Herde
(11.2, 480); Odysseus wird einem Widder verglichen, der unter der
Schafherde einhergeht (11.3, 196). Die Steigerung durch Negierung
ähnlicher Fälle begegnet uns wieder IL 17, 20, wo die Überlegenheit
des Mutes gekennzeichnet werden soll:
»Nie doch trotzt ein Pardel so fürchterlich, nie auch ein Löwe
Noch der Eber desjWaldes, der grimmige, welchem vor allen
Großer Zorn im Busen mit drohender Stärke daherschnaubt,
Als sich Panthoos Söhne, die Lanzenschwinger erheben.«
Auch die häufigen Vergleiche von Helden mit Göttern haben meist
den Zweck, übernormale Fähigkeiten und Eigenschaften zur Vorstellung
zu bringen und einen gewissen Maßstab für sie zu geben, z. B. er
kämpfte wie Ares usw. Der Vergleich kann auch ein bloßes Beispiel
Zeitschr. f. Ästhetik u. allg. Kunstwissenschaft. VII. 8
Auch für die Intensität eines Vorgangs kann ein Vergleich natürlich
das Maß abgeben. Nehmen wir sinnliche Eindrücke; 11.5, 859:
»Da brüllte der eherne Ares,
Wie wenn zugleich neuntausend daherschrein, ja zehntausend
Rüstige Männer im Streit, voll Mut anrennend und Mordlust.«
(Derselbe Vergleich II. 14, 148 von Poseidon.) Hier soll die Stärke
einer sinnlichen Äußerung bezeichnet und dem Genießenden in Gefühl
und Vorstellung mitgeteilt werden. Der Vergleich ist eine ganz reale,
erfahrungsmäßige Nebeneinanderstellung, bei der der poetische Bild-
charakter gar nicht betont ist. II. 14, 394 wird der Intensitätsgrad auf
andere Art bestimmt, nämlich durch Ausschließung der minder starken
Grade, also sprachlich indirekt und negativ:
»Nicht das Oewoge des Meers hallt solcherlei Hall an den Felsstrand,
Aufgeregt aus der Tiefe vom schrecklichen Hauche des Nordwinds;
Nicht so prasselt das Feuer heran mit sausenden Flammen
Durch ein gekrümmtes Bergtal, wann den Wald zu verbrennen es auffuhr;
Nicht der Orkan durchbrauset die hochgewipfelten Eichen
So voll Wut, wann am meisten mit großem Oetös er dahertobt;
Als dort scholl von der Troer und Danaer Volke der Ausruf.«
Gerade durch die verschiedenen negativen Vordersätze wird der
Eindruck von etwas Gewaltigem hervorgerufen, es wird eine starke
Spannung dadurch erzielt, die sich dann im Schlußsatz auslöst. Wir
haben hier etwas Ähnliches wie die im Mittelalter so häufige Priamel. —
Ganz dem gewöhnlichen Leben entnommen ist der Vergleich II. 11, 389,
der die Schwäche eines Eindrucks andeutet: »ich kümmere mich
nicht darum, wie wenn mich ein Weib träfe oder ein törichtes Kind.«
In ähnlicher Weise kann die körperliche oder geistige Überlegenheit
durch einen Vergleich zum Ausdruck gebracht werden. Das Hervor-
ragen eines Helden aus der Menge wird so mehrfach bezeichnet,
z. B.: Agamemnon ragte aus dem Volke wie ein Stier aus der Herde
(11.2, 480); Odysseus wird einem Widder verglichen, der unter der
Schafherde einhergeht (11.3, 196). Die Steigerung durch Negierung
ähnlicher Fälle begegnet uns wieder IL 17, 20, wo die Überlegenheit
des Mutes gekennzeichnet werden soll:
»Nie doch trotzt ein Pardel so fürchterlich, nie auch ein Löwe
Noch der Eber desjWaldes, der grimmige, welchem vor allen
Großer Zorn im Busen mit drohender Stärke daherschnaubt,
Als sich Panthoos Söhne, die Lanzenschwinger erheben.«
Auch die häufigen Vergleiche von Helden mit Göttern haben meist
den Zweck, übernormale Fähigkeiten und Eigenschaften zur Vorstellung
zu bringen und einen gewissen Maßstab für sie zu geben, z. B. er
kämpfte wie Ares usw. Der Vergleich kann auch ein bloßes Beispiel
Zeitschr. f. Ästhetik u. allg. Kunstwissenschaft. VII. 8