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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 7.1912

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Mies, Paul: Über die Tonmalerei, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3592#0447
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ÜBER DIE TONMALEREI.

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weben. Wir haben schon darauf hingewiesen, wie wenig Ähnlichkeit

Ie m^isten der zuletzt von uns angeführten Darstellungsformen mit

er Wirklichkeit haben; ebenso ist uns die gleichmäßige Übertragung

von Tierstimmen, Lachen und Windheulen durch chromatische Gänge

aufgefallen. Wir wollen hier noch ein Beispiel geben, in dem Zum-

steegi) (1760—1802) die Worte illustriert: »Wenn Orkane heulen durch

'e Felsenritze«; die seltsame Übereinstimmung mit der Benda-Mozart-

schen Darstellung des Löwengeheuls (Notenbeispiel 18) ist nicht zu

39.

Allegro

Wenn Orkane heulen durch die Felsenritze

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de R]111111* nocl1 die sPäter zu besprechende musikalische Darstellung
ntzes hinzu, so ist alles zum musikalischen Gewitter gegeben,
wegen der oben angeführten Gründe scheint es doch ziemlich

^geschlossen, ohne Text oder — bei einheitlichen Werken — ohne
. erschrift, herauszufinden, ob der Komponist ein Gewitter hat dar-
teilen wollen oder nicht. Die Wiedergabe eines Waldwebens ist
°cn viel ungenauer und unerkennbarer. Bei genauer Betrachtung
'ent man denn auch an Werken, die nicht nur Anspruch auf Natur-
anrheit, sondern auch auf musikalischen Wert machen, daß in ihnen
,e Tonmalerei gegenüber der musikalischen Arbeit nur eine unter-
geordnete Rolle spielt. Mendelssohns Ouvertüre zur ersten Walpurgis-
c"t, R. Wagners Ouvertüre zum Fliegenden Holländer, Beethovens
ewitter in der Pastorale sind nach derartigen Prinzipien aufgebaut,
enn auch in letzterem die tonmalerische Darstellung des Donner-
s ° lens, des Blitzes, des Sturmbrausens nicht zu verkennen ist, so
deruht d°ch die Schönheit und Bedeutung des Werkes nur auf den
m Ganzen zugrunde liegenden Motiven, die mit Tonmalerei wenig
n haben; es sind die im folgenden mit I und II bezeichneten,
alJS ?.enen die Motive III, IV und V musikalisch logisch folgen, V hat
sich S außerdem noch tonmalerische Bedeutung. Die an Stelle IV
c anschließende Partie des Satzes bringt wohl am meisten den Ein-
zur dCS Ma]esfätischen und Schreckhaft-Überwältigenden im Gewitter
___^hung, obwohl gerade sie mit Tonmalerei wenig zu tun hat2).

l) L. Z. S. 198.

) Über das Gewitter in der Musik siehe auch Ed. v. Wölfflin, a. a. O. S. 232.
 
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