Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 23.1929

DOI Artikel:
Friedemann, Käte: Das Symbolische im Werke Henrik Ibsens
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14175#0067
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DAS SYMBOLISCHE IM WERKE HENRIK IBSENS.

53

das Bild nicht durchaus mit dem deckt, was es verbildlichen soll.
Roman Woerner weist in seinem Ibsen-Buche mit Recht darauf hin, daß,
während Hebbel eine symbolische Handlung als eine in sich selbst be-
deutende bezeichnet, er damit zu der Definition Goethes vom Allgemeinen
im Besonderen komme, und daß demnach Hebbel und Goethe in Hin-
sicht auf das Symbol ästhetische Monisten seien, während Ibsens Sym-
bolismus in einem Dualismus wurzle. Gewiß haben wir diese Art,
das Allgemeine durch das Besondere auszudrücken — vor allem die
ganze Handlung durch eine Teilhandlung — auch bei Ibsen festgestellt.
Meist aber trägt er etwas in die Wirklichkeit hinein, was nicht unmittel-
bar in ihr enthalten ist, und das wird ihm zuweilen zur Klippe. Vor
allem im „Baumeister Solness", wo das Verlangen eines Mädchens, den
geliebten Mann trotz seiner Neigung zum Schwindel auf die Kirchturm-
spitze klettern zu lassen, gefühlsmäßig ganz etwas anderes bedeutet,
als ihn zur Höhe des Ideals emporsteigen zu sehen. Das eine mutet uns
als Sensationslüsternheit eines „Weibchens" an, das andere wäre der
natürliche Trieb jeder groß empfindenden Frau in der Liebe zum
Manne. Auch im Symbol müßte es sich hier um etwas Großes, in
sich Wertvolles handeln, damit uns Hilde Wangels Verlangen nicht als
kindischer Übermut und frevelhaftes Spielen mit dem Leben eines ande-
ren erschiene.

Wenn Roman Woerner im Symbolismus der letzten Periode Ibsens
eine Niedergangserscheinung erblickt, so möchten wir hier hervorheben,
daß in diesem Symbolismus kein Neues in Ibsens Leben tritt, sondern
daß sich nur etwas verstärkt hat, was zutiefst mit Ibsens Wesens-
art verwachsen und von allem Anfang an bei ihm wahrnehmbar ist.
Es nicht wollen, heißt den ganzen Ibsen verneinen. Wir könnten hier
an das Wort Lessings erinnert werden, von einem Kinde, das zwar
einen Buckel hat, sich aber doch ganz wohl mit diesem befindet, das
man aber töten würde, wollte man es von seinem Gebrechen zu heilen
suchen.
 
Annotationen